Schwerin ist jetzt Welterbe
In der deutschen Länderserie wurde 2007 das berühmte Residenzschloss auf einer Zwei-Euro-Münze verewigt

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das mittelalterlich anmutende, vom Schweriner See umspülte Schloss unter Verwendung alter Schmucksteine in eine Art Märchenschloss mit zahlreiche Türmen und Giebeln verwandelt.

Das Schweriner Schloss schmückt die von Heinz Hoyer gestalteten Zwei-Euro-Münze von 2007.

Eine von Heinrich Wilck geschaffene Medaille aus dem Jahr 1857 zeigt das Schweriner Schloss vor und nach dem Umbau durch Georg Adolph Demmler.

Großherzog Paul wird vor dem Schweriner Landesmuseum mit einem Bronzedenkmal geehrt.

Auf der Rückseite der Medaille von 1849 mit dem Großherzog auf hohem Sockel liest man die IHREM PAUL FRIEDRICH DIE STADT SCHWERIN. Im Schloss kann man zur Erinnerung eine neue Schlossmedaille kaufen.

Im Schloss können Besucher zur Erinnerung eine neue Schlossmedaille kaufen.

Die Medaille ehrt den 1842 auf tragische Weise früh aus dem Leben gerissenen Großherzog.

Paul Friedrichs Prägeliste besteht aus Goldstücken zu zehn, fünf und 2 ½ Talern (1839 und 1840) sowie aus einem silbernen Gulden von 1839-1841. Hinzu kommen kleine Werte zu vier und einem Schilling und ein Dreipfennigstück.

Die auf der Medaille von 1829 abgebildete Münze in der Schweriner Schelfstadt nur wenige Jahrzehnte in Betrieb. Heute ist das Baudenkmal Außenstelle des Landeskirchenamts der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.

Der Buchstabe B steht für den Dresdner Münzmeister Gustav Julius Buschick, unter dessen Regie die Prägung der mecklenburgischen Kupfermünzen erfolgte, und ist nicht zu verwechseln mit dm gleichen Buchstaben, den die Münze zu Hannover bis 1878 bei ihren in preußischem Auftrag produzierten Geldstücken verwendete. (Fotos/Repros: Caspar)
Lang erwartet und intensiv in der Politik und den Medien vorbereitet, wurde im Sommer dieses Jahres Schwerin, die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, mit dem wesentlich aus dem 19. Jahrhundert stammenden Residenzschloss und weiteren unter Denkmalschutz stehenden Bauten rund um den Schweriner See und den Pfaffenteich von der UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Die Weltorganisation für Wissenschaft, Erziehung und Kultur verlieh den ebenso prestigeträchtigen wie verpflichtenden Titel auch den aus dem 18. Jahrhundert stammenden Bauten der in Sachsen angesiedelten Herrnhuter Brüdergemeinde, die sich nach altem Brauch „Gemeine“ schreibt.
Die Umstellung von der Deutschen Mark auf den Euro am 1. Januar 2002 hat die Ausgabe von Gedenkmünzen nicht unterbrochen. Denn es kamen neue und ungewohnte Motive und Nominale hinzu mit dem Ergebnis, dass die Menge der bei uns und in anderen Ländern ausgegebenen Euromünzen kaum zu überschauen ist. Und auch die Kataloge, die über sie berichten, werden immer umfangreicher. Die Euromünzen erlebten einen ungeheuren, mache sagen auch ungeheuerlichen Aufschwung. Für sie gibt es in der Vielfalt der Themen und Motive kaum Grenzen. Die 2007 mit dem Bild vom Schweriner Schloss eröffnete Zwei-Euro-Serie will den föderale Aufbau der Bundesrepublik verdeutlichen und namhafte Bauwerke und Wahrzeichen den Menschen im In- und Ausland näher gebracht werden, die diese Münzen in die Hand bekommen. Unverändert bleibt auf ihnen die europäische Wertseite. Die neu gestalteten Kursmünzen sind gesetzliche Zahlungsmittel auch in den anderen Euro-Ländern und dürften für Sammler im In- und Ausland von Interesse sein.
Exzellenter Werbeträger
Die Schwerin-Münze von 2007 ist auch heute ist ein exzellenter Werbeträger für das nördliche Bundesland, seine Landeshauptstadt Schwerin und das im 19. Jahrhundert nach Plänen von Georg Adolph Demmler auf alten Fundamenten im Neorenaissance-Stil errichtete Residenzschloss der Schweriner Großherzöge. Schon 1857 hatte Friedrich Franz II. seinen Sitz durch eine Medaille gewürdigt, die durch Gegenüberstellung der Situation vor und nach dem Umbau gewissermaßen einen Aha-Effekt vermittelt und zeigt, was die heutige Landeshauptstadt durch dieses auch Märchenschloss genannte Bauwerk gewonnen hat, das allerdings nicht die Prominenz und internationale Anziehungskraft wie das in Bayern gelegene Schloss Neuschwanstein besitzt.
Das jetzt zum Weltkulturerbe erhobene Schweriner Schloss und weitere repräsentative Bauten wie das Theater und Museum in der Landeshauptstadt stammen aus dem 19. Jahrhundert. Älteren Datums sind der Dom, die Schelfkirche und das nach ihr benannte Viertel sowie über die Altstadt verteilte Bürgerhäuser meist auch Fachwerk. Die 1815 auf dem Wiener Kongress zu Großherzögen vom Mecklenburg-Schwerin erhobenen Herrscher setzten alles daran, ihre verträumte, kaum über die Landesgrenzen bekannte Haupt- und Residenzstadt in einen Ort des Glanzes und der Macht verwandeln.
Heute ist der Prunk- und Prachtbau sowie die umliegenden Palais Sitz des Landesparlaments und der Landesregierung. Täglich strömen die Besucher in Massen und sehen, wie Bildhauer, Maler und andere Künstler das Schloss verschönt haben. Zu sehen sind in den historistisch eingerichteten Räumen kostbare Möbel und Gemälde, Porzellane, Silberarbeiten und auch Münzen und Medaillen aus der an Höhen und Tiefen nicht armen Geschichte Mecklenburgs. Da und dort stehende Außengerüste und zugesperrte Räume signalisieren, dass Restauratoren an und in dem unter Denkmalschutz stehenden Bau-, Kunst- und Geschichtsdenkmal zu tun haben.
Denkmäler blieben erhalten
Schwerin ist mit Herrscherdenkmälern nicht gerade reich gesegnet. Nur zwei stehen im öffentlichen Raum – das von Christian Daniel Rauch geschaffene und 1849 enthüllte Standbild von Großherzog Paul Friedrich, der von 1837 bis 1842 regierte, sowie das von Ludwig Brunow gestaltete Reiterstandbild seines Sohns Friedrich Franz II., der die Herrschaft von 1842 bis 1883 ausübte. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war es Usus, dass man hochrangigen Gästen von Einweihungsfeiern, den beteiligten Künstlern und anderen Persönlichkeiten zur Erinnerung Medaillen meist aus Silber, manchmal auch aus Gold überreichte. Mitunter wurden die Medaillen in der Bronzeversion verkauft, um die Kosten für die Monumente ein wenig zu kompensieren. Anlässlich der Denkmalweihe des Paul-Friedrich-Monuments wurde eine von Heinrich Wilck geschaffene Medaille mit dem Porträt des 1842 nach nur fünfjähriger Regentschaft verstorbenen Großherzogs geprägt. Für das Denkmal wurde der Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch gewonnen, dem wir unter anderem das Friedrich-Monument Unter den Linden in Berlin und das Grabmal der aus Strelitz stammenden Königin Luise im Mausoleum im Charlottenburger Schlosspark verdanken.
Mit dieser knappen Widmung drückten die Bewohner der Haupt- und Residenzstadt dem Großherzog ihren Dank dafür aus, dass er bei seinem Regierungsantritt im Jahr 1837 Schwerin wieder zur Landeshauptstadt gemacht hat. Da die Landesherren seit 1756 in Ludwigslust residierten, war Schwerin ins Hintertreffen geraten, ein Fehler, der nun korrigiert wurde. Paul Friedrich und sein Sohn Friedrich Franz II. sorgten für den großzügigen Ausbau der Landeshauptstadt, deren Einwohnerzahl sich spürbar vermehrte, denn der Hof gab vielen Menschen Lohn und Brot.
Tragischer Tod im Winter
Paul Friedrich starb am 7. März 1842 an den Folgen einer nicht auskurierten schweren Erkältung, die er sich am 24. Januar 1842 bei der Bekämpfung eines Großbrandes am Schweriner Pfaffenteich zugezogen hatte. Wie populär er war zeigt das Ergebnis einer Geldsammlung zugunsten des Denkmals, die 20 000 Taler ergab. Während der Bildhauer Rauch noch am Modell arbeitete, wurden schon die ersten Granitblöcke für den Sockel in der Schweriner Schleifmühle bearbeitet und auf Hochglanz gebracht. Auch sie ist eines der zum Weltkulturerbe erhobenen Schweriner Bauten. Dass in der DDR beide Herrscherdenkmäler nicht angetastet wurden, ist beachtenswert. Denn an anderen Orten hat man sie, wenn sie aus Bronze bestanden, eingeschmolzen und das Metall für den Guss neuer Skulpturen sowie zur Herstellung der Fünfzig-Pfennig-Stücke von 1950 mit der Fabrik und dem Pflug davor verwendet.
Unter dem Großherzog Paul Friedrich wurden nur wenige Münzen mit seinem Namen und Bildnis geprägt. Der wichtigste Grund war die kurze Regentschaft, es kommt aber auch in Betracht, dass im Land noch sehr viel älteres mecklenburgisches sowie auswärtiges Geld kursierte, so dass man in der Schweriner Geldfabrik keinen sonderlichen Arbeitseifer an den Tag legen musste. Die sehr seltenen und teuren Goldstücke und der Gulden sind mit dem Kopf des auf tragische Weise geendeten Großherzogs versehen. Das Vier-Schilling-Stück zeigt das gekrönte Landeswappen und die kleinen Werte nur das großherzogliche Monogramm PF. Diese und viele andere Münzen kann man in den Schlössern in Schwerin, Güstrow und Ludwigslust betrachten, und sie sind auch in der numismatischen Literatur gut erfasst.
Anachronistische Pfennige
Nach der Reichseinigung von 1871 hatte in Deutschland das anachronistische Durch- und Nebeneinander von Münzen ein Ende. Jetzt galt nur noch die Mark zu hundert Pfennigen. Da man aber große Not mit der Produktion des neuen, mit dem Reichsadler verzierten Gemeinschaftsgeldes hatte, wurde eine Zeitlang noch mit Talern und Gulden, Groschen, Pfennigen, Kreuzern und Schillingen bezahlt. Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt leisteten sich die mecklenburgischen Großherzogtümern Schwerin und Strelitz einen „Ausreißer“, indem sie 1872 eigene Ein-, Zwei- und Fünf-Pfennig-Stücke mit den gekrönten Monogrammen der Großherzöge Friedrich Franz II. beziehungsweise Friedrich Wilhelm prägen ließen.
Da beide Großherzogtümer keine eigenen Münzstätten besaßen, wurden Aufträge an andere Anstalten vergeben. Nach einem abschlägigen Bescheid der Berliner Münze erfolgte die Herstellung in Dresden. Da man dort wohl angesichts der vom Reich erteilten Mammutaufträge für die neue Markwährung nicht in der Lage war, auch mecklenburgische Zehn-Pfennig-Münzen herzustellen, beließen es die Regierungen in Schwerin und Strelitz bei den drei genannten Werten. Für die ganz aus der Rolle fallenden Geldstücke schnitt der Dresdner Hofgraveur Max Barduleck die Stempel und erhielt als Honorar 75 Taler oder umgerechnet 225 Mark. Die nicht in die Zeit passenden Pfennige wurden im Deutshen Reich verboten und eingezogen. Sammler freuen sich, wenn sie makellose Stücke ihr eigen nennen können.
31. Juli 2024
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