Klein und aus besserem Silber
Warum es vor 90 Jahren bei den Reichsmünzen zu einer nicht nur politisch bedingten Umstellung kam



Die ab 1933 geprägten Silbermünzen unterscheiden sich deutlich von den viel größeren und unhandlichen Gedenk- und Kursprägungen aus der Weimarer Republik, hier der seltene, auf Vorrat in Hamburg geprägte Eichbaum mit der Jahreszahl 1933 und das Berliner Fünf-Mark-Stück zu Goethes einhundertstem Geburtstag.



Die Luther- und Schillermünzen von 1933 und 1934 bedienen sich der „deutschen“ Fraktur, die während des Zweiten Weltkriegs, einem Befehl von Hitler, als undeutsch, ja als jüdisch verteufelt wurde.



Auf den nur probeweise geprägten Fünf-Mark-Münzen zur „Heimkehr der Saar“ strömen begeisterte Menschen ins Dritte Reich. Dessen Schergen begannen eine unerbittliche Jagd auf Nazigegner und die jüdische Bevölkerung.



Paul von Hindenburg genoss bei den Nazis und ihresgleichen als herausragender Feldherr des Ersten Weltkriegs und Wegbereiter der Nazidiktatur große Verehrung. Doch waren nicht alle „Volksgenossen“ von seiner Rolle als Reichspräsident während der Weimarer Republik begeistert, weshalb sie forderten, die Hindenburgmünzen durch solche mit anderen Motive auszutauschen. Die formale Übergabe der Regierungsgewalt am 21. März 1933 durch Hindenburg an Hitler diente der Legitimation der Nazidiktatur, die Potsdamer Garnisonkirche mit den Särgen der preußischen Könige FriedrichWilhelm I. und Friedrich II., des Großen, avancierte zu einem braunen Wallfahrtsort.




Die Fünfzig-Kopeken-Münze von 1943 sollte im so genannten Reichskommissariat Ukraine ausgegeben werden. Doch unterblieb die Maßnahme, weil die Rote Armee schnell vorrückte und der Naziherrschaft ein Ende setzte. Wer in der DDR mit Pfennigen aus Aluminium bezahlte, wird kaum gewusst haben, dass die Ähre auf dem Zahnrad auf der Rückseite für deutsches Besatzungsgeld vorgesehen war. Foto: Künker (Fotos: Caspar)

Das Fünf-Mark-Stück mit dem beeindruckenden Altersbildnis von Johann Wolfgang von Goethe ist eine der seltensten und teuersten Gedenkmünzen der Weimarer Republik. Mit der Sonderausgabe zum einhundertsten Todestag des Dichters endete 1932, am Vorabend der Errichtung der Nazidiktatur, die kleine, aber feine Serie von Erinnerungsprägungen, die bei Sammlern sehr beliebt ist. Nach Errichtung der Nazidiktatur am 30. Januar 1933, vor nunmehr 90 Jahren, folgten nur noch wenige Gedenkmünzen. Offenbar hielten es die neuen Herren in den braunen Uniformen für nicht wichtig, durch drastische Veränderungen im Design der Münzen und der Geldscheine darzutun, dass sich eine in der NS-Propaganda immer wieder beschworene „nationale Revolution“ vollzogen hat. Das besorgten nach dem Motto „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ zahllose Medaillen mit Hitlers Bildnis und Nazisymbolen, aber auch Briefmarken, Plakate und andere Propagandaerzeugnisse.

An den Gedenk- und Kursmünzen der Weimarer Republik hatte es schon lange Kritik gegeben. Die Werte zu drei und fünf Reichsmark, die heute Sammleraugen leuchten lassen, wurden als zu groß und zu schwer abgelehnt. Geldbörsen schwollen an, Jackentaschen beulten aus, beim Bezahlen wogen die Münzen mit einem Gewicht von 25 Gramm (5 Reichsmark) beziehungsweise 15 Gramm (3 Reichsmark) viel zu schwer in der Hand. Das hatte etwas mit der schlechten Silberlegierung von 500/1000 zu tun, die sich erheblich von den 900er Silbermünzen der Kaiserzeit unterschied.

Umstellung auf bessere Legierung

Es ist nur ein Zufall, dass die schon seit längerem geplante Umstellung der Silbermünzen auf eine bessere, nämlich wieder wie früher 900er Legierung mit dem Ende der Weimarer Republik und der Errichtung der NS-Diktatur zusammen fällt. Sie konnte sich damit brüsten, einem Wunsch der „Volksgenossen“ zu entsprechen und verschwiegen, dass die Aktion schon lange geplant war. Die Umstellung der Silbermünzen auf eine hochwertige Legierung ging mit ihrer Verkleinerung einher. Hatten die bisherigen Münzen zu fünf Reichsmark einen Durchmesser von 36 Millimetern und waren die zu drei Mark 28 Millimeter groß, so hatte man jetzt die gleichen Werte mit 29 beziehungsweise 25 Millimetern in der Tasche. Dort blieben sie nicht lange, denn schon bald zog die Hitlerregierung ältere und ihre eigenen Silber- und Nickelmünzen wieder ein, weil das Metall zur Kriegsvorbereitung benötigt wurde. Da viele Gedenk- und Kursmünzen zurück gehalten wurden, bietet der Münzhandel auch heute noch größere Mengen an. Wenn große und kleine Geldstücke eine herausragende Erhaltung besitzen, sind ihnen recht hohe Preise sicher.

Im Emissionsprogramm der NS-Diktatur ragen dies Gedenkmünzen zu fünf und zwei Reichsmark (RM) zum 450. Geburtstag von Martin Luther (1933, Gestaltung: Hans Wissel) und ein Jahr später die gleichen Werte zum 175. Geburtstag von Friedrich Schiller (1934, Gestaltung: Hubert Zimmermann) heraus. Hinzu kommen Gedenkmünzen zu zwei und fünf RM anlässlich des als Tag der Machtübergabe von Hindenburg und Hitler gefeierten „Tags von Potsdam“ am21. März 1933 mit der Ansicht der Potsdamer Garnisonkirche, in der die Zeremonie stattfand (1934/35, Gestaltung; Alfred Vocke/Reinhard Kullrich) und die Ausgaben mit dem Kopf des 1934 verstorbenen kaiserlichen Generalfeldmarschalls und ab 1925 Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1935-1939, Gestaltung: Alfred Vocke/Franz Krischker) keine weiteren Silberemissionen.

Die für 1933 geplante Gedenkmünze zum 50. Todestag des von Hitler so sehr verehrten Komponisten Richard Wagner blieb auf der Strecke. Die Gründe für den Verzicht sind nicht bekannt. Es kann sein, dass der noch aus der Endzeit der Weimarer Republik den neuen Machthabern nicht gefiel oder ihnen ein 50. Jahrestag nicht angemessen erschien. Aus der Vergangenheit und der Gegenwart ist bekannt, dass Münzprojekte aus politischen und anderen Gründen nicht verwirklicht wurden. Für Sammler und Forscher ergibt sich daraus ein interessantes Recherche-Thema.

Zu einigen, heute teuer bezahlten Probeprägungen brachten es die 1935 zur „Heimkehr“ der bis dahin französisch besetzten Saar in drei Versionen hergestellten Fünf-Reichsmark-Münzen. Goldstücke zu 20 und 10 RM wurden nicht geprägt, obwohl es dafür bereits in der Weimarer Republik Überlegungen und probeweise hergestellte Ausgaben gab. Pläne, den auf Medaillen unentwegt dargestellten Diktator Hitler durch Kursmünzen zu ehren, wurden auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg verschoben und daher nicht verwirklicht, Die wenigen Probeprägungen werden hoch bezahlt, vor Fälschungen und Fantasie ausgaben wird gewarnt.

Bei den ab 1933 geprägten Münzen wurde die bisher bis auf das Dreimarkstück Walter von der Vogelweide von 1930 fast durchgängig in verschiedenen Abwandlungen verwendete Antiqua-Schrift durch die „deutsche“ Fraktur ersetzt. Im Zweiten Weltkrieg gab es in den Medien eine von Hitler befohlene Umstellung auf die lateinische Antiqua, weil in den von der Wehrmacht okkupierten Ländern die Frakturschrift nur schwer gelesen werden konnte. Bei den Münzen hat man die Umstellung für die Zeit nach dem „Endsieg“, der dann zu unser aller Glück nicht eintrat, zurückgestellt. Dies gilt auch für eine von Sprachkundlern vorbereitete radikale Rechtschreibreform, die jedoch ausgesetzt wurde, um im Krieg nicht noch mehr Probleme an den Hals zu bekommen.

Es nimmt nicht Wunder, dass das Bildnis des 1934 verstorbenen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg auf zahllosen Zwei- und Fünfmarkstücken sowie auf Medaillen erscheint. Dabei hatte es schon 1933 Versuche gegeben, den neuen Reichskanzler auf Kursmünzen, denen weite Verbreitung sicher war, und nicht nur auf Medaillen feiern. Da der Diktator nicht interessiert war, blieben die Pläne in der Schublade. Hingegen wurde nichts dagegen unternommen, dass er von der Kitsch- und Andenkenindustrie vermarktet wurde. Außerdem trugen zahllose Briefmarken und Postkarten sein Bildnis auch ins Ausland, wo man erschreckt und ängstlich, aber auch bewundernd zuschaute, was in Deutschland passierte.

Umstrittener Hindenburg

Paul von Hindenburg war als Bezugsperson und Vorbild bei den Nationalsozialisten und Konservativen durchaus umstritten. Man erinnerte sich noch recht gut, dass der kaiserliche Generalfeldmarschall und Chef der Obersten Heeresleitung sowohl als Militär im Ersten Weltkrieg als auch nach seiner zweimaligen Wahl zum Reichspräsidenten im Jahr 1925 und 1932 keine sonderlich heldenhafte Rolle im Sinne der Naziideologie gespielt hat. Ihm waren der Emporkömmling Hitler und seine braunen Schläger durchaus ein Gräuel. Dennoch hat er die ihm laut Weimarer Verfassung zustehenden Kompetenzen nicht genutzt, ihrem Treiben Einhalt zu gebieten. Vielen Leuten galt der alte Marschall trotz der versöhnlerischen Bekundungen beim „Tag von Potsdam“ als Vertreter des verhassten „Weimarer Systems“, gegen das die Nazis vor 1933 mit allen Mitteln gekämpft hatten.

Einen solchen Mann ständig im Portemonnaie mit sich herumzutragen, wurde von besonders überzeugten Nazis als Provokation empfunden. Da nimmt es nicht Wunder, wenn immer wieder der Ruf nach einem anderen Kopf auf Geldstücken, nämlich dem von Hitler, ertönte. Von dem nicht näher bekannten Rittergutsbesitzer Hans Schröder ist ein Brief von 1940 an das Reichsfinanzministerium erhalten. Der Verfasser fordert, die mit dem Kopf von Hindenburg, „der sich gegen alles Völkische und gegen das Kommen des Führers gesträubt hat“, versehenen Münzen einzuziehen. „Sein Bild muss gelöscht werden. Münzen und Marken müssen das Sinnbild deutscher Auferstehung tragen, das Bild Adolf Hitlers, des großen Herrschers und Friedensbringers von Europa, des Führers aller Deutschen der Erde.“

Hitlermünze erst nach dem Endsieg

Wir wissen nicht, wie das Ministerium auf solche Forderungen reagiert hat, wir wissen nur, dass es mitten im Zweiten Weltkrieg Pläne gab, Münzen mit dem Bildnis von Hitler herzustellen. Diesbezügliche Ideen kamen nie über das Stadium von Entwürfen und einigen Probeprägungen hinaus. Nähere Umstände, weshalb Hitler, dessen Bild in jeder Schule, jeder Amtsstube und in Millionen Haushalten hing, sich aber nicht auf Münzen sehen wollte, müssten erforscht werden. Aus der Umgebung des „Führers“ wurde nur bekannt, dass er entsprechende Emissionen für die Zeit nach dem „Endsieg“ hinausschob.

Künstler und solche, die sich dafür hielten, sahen nach der „Machtergreifung“ eine willkommene Gelegenheit, nicht nur unliebsame Konkurrenten als politisch untragbar und „entartet“ zu diffamieren und auszubooten. Sie biederten sich auch auf widerliche Weise den neuen Herren an, um Aufträge zu bekommen. Dabei tat sich unter anderem der SA-Sturmbannführer Oskar Glöckler besonders hervor, der unter Berufung auf seine Mitgliedschaft in der NSDAP seit 1922 am 21. Juni 1933 den Staatsminister und Chef der Reichskanzlei Lammers bat, sich „an höchster Stelle“ dafür einzusetzen, dass er, Glöckler, wegen seines Einsatzes für die NS-Bewegung und der Verfolgungen, die er deshalb erlitten hat, dass er bei Aufträgen berücksichtigt wird. Es sei für ihn bitter zu sehen, „als alter SA-Führer trotz gleichwertiger, wenn nicht besserer Leistung mit Kollegen in Wettbewerb treten zu müssen, die unter Dr. Redslob lieb Kind waren und stets gefördert wurden.“ Mit Edwin Redslob war der den Nazis verhasste und 1933 von ihnen in die Wüste geschickte Reichskunstwart gemeint, unter dessen Ägide auch die Kurs- und Gedenkmünzen und viele offizielle Medaillen der Weimarer Republik, ferner Briefmarken, Siegel und ähnliches geschaffen und außerdem Staatsfeiern und ähnliches veranstaltet wurden. Indes blieben Entwürfe von Glöckler für eine „Führermünze“ mit der Umschrift „Unser die Zukunft – Adolf Hitler“ unberücksichtigt. Gelegentlich im Handel auftauchende Gold-„Münzen“ zu 100 Reichsmark mit Hitlerkopf und Goldabschläge von inoffiziellen Fünf-Mark-Stücken sind private Machwerke aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Im Reichsfinanzministerium wurden 1941 Pläne für eine Hitlermünze geschmiedet, die „der überragenden Stellung des Großdeutschen Reiches entsprechen und in Beziehung zum siegreichen Ausgang des Krieges stehen“ sollte. Aus dem Führerhauptquartier kam auf eine diesbezügliche Anfrage des Finanzministers Schwerin von Krosigk eine positive Antwort. „Der Führer hat sich damit einverstanden erklärt, dass die höchsten Werte der Silbermünzen künftig auf der Bildseite den Kopf des Führers tragen, (wir) bitten aber, mit dieser Maßnahme bis nach dem Kriegsende zu warten. Dagegen, dass die Vorbereitungen hierfür jetzt schon getroffen werden, bestehen keine Bedenken“. Die kleineren Werte für Kolonialmünzen sollten Tier- und Pflanzenbilder sowie Schiffe zeigen. Allerdings wurden die Pläne für Kolonialmünzen wegen der Kriegsereignisse schon bald „vorerst zurückgestellt“. Nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad hatte Hitler seine Träume vom Griff nach Kolonien aufgeben müssen. Der Finanzminister bat im August 1941 den Reichsbeauftragten für künstlerische Formgebung, Professor Hans Schweitzer, einen strammen SA-Mann, der sich als Grafiker und Karikaturist den Namen Mjölnir (Hammer) gab, die Neuemission vorzubereiten und Künstler für einen Wettbewerb auszuwählen. Acht Teilnehmer sollten Entwürfe für ein neues Fünfmarkstück mit Hitlerkopf und Reichsadler über dem Hakenkreuz im Kranz einreichen. Angeordnet wurden in der Ausschreibung eine „Normalschrift“ und arabische Ziffern. Nicht alle Künstler sahen in den Entwürfen eine besondere Herausforderung. So winkte der Bildhauer Arno Breker dankend ab, weil „der Sprung von den Monumentalaufgaben, die ich zu bewältigen habe, auf das kleine Format eines Geldstücks zu groß ist“. Breker konnte sich das allerdings leisten, stand er doch mit seinen überlebensgroßen Heldenfiguren bei Hitler und seinem obersten Baumeister Speer in großer Gunst. Andere Künstler mussten zugreifen, nicht zuletzt waren solche Staatsaufträge auch wichtig, um vom Wehrdienst freigestellt zu werden. Die wenigen Probeprägungen erringen heute auf Auktionen enorme Preise.

Probeprägungen für die Ukraine

Vieles ist aus der neuen und neuesten deutschen Münzgeschichte bekannt, aber es gibt immer wieder Überraschungen. So tauchte vor einigen Jahren eine 1943 probeweise für das von der deutschen Wehrmacht besetzte so genante Reichskommissariats Ukraine geprägte Fünfzig-Kopeken-Münze auf, die erstmals in der Zeitschrift „Münzen & Sammeln“ Heft 21/2007 beschrieben und 2008 bei Künker in Osnabrück für 11 000 Euro versteigert wurde und im Jaeger-Katalog „Die deutschen Münzen seit 1871“, Battenberg-Gietl-Verlag Regenstauf 26. Auflage Seite 887, Nr. N619A vermerkt ist. Der Vormarsch der Roten Armee in das von deutschen Truppen und den mörderischen Einsatzgruppen geschundene Besatzungsgebiet verhinderte die massenhafte Herstellung der Münze mit der Zahl 50 KOPEKEN und der Angabe REICHSKOMMISSARIAT UKRAINE auf der Vorderseite. Dass es sich um eine Probe handelt, wird unter der Ziffer angegeben. Gauleiter Erich Koch errichtete in dem Reichskommissariat eine blutige Schreckensherrschaft gemäß seiner Überzeugung „Wir sind ein Herrenvolk, das bedenken muss, dass der geringste deutsche Arbeiter rassisch und biologisch tausendmal wertvoller ist als die hiesige Bevölkerung“ (zit. nach Ernst Klee „Das Personenlexikon zum Dritten Reich“, Edition Kramer Koblenz 2011, S. 322).

Das Besondere an der Probemünze von 1943 ist, dass die Bildseite mit einer Ähre auf dem Zahnrad nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise ab 1949 DDR auf Ein-, Fünf- und Zehn-Pfennig-Stücken aus Aluminium erscheint. Franz Paul Krischker, der führende Stempelschneider und Medailleur der damaligen Preußischen Staatsmünze in Berlin, hatte das Motiv für eine Medaille der Deutschen Arbeitsfront (DAF) geschaffen, also der 1933 gegründeten NS-Dachorganisation von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Die DAF war am 10. Mai 1933 gegründet worden. Die angeblich freiwillige, in Wirklichkeit aber weitgehend erzwungene Mitgliedschaft in dieser alles beherrschenden Einheitsgewerkschaft gab dem NS-Regime jene Mittel in die Hand, um die Bevölkerung sowohl am Arbeitsplatz als auch in der Freizeit zu überwachen und zu indoktrinieren. Mit 25 Millionen Mitgliedern war die DAF die größte Massenorganisation im NS-Staat. Ihrem Chef Robert Ley gelang es, mit mehr als 44.000 hauptamtlichen und 1,3 Millionen ehrenamtlichen Mitarbeitern in nahezu alle Bereiche der nationalsozialistischen Wirtschafts- und Sozialpolitik einzudringen.

Franz Krischker musste, als ein Symbol für die ostdeutschen Kleinmünzen gesucht wurde, nichts anderes tun, als aus dem Logo der Arbeitsfront das Hakenkreuz zu entfernen und durch eine Getreideähre zu ersetzen. Und schon hatte die von der Staatspartei SED beschworene, aber niemals wirklich existierende „Aktionseinheit der Arbeiter und Bauern“ ein passendes Symbol erhalten. Dass es die deutschen Besatzer als Geld in der Ukraine verwenden wollten, dürften damals außer Krischker nur wenige Menschen gewusst haben, schon gar nicht die DDR-Bewohner, die mit den „Aluchips“ bezahlt haben. Krischker hatte keinen Anlass, über seine Idee zu sprechen, die in Gestalt eines eisernen Gussmodells mit der Jahreszahl 1943 im Besitz des Berliner Münzkabinetts überliefert ist. DDR-Kataloge haben die Peinlichkeit verschwiegen. Über die Urheberschaft liest man dort nur ganz allgemein „Entwurf und Gestaltung: Münze Berlin“. Ältere Auflagen des Jaeger-Katalogs der ab 1871 geprägten deutschen Münzen sprechen vom Symbol des im Juni 1948 beschlossenen Zweijahresplans und nennen ebenfalls nur die „Münze Berlin“. Nach Bekanntwerden der historischen Hintergründe wird in neuen Auflagen Franz Krischker als Gestalter genannt.

Altes Design der neuen Zeit angepasst

Nach dem Ende der Naziherrschaft und des Zweiten Weltkriegs lag Deutschland zerstört am Boden, war in vier Besatzungszonen aufgeteilt und hatte größte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen, wobei die westlichen Siegermächte den Westzonen nach Kräften halfen, während die Sowjetunion die unter ihrer Kontrolle befindliche Besatzungszone durch Entnahme von Maschinen und Industriegütern regelrecht ausbluten ließ. Um den akuten Mangel an Kleingeld zu beheben, beauftragten die alliierten Behörden die Münzstätten in Berlin und Muldenhütten in der Sowjetischen Besatzungszone sowie München, Stuttgart und Hamburg in den westlich besetzten Zonen mit der Herstellung von Ein-, Fünf und Zehn-Pfennig-Stücken. Dies geschah zum Teil in provisorischen Werkstätten, weil die eigentlichen Prägeanstalten durch Luftangriffe zerstört oder beschädigt waren und erst für ihre Aufgaben hergerichtet werden mussten.

Das Hartgeld unterschied sich von den Münzen des untergegangenen NS-Staates nur dadurch, dass der Adler auf der Rückseite kein Hakenkreuz mehr in den Klauen trug. Eine seltene Variante eines in Berlin geprägten Groschens von 1947 trägt in der „7“ einen Querstrich, der aber nicht der Vorschrift entsprach. Als der Strich entdeckt wurde, ließ die Alliierte Kommandantur die Produktion anhalten und neue Stempel mit einer 7 ohne den „slawischen“ Querstrich anfertigen und neue Münzen mit ihnen Prägen, während die beanstandeten Stücke bis auf geringe Reste eingeschmolzen wurden. Für die wenigen Münzen, die auf verschlungenen Pfaden die Prägefabrik verlassen konnten, bezahlen Sammler enorme Preise.

Bis sich West- und Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg neue Münzen und Geldscheine zulegte, verging einige Zeit. Bis dahin hat man sich mit umgestalteten und neu datierten Stempeln beholfen, hier ein Hamburger Zehn-Reichspfennig-Stück von 1947 und eine Berliner Fünf-Reichspfennig-Münze von 1948.

22. Januar 2023

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