Maria Theresia und die Prager Juden
Was eine ungewöhnliche Medaille mit der thronenden Kaiserin erzählt und wie es zum Toleranzpatent Josephs II. kam



„Gerechtigkeit und Milde“ war Maria Theresias Lebensmotto, an die das monumentale, von Caspar von Zumbusch gestaltete und 1888 auf dem Maria-Theresien-Platz zwischen Kunsthistorischen Museum und dem Naturhistorischen Museum in Wien enthüllte Denkmal erinnert.



Dankbare Juden widmeten der Kaiserin eine im Buch von 1782 abgebildete Medaille, weil sie sie 1748 nach Prag und das Königreich Böhmen zurückkehren ließ.



Auch heute ist die römisch-deutsche Kaiserin sowie König von Böhmen und Ungarn durch die in Wien mit der Jahreszahl 1780 nachgeprägten Maria-Theresien-Taler präsent. Der aus Lothringen stammende römisch-deutsche Kaiser Franz I. Stephan und seine Gemahlin Maria Theresia mühten sich mit großer Kraft um Wohlstand und Frieden in ihren Länder, doch waren sie in drei Schlesische Kriege verwickelt. Die Kaiserin verwandte einen bedeutenden Teil des von ihrem 1765 verstorbenen Mann erwirtschafteten Privatvermögens, um die Staatsfinanzen zu konsolidieren. Das Gemälde schildert das kaiserliche Familienleben und zeigt den Thronfolger Joseph (II.) in der Nähe seiner Mutter.



Mit dem Toleranzpatent von 1782 und weiteren Verfügungen wurde die Leibeigenschaft in den böhmischen Ländern, Galizien und Ungarn aufgehoben. Das führte zu einer wesentlichen Verbesserung der Lage der Bauern und verschaffte Kaiser Joseph II. den Beinamen „Joseph der Bauernfreier“.



Die römisch-deutsche Kaiserwürde wurde mit einer Ausnahme in den 1740er Jahren bis 1806 von Mitgliedern des Hauses Habsburg ausgeübt. Der Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert zeigt ihre noch aus dem Mittelalter stammenden Insignien. Spindelpressen leisteten bei der Herstellung von Talern und Dukaten sowie von Medaillen hervorragende Dienste. In modifizierter Form werdend sie auch heute in Prägeanstalten eingesetzt.



Abgebildet ist die Spindelpresse auf einer Medaille von 1754 mit dem Bildnis von Maria Theresia, die der Auszeichnung fleißiger Münzarbeiter diente und an einen Besuch der Herrscherin in einer Münzstätte erinnert.





Die Medaillen von Johann Christian Reich und Johann Georg Holtzhey aus dem Jahr 1782 feiern das von Kaiser Joseph II. erlassene Toleranzpatent.



Die Medaille von 1779 feiert den Frieden von Teschen, mit dem König Friedrich II. von Preußen und Kaiser Joseph II. den Bayerischen Erbfolgekrieg beendet haben. Beide dem Geist der Aufklärung verpflichteten Monarchen legten Wert auf gutnachbarliche Beziehungen zu beiderseitigem Vorteil. (Fotos/Repros: Caspar)

Die römisch-deutsche Kaiserin Maria Theresia wird als treusorgende Landesmutter geschildert, die ungewollt in drei Kriege mit dem preußischen König Friedrich II., den Großen, um die schlesischen Herzogtümer verwickelt wurde und 1763 diesen Besitz im Frieden von Hubertusburg 1763 an den Sieger für immer und ewig abtreten musste. Die Gemahlin des 1765 verstorbenen Kaisers Franz I. Stephan hatte eine dunkle Seite, über die nur ungern gesprochen und geschrieben wird. Die gläubige Katholikin hasste im Grunde ihres Herzens die Juden und machte ihnen das Leben schwer. Die von ihr 1744, mitten im zweiten Schlesischen Krieg, befohlene Vertreibung der Prager und böhmischen Juden wurde damit begründet, dass diese Preußen im Krieg um Schlesien unterstützen und sich illoyal gegenüber den Habsburger verhalten, was aber nicht stimmte. Die ebenso fromme wie kluge und resolute Kaiserin und Königin wusste sich eins mit ihren Vorfahren, die ebenfalls Juden unterdrückt und des Landes verwiesen hatten.

Pogrom und Verbannung

Die von einem Pogrom begleitete Vertreibung der isoliert von der christlichen Pragern lebenden Juden hatte nicht nur tragische Folgen für die Familien und ihren Lebensunterhalt, sondern auch schwerwiegende wirtschaftlichen und soziale Auswirkungen auf die Einnahmen und die Wirtschaft in Böhmen, deren Königin Maria Theresia war. Da man die als Händler und Geldverleiher, Ärzte und Handwerker tätigen „Christusmörder“ brauchte, haben Beamte hinter dem Rücken der Kaiserin alles getan, um Juden vor der Verbannung zu bewahren und zu schützen. Quer durch Europa wurden Boten geschickt, um das schreiende Unrecht an den Prager Juden bekannt zu machen und um Hilfe zu bitten. Maria Theresia sah sich genötigt, 1748 ihren Befehl zurückzunehmen. Die Prager Juden durften, misstrauisch und feindlich von der christlichen Bevölkerung beobachtet, als „Geduldete“ in ihr beim Pogrom von 1744 zerstörtes Ghetto zurückkehren und mussten ihre Existenzen neu aufbauen. Dessen ungeachtet wurde Maria Theresia von allen Seiten bestürmt, ihren Ausweisungsbefehl zurückzunehmen, und kam wohl auch selber zu der Erkenntnis, dass die Maßnahme ihrem Ansehen und der Monarchie schadet.

Aus Dankbarkeit widmeten die nach Prag zurückgekehrten Juden der Kaiserin und Königin eine Medaille, die in einem 1782 in Wien mit vielen Kupferstichen versehenen Buch unter der Ziffer XLV (45) abgebildet und erläutert wird. Das Werk „Die Schaumünzen Maria Theresias“ wurde 1970 als Reprint, ergänzt durch ein Vorwort Günther Probszt-Ohstorff, von der Akademischen Druck- und Verlagsgesellschaft Graz neu herausgegeben. Das von der Erzherzogin Maria Anna, einer Tochter von Maria Theresia, verfasste Buch erklärt die wahren Hintergründe dieser in das Sammelgebiet „Judaica in nummis“ passenden Medaille nicht. Im Text ist lediglich davon die Rede, dass die „Denkmünze der böhmischen Judenschaft wegen gnädigster Aufhebung der schon beschlossenen Verbannung derselben aus den kaiserl.königl. Erbländern“ gefertigt wurde. Dass der niederländische Stempelschneider Niklaas van Swinderen, der sich auf der Vorderseite durch die Signatur N.V.S.F. (fecit) zu erkennen gibt, Schöpfer der Medaille war, war der Autorin keine Rede wert.

Fürbitte hatte Erfolg

Maria Anna schreibt ganz im Sinne ihrer Mutter Maria Theresia, die böhmische Judenschaft habe sich in dem damaligen preußischen Krieg, gemeint ist der zweite Schlesische Krieg 1744/45, „durch schwere Verbrechen die Ungnade der sonst gütigsten Monarchinn dergestalt zugezogen, daß auf Dero allerhöchsten Befehl unter dem 18ten December 1744 kund gemacht wurde, dass bis auf den letzten Jenner 1745 kein Jude mehr in Prag geduldet, und mit Ende Julii eben desselben Jahres alle Juden aus dem ganzen böhmischen Lande abgeschafft werden sollten. Doch hat die Monarchinn auf kräftige Vorstellung und Fürbitte der Seemächte, und vorzüglich aus landesmütterlicher Güte sich bewegen lassen, ihren Befehl, bevor noch der letzte Termin vollendet war, zu wiederrufen, und der Judenschaft gestattet, in ihren alten Wohnungen zu verbleiben.“

Aus besonderer Dankbarkeit für diese große Gnade, wie als Autorin des Medaillenkatalogs weiter schreibt, hätten die Juden die Medaille „veranstaltet“. Sie zeigt die Königin von Böhmen, also Maria Theresia, auf dem Thron sitzend und neben ihr die Personifikationen der Güte und Gerechtigkeit sowie vor ihr einen Kriegsmann und ein Hohen Priester. Die lateinischen Inschriften werden mit „Bey gedrohter Verbannung“ und „Die Königinn wolle doch von ihren Knechten dergleichen Dinge nicht argwohnen“ übersetzt. Die Rückseite zeigt den Tempel in Jerusalem, wie ihn sich der Stempelschneider vorstellte, und an den Seiten weitere Prachtbauten. Interesse verdienen links und rechts angebrachten Wappen von Ungarn und Böhmen sowie von den so genannten Seemächten England, Schweden, Polen und den Vereinigten Niederlanden, die sich erfolgreich für die Prager und böhmischen Juden eingesetzt hatten. Die lateinische Inschrift im Abschnitt besteht aus fünf Zeilen und zitiert aus dem Alten Testament Buch Esther 9 Vers 28. Die deutsche Übersetzung lautet in der Sprache von 1782 so: „Dieß sind die Tage, welche niemal in Vergessenheit kommen werden, sondern zu halten sind, bey Kindeskindern, bey allen Geschlechtern, in allen Ländern und Städten.“ Die vor allem für Katholiken bestimmte Einheitsübersetzung von 2016 fasst die Stelle in diese Worte: „Diese Tage sollten in Erinnerung bleiben und in jeder Generation, in jeder Familie, in jeder Provinz und in jeder Stadt begangen werden. Die Juden sollten das Purimfest nie abschaffen; diese Tage sollten bei ihren Nachkommen nie vergessen werden.“ Beide Inschriften sind als Chronogramme mit großen und kleinen Buchstaben gestaltet. Zusammengezählt ergeben sie zum einen die Jahreszahl 1744, als die Prager Juden des Landes vertrieben wurden, und zum anderen das Jahr 3761, mit dem traditionell die jüdische Zeitrechnung beginnt. Nach diesem Kalender entspricht das Jahr 2024 dem jüdischen Jahr 5785.

Kaiserliches Toleranzpatent

Mit seinem „Toleranzpatent“ vom 2. Januar 1782 verfolgte Kaiser Joseph II., der Sohn von Maria Theresia, das Ziel, „Juden dem Staate nützlicher und brauchbarer“ machen. Er erließ österreichischen Juden die „Leibmaut“ (Kopfsteuer), hob die Ghettos auf und gestand ihnen Gewerbefreiheit ohne Bürger- und Meisterrecht zu. Dafür mussten sie ihre Kinder auf deutschsprachige, meist christliche Schulen schicken. Berufe durften sie nur bei christlichen Meistern lernen. Die jiddisch sprechenden Juden sollten sich nach dem Willen des Kaisers der christlich-deutschen Kultur anpassen, um dem Ziel einer „deutsche Staatssprache“ überall im Lande näher zu kommen.

Joseph II. ging als Reformer in die Geschichte ein. Er schaffte die Folter und Zensur ab und sorgte für „frischen Wind“ in seinem Reich. In seinem geradezu fanatischen Eifer schoss er oft über's Ziel hinaus. Seine Untertanen wurden mit Dekreten und Befehlen geradezu überschüttet, von denen allerdings viele nach seinem Tod 1790 kassiert wurden. Er gestattete den Griechisch-Orthodoxen und Protestanten die private, also nichtöffentliche Religionsausübung. Doch waren die Protestanten, die als Fachleute und Geldgeber in die habsburgischen Länder gekommen waren, um Fabriken zu gründen oder in ihnen zu arbeiten, für die Wirtschaft nützlich, weshalb sie privilegiert wurden. Ihnen war gestattet, eher bescheidene „Bethäuser“ ohne Turm und Glockengeläut sowie Eingang an der Straßenseite zu bauen. Sie erhielten das Bürgerrecht, durften Häuser und Güter kaufen sowie das Meisterrecht erwerben und studieren. Der Reformkaiser, wie man sagte, tastete bei all seinem Neuerungseifer den Vorrang der katholischen Kirche nicht an, und so blieben Nichtkatholiken weiterhin Bürger zweiter Klasse. Die Juden hingegen sahen in ihm einen großen Befreier. Viele seiner Maßnahmen wurden von denen, zu deren Wohl sie gedacht waren, als „aufgeklärte Despotie“ , ja als Tyrannei empfunden.

Das Toleranzpatent von 1782 und weitere Erlasse hoben schrittweise die Beschränkungen bei der Glaubensausübung auf. Joseph öffnete Universitäten und das Gewerbe für Nichtkatholiken, wobei er sich weniger als Menschenfreund denn aus rationellem Nützlichkeitsdenken leiten ließ, wie Friedrich II. von Preußen und andere Herrscher auch. Allerdings waren Nichtkatholiken weiterhin Bürger zweiter Klasse. Im Rahmen der Kirchenreform ließ der Kaiser alle kirchlichen Institutionen, die keiner für die Allgemeinheit nützlichen Tätigkeit wie Schulwesen, Krankenpflege und Seelsorge nachgingen, schließen . Diese Weisung betraf etwa ein Drittel aller damaligen Klöster. Ihr Vermögen wurde zur Schaffung eines Religionsfonds herangezogen, aus dem neue Pfarrstellen eingerichtet wurden.

Antijüdische Übergriffe

Das Toleranzpatent vom 2. Januar 1782 legte in 25 Paragraphen die neue Stellung der jüdischen Bevölkerung in Wien und darüber hinaus fest. Waren die Juden bisher eine isolierte Gemeinschaft, die von der die christlichen „Mehrheitsgesellschaft“ mit Hass und Verachtung bedacht wurde, so konnte sie sich der kaiserlicher Gnadensonne erfreuen. Joseph II. hob zahlreiche, aber nicht alle diskriminierenden und demütigende Bestimmungen aus der Zeit von Maria Theresia und davor auf. Zwar konnten Juden jetzt studieren sowie Handel und Handwerk betreiben und sich niederlassen, wo es ihnen beliebte. Aber es war ihnen nicht gestattet, jüdische Gemeinden zu bilden, die hebräische Sprache in der Öffentlichkeit zu sprechen und öffentliche Gottesdienste abzuhalten. Erst im Revolutionsjahr 1848 wurde nach einer durch den Staatskanzler Fürst Metternich geprägten Periode der Unterdrückung des freien Wortes und üblen Polizeiterrors den Juden vollständige Gleichberechtigung und alle Bürgerrechte gewährt. Prag entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum der jüdischen Kultur, Literatur und Wissenschaft. Trotz aller Fortschritte und Erfolge bei der Emanzipation gab es immer wieder antijüdische Übergriffe und Bedrohungen durch Antisemiten und tschechische Nationalisten.

Selbstverständlich stieß die josephinische Kirchenreform auf vielfältige Widerstände in weiten Teilen des Klerus und der Bevölkerung. Papst Pius VI. kam 1782 nach Wien, um den Kaiser umzustimmen, hatte aber keinen Erfolg. Joseph II. blieb bei seiner vom Geist der Aufklärung und Toleranz geprägten Haltung. Er verfügte auch die Abschaffung der Zensur im Habsburgerreich, die Literatur und Publizistik aufblühen ließ und konnte sich der Zustimmung weiter Teile der Bevölkerung sicher sein, als er Wohlfahrtseinrichtungen systematisch ausbaute und auch das Niveau der medizinischen Ausbildung und Praxis anhob. Die Wirtschaftsreformen bewirkten einen spürbaren Aufschwung von Handel und Gewerbe, weil sie das Bürgertum von feudalen Fesseln befreite. Hilfe kam von der regierungstreuen Beamtenschaft, die neben der Armee zur Hauptstütze der Monarchie wurde. Große große politische und wirtschaftliche Folgen hatte die Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahr 1781. Allerdings blieben viele Bauern weiterhin Untertanen der adligen und kirchlichen Grundbesitzer.

„Der Bauern Gott, der Bürger Not“

Zu seinem Leidwesen musste der Kaiser am Ende seines Lebens feststellen, dass viele seiner Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt waren. Auf dem Totenbett liegend, sah er sich gezwungen, manche seiner weit in die Zukunft gerichteten Maßnahmen zur widerrufen. Das geschah in einer Zeit, als es in Frankreich nach dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 gärte und sich die europäischen Mächte einschließlich Österreichs auf den Weg machten, dort die Königsherrschaft zu retten. Nach dem frühen Tod seiner über alles geliebten Frau Isabella von Parma im Jahr 1763 hat Joseph II., dessen Wahlspruch lautete Virtute et exemplo („Mit Tugend und Beispiel“) lautete, von seiner Mutter Maria Theresia gedrängt, noch einmal geheiratet. Als auch diese Gemahlin Maria Josepha von Bayern, eine Cousine zweiten Grades, 1767 an den Pocken starb, wollte er keine dritte Ehe eingehen. Auch seine beiden Kinder starben lange vor ihm.

Der von persönlichen Schicksalsschlägen betroffene Joseph II. war seiner Zeit um Vieles voraus. Er schaffte das steife spanische Hofzeremoniell alles Pompöse ab und trug stets Uniform. In Erinnerung ist der Kaiser als Schöpfer des nach unten aufklappbaren und daher immer wieder neu verwendbaren Armensarges, aber auch als derjenige, der die kaiserlichen Gärten in Wien dem Volk öffnete. Als eine fürstliche Dame ihm vorhielt, dann sei man dort nicht mehr unter seinesgleichen, soll er gesagt haben: „Wenn ich immer unter Meinesgleichen sein wollte, müsste ich den ganzen Tag in der Kapuzinergruft zubringen“, womit die kaiserliche Grablege in Wien gemeint war. Joseph II. war nichts Menschliches fremd, denn ab und zu besuchte er inkognito ein Bordell im Wiener Spittelberg, einer Art Wieder Montmartre, wo man ihn irgendwann aus einem nicht näher bekannten Grund unsanft vor die Tür setzte. Am Haus Spittelberggasse/Gutenberggasse 13 berichtet eine Inschrift: „Durch dieses Tor im Bogen kam Kaiser Joseph II. geflogen – 1778“. Der Wirt hatte den Besucher nicht erkannt. Bestattet ist der am 20. Februar 1790 mit nur 49 Jahren verstorbene Reformkaiser Joseph II. in der Wiener Kapuzinergruft. Die von ihm gewählte Grabinschrift lautet: „Hier liegt ein Fürst, der trotz der besten Meinung keine seiner Pläne durchsetzen konnte.“ Es gehört zur Tragik dieser Ausnahmeerscheinung in der Habsburger-Familie, dass er die Früchte seiner Reformbemühungen nicht ernten konnte, ja dass diese von seinen Nachfolgern zunichte gemacht wurden.

Von Theresienstadt in den Tod

Zweihundert Jahre nach Maria Theresias Vertreibungsbefehl forderte die von den Nationalsozialisten verfügte „Endlösung der Judenfrage“ Millionen Todesopfer. Eines der Konzentrationslager war die verniedlichend „Altersghetto“ genannte Festung Theresienstadt 60 Kilometer von Prag entfernt. Von hier haben die deutschen Besatzer jüdische Gefangene in die Vernichtungslager weiter östlich in den sicheren Tod „abgeschoben“. Theresienstadt wurde gebraucht, um der Weltöffentlichkeit vorzugaukeln, hier befinde sich eine Art jüdischer Mustersiedlung. Außerdem sollte der Hinweis auf das „Altersghetto“ die ihre Deportation befürchtenden Juden quer durch Europa beruhigen und ihnen Angst nehmen. Die „Umsiedlung“ in den Osten sei doch gar nicht so schlimm, versprachen die Nazi-Behörden. Ein Propagandafilm mit dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ malte ein friedliches und fröhliches Leben in Theresienstadt aus. Daran mitwirkende Akteure wurden nach Drehschluss ermordet, der Film wurde nie öffentlich gezeigt.

20. März 2024