Sport verbindet die Welt
Im antiken Griechenland wurde für die Zeit der Olympiade der Gottesfrieden ausgerufen



Wagenrennen und andere sportliche Kämpfe waren in der griechischen und römischen Antike beliebte Motive in der bildenden Kunst, hier zu sehen auf einem antiken Mosaik.



Stadionlauf, Ringen, Wagenrennen, Diskus- und Speerwerfen, Faustkampf, Fünfkampf und andere Sportarten sind auf griechischen Münzen gut dokumentiert. Der Stater aus Selge zeigt Ringer.



Preis- und Teilnehmermedaillen der Olympischen Spiele greifen häufig antike Vorbilder auf. Die Ausgabe von 1926 erinnert an die II. Winterspiele in Sankt Moritz.



Die blauen, gelben, schwarzen, grünen und roten Ringe auf weißem Untergrund wurden 1913 als Symbole als olympischen Bewegung von Pierre de Coubertin entworfen und stellen die fünf Erdteile dar. Die Medaille von 1981 anlässlich des XI. Olympischen Kongresses in Baden-Baden ehrt Pierre de Coubertin, den Begründer der olympischen Spiele der Neuzeit.



Zahlreiche Münzen und Medaillen werben wie hier die silberne Ausgabe zu 25 Peso von 1968 mit dem bei den Azteken populäre Ballspiel für die XIX. Olympiade in Mexiko.



Die Zehn-DM-Ausgaben von 1972, für die das westdeutsche Münzgesetz geändert werden musste, halfen bei der Finanzierung des Welttreffens in München und regten das Sammeln von Münzen an.





Die offiziellen Preis- und Erinnerungsmedaillen zu den XI. Olympischen Spielen 1936 in Berlin lassen nicht erkennen, dass sie im Zeichen des Hakenkreuzes stattfanden. Die Weltöffentlichkeit ließ sich nur allzu gern täuschen.



Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin wurden von viel Propagandageschrei und Gegenpropaganda begleitet. Eindrucksvolle Filmaufnahmen in der Regie von Leni Riefenstahl priesen die heile Welt des Nationalsozialismus, und viele Menschen fielen auf die Lügen allzu zu gern herein.





Das vor einigen Jahren sanierte und restaurierte Olympiastadion ist auch heute Schauplatz von Sport und Spiel, die Heldenfiguren aus der Zeit des Nationalsozialismus wurden nach 1945 stehen gelassen. (Fotos: Caspar)

Paris,Frankreich und die Welt bereiten sich auf die Olympischen Sommerspiele vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 in Paris vor. Die französische Hauptstadt trägt damit zum dritten Mal nach 1900 und&xnbsp;1924 das sportliche Großereignis aus. Winterspiele gab es in unserem Nachbarland 1924, 1968 und 1992. Die Sicherheitsvorkehrungen werden gewaltig sein, denn Störungen und Anschläge können nicht ausgeschlossen werden. Die Welt wird die nunmehr XXXIII. Olympiade, so ihr offizieller Name, mit großem Interesse verfolgen, und manch einer von uns richtet auch den Blick zu den Ursprüngen der Spiele, als es hieß „Zum Kampf der Wagen und Gesänge, / Der auf Korinthus' Landesenge, / Der Griechen Stämme froh vereint / Zog Ibykus, der Götterfreund“, um es mit Friedrich Schillers Gedicht „Die Kraniche des Ibykus“ poetisch auszudrücken. Und wieder werden Prägeanstalten, Wertpapierdruckereien und die Andenkenindustrie alle Hände voll zu tun haben, um Münzen, Medaillen, Briefmarken und Souvenirs herzustellen. Die Werbeindustrie wird wie bei früheren Gelegenheiten zur Hochform auslaufen.

Medaillen als Reliquien

Wer sich für Münzen und Medaillen zu Thema Sport und speziell für solche interessiert, die anlässlich von Olympische Spielen geprägt wurden und mit Blick auf das Ereignis im Sommer 2024 hergestellt werden, wird vom Münzhandel bestens bedient. Selten kommen die an siegreiche Teilnehmer verliehenen Olympiamedaillen in den Handel, denn sie werden von den Besitzern und ihren Familien als Reliquien betrachtet und nur in Ausnahmefällen aus der Hand gegeben. Er hält preiswerte Erinnerungen aus Silber und unedlem Metall bereit und beschafft auch Gedenkmünzen aller Art, mit denen sich die zur Austragung vom IOC nach langen Debatten und Kontroversen bestimmten Städte und Länder ein Denkmal setzten.

Viele Münzen mit Sportmotiven sind günstig zu bekommen, für andere muss man einiges Geld hinlegen, etwa für Stücke aus Gold und Platin, die die frühere Sowjetunion und die heutige Russische Föderation sowie andere Staaten prägen ließen und lassen. Beim Anblick mancher Emissionen muss man wissen, dass Olympiaden, Weltmeisterschaften und andere hochkarätige Sportereignisse mit massiven politischen Kontroversen verbunden waren und sind und sogar aus politischen Gründen boykottiert wurden. Denken wir an das Hin und Her rund um zu Zulassung russischer Sportler und Sportlerinnen, die 2024 wegen Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine nur unter bestimmten Bedingungen und „neutral“, das heißt nicht unter ihrer Landesfahne, antreten dürfen.

Die anlässlich der Olympischen Spiele 1972 in München, der Fußball-WM 2006 in Deutschland, der Leichtathletik-WM 2009 in Berlin, der Wintersport-WM in Garmisch-Partenkirchen 2010 und der Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland und zu anderen Sportereignissen geprägten Gedenkmünzen könnten den Ausgangspunkt für eine attraktive Sammlung unter dem Motto SPORT BEWEGT DIE WELT bilden. Nach und nach könnte diese Kollektion durch Belegstücke aus anderen Ländern und Zeiten ausgebaut werden.

Privilegien und Standbilder

Am Anfang einer solchen Sammlung könnten altgriechische Münzen stehen, auf denen Ringer, Bogenschützen, Diskuswerfer, Wagenlenker und andere Athleten abgebildet sind. Sie erinnern daran, dass der Sport im klassischen Antike hoch im Kurs stand und seine Helden sehr angesehen waren. Sieger der Olympischen Spiele und weiterer Wettkämpfe wurden mit Geschenken und Vergünstigungen überhäuft. Zahlreiche Herrscher und viele Stadtstaaten setzten alles daran, ihre besten Sportler nach Olympia zu schicken und damit auf sich aufmerksam zu machen. Die Besten der Besten besaßen vielfältige Privilegien wie Befreiung vom Militärdienst oder von Abgaben. Ihnen wurden Ehrenbürgerschaften erteilt, und man gewährte ihnen freie Kost und Logis bis an ihr Lebensende. Stolze und dankbare Bürger ehrten ihre Athleten durch Standbilder und verewigten ihre Namen auf Inschriftentafeln. Nur freie Griechen, die im Besitz der Bürgerrechte und frei von Blutschuld sein mussten, waren zu den alle vier Jahre stattfindenden Wettkämpfen zugelassen. Damit schloss man unliebsame Konkurrenz aus, etwa Zugewanderte, Arme oder Sklaven.

Coubertins genialer Plan

Als Friedrich Schiller sein eingangs zitiertes Gedicht über den von Räubern ermordeten Sänger Ibykus schrieb, konnte er nicht wissen, dass hundert Jahre später die olympische Idee zu neuem Leben erwachen würde. Vater der 1896 in Athen erstmals veranstalteten Olympischen Spiele der Neuzeit war der französische Baron Pierre de Coubertin, auf den auch die Olympischen Ringe zurück gehen, für deren Verwendung das Nationale Olympischen Komitee (NOK) das Internationale Olympischen Komitee (IOC) zuständig sind. Er regte 1894 auf einem Kongress in Paris die Wiederaufnahme der Wettkämpfe an und betonte: „Die Olympische Spiele durchzuführen heißt, sich auf die Geschichte zu beziehen, und sie ist es auch, die am besten den Frieden gewährleistet“.

Die Wiederbelebung eines kulturellen, sportlichen und politischen Highlights aus antiker Vorzeit fiel im ausgehenden 19. Jahrhundert auf fruchtbaren Boden. Mit dem Hinweis auf die Olympiaden in alten Griechenland warben sportbegeisterte Menschen für Abrüstung, Völkerverständigung und Weltfrieden. Denn über 2000 Jahre zuvor hat man für die Zeit der Sport- und Sängerwettkämpfe den Gottesfrieden ausgerufen. Bei Rache der Götter war es verboten, Teilnehmern und Gästen nur ein Haar zu krümmen. Auch dass während der Spiele keine blutigen Fehden ausgetragen werden durften, war ein meist beachtetes Gebot.

Welttreffen im Zeichen des Hakenkreuzes

Bei den Olympischen Spielen gab und gibt es nicht nur Licht- sondern auch Schattenseiten, denken wir nur an die XI. Olympiade, die am 1. August 1936 von Hitler im Berliner Olympiastadion auch mit dem Ziel eröffnet wurde, dem Naziregime Glanz und internationale Anerkennung zu verschaffen. Die Planungen für das Olympiagelände am Rand der Reichshauptstadt gehen bis in die Kaiserzeit zurück. Hier wurden schon vor dem Ersten Weltkrieg Arenen und Bahnen angelegt, und als 1931 die Olympischen Spiele für das Jahr 1936 nach Berlin vergeben wurden, geschah dies auch deshalb, weil hier bereits weitläufige Sportanlagen von hohem Standard existierten. Niemand ahnte bei der Vergabe, dass 1933 die Nazidiktatur errichtet und drei Jahre später die Olympiade zu einer gewaltigen Propagandaschlacht missbraucht werden würde. Hitler, sein Propagandaminister Goebbels und die anderen Naziführer erkannten die Chance, die die Austragung der Olympischen Spiele in Berlin für die Aufwertung ihres Regimes bedeuteten. Sie holten die alten Baupläne wieder hervor, die in der Weimarer Republik wegen knapper Mittel beiseite gelegt worden waren, und trieben ihre Ausführung eilig voran. Geld spielte bei diesem Prestigeunternehmen keine Rolle. Da alles viel größer und monumentaler aufgezogen werden sollte, wurden viele Sportbauten durch neue ersetzt. Unter erheblichem Zeitdruck entstanden Arenen, die alle Anforderungen an die damaligen Sportstätten übertrafen und zudem von bekannten Bildhauern wie Breker, Kolbe und Thorak üppig mit nordisch-muskulösen Athletenfiguren ausstaffiert wurden.

NS-Regime poliert sein Image auf

Natürlich wusste das NS-Regime mit den Berliner Olympiabauten Eindruck zu schinden. Die Medien, und das waren nicht nur die im Inland, konnten sie nicht genug feiern. In alle Welt wurden die Wettkämpfe per Rundfunk übertragen. Wochenschauen und andere Filme verbreiteten die Eröffnungsfeier vom 1. August 1936, bei der sich der Diktator einmal mehr in Positur warf, machten mit den wichtigsten Anlagen bekannt und hielten die spannendsten Momente der Sportspektakel fest. Bewegte Bilder wurden im Fernsehen, das noch in den Kinderschuhen steckte, übertragen. „Das Reichssportfeld ist der deutsche Ausdruck des olympischen Gedankens und Deutschlands Ehrengabe an die Welt zu den Olympischen Spielen 1936“, lobte der Architekt Werner March 1936 sein Werk.

Neben dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände verkörpert das 131 Hektar großen Berliner Reichssportfeld am deutlichsten den Herrschafts- und Machtanspruch seiner nationalsozialistischen Bauherren. Nicht vergessen werden sollte, dass die Olympischen Spiele von 1936 in übler Weise politisch instrumentalisiert wurden. Drei Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkriegs entlarvte sich das NS-Regime auch hier, doch kaum jemand nahm die Zeichen an der Wand wahr. In seinem selbst verfassten und nach der Eröffnungszeremonie aufgeführten Festspiel „Olympische Jugend“ verkündete Carl Diem, der als Mitbegründer der Deutschen Hochschule für Leibesübungen und Generalsekretär des Organisationskomitees die XI. Olympiade vorbereitet hatte und später in der Bundesrepublik Deutschland ungehindert als Sportorganisator weiter Dienst tat: „Allen Spiels heil’ger Sinn: / Vaterlandes Hochgewinn. / Vaterlandes höchst Gebot / in der Not: Opfertod“.

Für kurze Zeit wurde im Vorfeld der Spiele von 1936 in Nazideutschland eine Art Burgfrieden ausgerufen. Kaum wahrgenommen wurde, dass „missliebige“ Personen einschließlich so genannter Asozialer und Zigeuner von der Straße weg verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt wurden. Die NS-Führung wollte der Weltöffentlichkeit ein „sauberes“ Deutschland präsentieren, und viele Gäste ließen sich täuschen. Die antijüdische Propaganda verschwand für wenige Tage aus dem Straßenbild, und die Geheime Staatspolizei (Gestapo) ging auf Tauchstation, um nach Abreise der internationalen Sportwelt und der auswärtigen Journalisten um so brutaler zuzuschlagen. Mit verstärkter Intensität wurde die Ausgrenzung und Verfolgung der Juden vorangetrieben, und tausende Hitlergegner wurden verhaftet und ermordet. Der Zug in Richtung Krieg und Holocaust nahm bedrohlich an Fahrt auf.

13. Dezember 2023