Sammeln, forschen, ausstellen
Numismatischer Club Berlin-Pankow feierte sein 33jähriges Jubiläum, doch er ist doppelt so alt



Vereinsvorsitzender Jürgen Heymuth berichtete aus eigenem Erleben und mit viel Humor aus der wechselvollen Geschichte der Pankower Münzsammlergruppe und freut sich auf weitere Veranstaltungen und Ausstellungen.



Die in der Freiberger Zinngießerei W. Barthel im Gussverfahren hergestellte Medaille ist so präzise, als sei sie geprägt worden.



Die Klippe mit dem Berliner Stadtsiegel und den Jahreszahlen 1956 und 1971 wurde auf Initiative der Pankower Münzfreunde geprägt und hat einen guten Platz im Sammelgebiet „Numismatica in nummis“.



Die von Berliner und anderen Gruppen herausgegebenen Kulturbundmedaillen - hier mit der Ansicht des Museums für Kommunikation (früher Postmuswuem der DDR)- bilden ein spezielles und beliebtes Sammelgebiet, das wissenschaftlich gut erschlossen und publiziert ist.



Mit Gottfried Wilhelm Leibniz und Karl Friedrich Schinkel eröffnete die DDR 1966 ihre silberne Gedenkmünzenserie. Sie komlett zu bekommen, war in DDR-Zeiten nicht einfach. (Fotos: Caspar)





Vieles aus der Münz- und Geldgeschichte des zweiten deutschen Staates und des VEB Münze der DDR ist gut erforscht und publiziert, aber nicht alles. Das betrifft unter anderem die Frage, warum die eine Ausgabe geprägt und eine andere verworfen wurde. Im Archiv der Kreditanstalt für Wiederaufbau am Berliner Gendarmenmarkt werden zahlreiche Probeprägungen und Zeichnungen aufbewahrt, so auch diese nicht realisierten Vorschläge von 1990 für eine dem Archäologen Heinrich Schliemann gewidmete Ausgabe. (Fotos: Caspar)

Der Numismatische Club Berlin-Pankow feierte am 22. März 2023 sein 33 jähriges Bestehen, aber genau genommen ist er doppelt so alt. Wie Jürgen Heymuth, der Vorsitzende des Vereins, in einer kleinen Feierstunde betonte, habe die Corona-Pandemie verhindert, dass 2020 der 30. Jahrestag als „rundes Jubiläum“ gefeiert werden konnte, weshalb die in diesem Jahr einmalige Konstellation der Zahlen 33 und 66 ergab. Der am 13. Dezember 1990 gegründete Verein rekonstruierte sich aus der Fachgruppe Numismatik des Kulturbundes der DDR, die als Arbeitsgemeinschaft Numismatik am 31. Oktober 1957 in der Kreisorganisation Pankow gegründet wurde. 66 Jahre organisierte Sammlertätigkeit und gleichzeitig 33 Jahre Verein als kontinuierliche Folge in einem anderen Gesellschaftssystem boten sich zum Feiern und zur Herausgabe einer „Doppel“-Jubiläumsmedaille an, die den anwesenden Münzsammlern und -forschern überreicht wurde. Sie zeigt auf der Vorderseite das Wappen des Berliner Großbezirks Pankow sowie die Wappen der ehemaligen Stadtbezirke Pankow, Weißensee und Prenzlauer Berg und den Turm des aus der Kaiserzeit stammenden Rathauses Pankow, eingerahmt von einem Eichenzweig. Die Rückseite macht auf die beiden Jubiläen aufmerksam und zeigt das Emblem des Kulturbundes und einen brandenburgischen Halbgroschen mit dem Kurzepter und der Jahreszahl 1496.

Keimzelle der numismatischen Bewegung in der DDR

Vor allem mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Numismatik, der dritten in der DDR und der ersten im damaligen Ostberlin, war die Keimzelle der numismatischen Bewegung in der DDR, so betonten Jürgen Heymuth und andere Zeitzeugen. Mit Duldung, später auch Förderung durch staatliche Stellen erfasste sie bald viele Städte und Gemeinden und trat mit Ausstellungen, Vorträgen und Publikationen wie in den Numismatischen Heften sowie der Presse hervor. Viele Bewohner des zweiten deutschen Staates mögen auf diesem Wege Münzsammler geworden sein. Von dieser Entwicklung zeugen die bis heute publizierten Jahrbücher des Numismatischen Clubs sowie die von Sammlerfreunden verfasste und herausgegebene Arbeiten. Der Clubvorsitzende würdigte besonders die Arbeiten der beiden Mitglieder Professor Rainer Geike und Klaus Priese, die in der jüngeren Vergangenheit mehrere numismatische Werke, zum Teil mit regionalem Bezug, veröffentlichten. Darüber hinaus wirken viele Clubmitglieder in überregionalen Gremien mit, so in der Berliner Numismatischen Gesellschaft oder der Gesellschaft der Deutschen Wert-und Geldpapiersammler.

Es war darum folgerichtig, dass im Mittelpunkt der Veranstaltung ein Vortrag stand, den der Schatzmeisters Professor Geike über das Thema „ Die Mark - was steht auf deutschen Geldscheinen - stimmt das gedruckte Wort mit den landläufigen Begriffen wie Reichsmark, Goldmark und dergleichen überein“? Anhand von originalen Vorlagen und Bildern zeigte er, dass es neben der Mark in der Kaiserzeit die Mark und in der Weimarer Republik zeitweise Goldmark, Rentenmark und nach dem Ende der Inflation 1924 die Reichsmark gab, die nach dem Zweiten Weltkrieg von der Deutschen Mark im Westen und Osten abgelöst wurde. Um Verwechselungen zu vermeiden, ging die DDR zur Mark der Deutschen Notenbank, abgekürzt MDN, über. „In der Kaiserzeit war immer nur von Mark (M) die Rede. Ich habe aber in einer Liste des bekannten Reiseführers ,Baedeker' von 1901 die damals unübliche Bezeichnung Reichsmark gefunden und suche nun nach weiteren Belegen dieser Art“, sagte Geike.

Förderung von ganz oben

Da 1966 die DDR erstmals Gedenkmünzen – Leibniz und Schinkel – ausgegeben wurden, war die wegen der begrenzten Zuteilungen die Mitgliedschaft in den Kulturbundgruppen wichtig. Dass das eine oder andere Stück „unter der Hand“ erworben wurde und im Intershop für Westmark gekauft werden musste, um die Sammlung zu vervollständigen, ist Geschichte und wurde in der Veranstaltung im Restaurant „Athena Roma“ bei Bier und gutem Essen milde und mit Humor kommentiert. Klaus Priese, eines der ersten Vereinsmitglieder, berichtete aus seiner damaligen Tätigkeit als Münzhändler, dass die Führung der DDR in Gestalt ihres SED-Chefs und Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht und weitere Funktionäre an Reichs- und anderen Münzen interessiert waren und die Fachgruppen Numismatik gewähren und ihnen auch Druckpapier für ihre bis heute interessanten Broschüren zukommen ließen.

Manches ist noch zu klären

Die Frage, inwieweit historisch bedeutsame Münzen und Medaillen mit Duldung der Behörden in den Westen gelangten, um für Devisen verkauft oder versteigert zu werden, konnte nicht beantwortet werden. „Alle unsere Anfragen bei der Edelmetallstelle des VEB Münze der DDR, ob dort solche Stücke ausgesondert und vor der Schmelze bewahrt wurden, blieben unbeantwortet“, sagte Klaus Priese. Ausführlich kommt der Numismatiker im Buch von Helmut Caspar „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt – Ein Streifzug durch die Münzgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik 1949 bis 1990“ zu Wort, das ich 2007 im Money trend Verlag Wien veröffentlicht habe. Die nach dem Ende der DDR für manche Münzen der DDR verlangten astronomischen Preise haben sich mit den Jahren auf ein mittleres Niveau eingependelt.

24. März 2023