Schag statt Kopijka -
Ukraine grenzt sich im Interesse ihrer nationalen Identität von russischem Münznamen ab

Das auch auf Münzen und Medaillen dargestellte Staatswappen in Form eines goldenen Dreizacks (Trysub) ist uralten Ursprungs und geht auf die Kiewer Rus im 9. Jahrhundert zurück, wurde aber auch später im Fürstentum Galizien-Wolhynien und Reich der Kosaken gebraucht. Hier zu sehen auf dem Siegel von Wladimir des Großen, der von 978/980 bis 1015 Großfürst von Kiew war. Ukrainischen Schulkinder lernen heute, in dem Symbol die Buchstaben ВОЛЯ für Wolja (Wille) zu lesen.

Die Münze zu fünf Griwna von 2006 zeigt die Halbinsel Krim, die Russlands Diktator Putin 2014 annektiert hat.

Kleinmünzen der Ukraine wie dieser Wert zu fünf Kopijok sind ungültig, können aber bei den Banken noch gegen gültige Währung umgetauscht werden, was Sammler aber nicht tun werden.

Berühmte Ukrainer wie der Freiheitskämpfer Iwan Mazeppa, ein Zeitgenosse und Gegner von Zar Peter dem Großen zu Beginn des 18. Jahrhunderts, wurde 2018 durch eine Zehn-Griwna-Münze geehrt, sein Konterfei schmückt auch einen Geldschein.

Die Ukraine blickt auf eine umfangreiche, kaum übersehbare Gedenkmünzen-Produktion zurück und feiert auf ihnen markante Ereignisse und Gestalten der Geschichte, aber auch Flora und Fauna sowie die architektonischen und kulturellen Schönheiten des Landes.
(Fotos/Repros: Caspar)
Die Ukraine unternimmt mitten im Krieg gegen den russischen Aggressor große Anstrengungen, um die nationale Identität ihrer Bewohner zu stärken und Erinnerungen an ihre russische beziehungsweise sowjetische Vergangenheit zu überwinden. Jetzt hat die Regierung in Kiew beschlossen, den Namen der Kleinmünzen von Kopijka (Kopeke) in Schag (шаг)zu ändern (Mehrzahl Schagow, шагов). Der neue Name wird vom Schilling abgeleitet, der überall in Europa schon im Mittelalter geprägt wurde. Durch eine Währungsreform war bereits im September 1996 anstelle des Rubels die Hrywnja (гривня) eingeführt worden. Ihr hundertster Teil heißt bis jetzt Kopijka und ab 2025 Schag. Der Umtausch ab 2025 wird nicht sofort vonstatten gehen, ist aus Kiew zu hören. Die Zentralbank richtet sich auf einen längeren Übergang ein, so dass Schag und Kopijka gleichzeitig in den Geldbörsen klappern werden.
Starkes Symbol des nationalen Stolzes
Zentralbankchef Andrij Pyschnyj erklärt, die Maßnahme sei Teil eines umfassenderen Prozesses, um das unverschuldet im Kriegszustand befindliche Land vom russischen Nachbarn abzugrenzen. So wurden unzählige Straßennamen umbenannt und Denkmäler aus der Zarenzeit und der Sowjetzeit im Interesse der Stärkung der ukrainische Identität und Kultur abgerissen.Diktator Wladimir Putin hatte vor zweieinhalb Jahren die Ukraine überfallen, um in Kiew ein moskauhöriges Regime einzusetzen und seinen Traum von einem „Großrussischen Reich“ zu verwirklichen. Bei seinem Vorgehen behauptete er, die Ukraine sei „schon immer“ russisches Gebiet und werde es wieder sein. Dieser imperialistische Plan ist unter immensen Verlusten an Blut und Gut Dank der Opferbereitschaft der Ukrainer und massiver Hilfe von außen nicht aufgegangen, und wird auch mit Blick auf die Freiheit und Stabilität in Europa hoffentlich niemals Wirklichkeit.
Karbowanez und Hrywnja
Die Entscheidung, die Kleinmünze umzubenennen, wird von vielen Ukrainern als starkes Symbol des nationalen Stolzes und der Unabhängigkeit wahrgenommen. In der Zarenzeit, als die Ukraine zum Russischen Reich gehörte und von Sankt Petersburg aus beherrscht wurde, bezahlte man mit Kupferkopeken sowie Rubeln aus Silber und Gold und mit Banknoten. Nach der Oktoberrevolution in Russland 1917 und dem Ende der Zarenherrschaft und dem Beginn der Diktatur der Bolschewiki hieß die Währung der auf auf russischem Gebiet neu gegründeten Ukrainischen Volksrepublik zunächst Karbowanez, aber bald schon Hrywnja (Griwna). Dieses Nominal im Wert eines halben Karbowanez war in 100 Einheiten geteilt. Parallel liefen eine Zeitlang Karbowanez und Hrywnja um. Im Rahmen von Währungsreformen in den Jahren 1922 und 1924 galten parallel der sowjetische Tscherwonez und der Karbowanez bis schließlich der Rubel eingeführt wurde. Nach der Auflösung der Sowjetunion und der Gründung des ukrainischen Staates 1991 wurde als Übergangswährung der Kupon-Karbowanez eingeführt, die während einer sich bald entwickelnden Hyperinflation massiv an Wert verlor.
Münzhandel hilft bei der Beschaffung
Kursmünzen kommen in der Ukraine in Stückelungen zu 1, 2, 5 und 10 Hrywen sowie 1, 2, 5, 10, 25 und 50 Kopeken vor. Die drei kleinsten Kopeken-Werte sind seit 1. Oktober 2019 und seit dem 1. Oktober 2020 auch das 25 Kopeken-Stück ungültig, können aber noch eine Zeitlang in einer staatlichen Bank gegen gegen gültige Münzen oder Geldscheine getauscht werden. Viele Sammler in der Ukraine und im Ausland werden diese Münzen zurück legen, ähnlich wie es bei uns mit Mark und Pfennig nach der Einführung des Euro 2002 geschehen ist.
Die Ukraine hat eine umfangreiche Serie von Gedenkmünzen aufgelegt, die in einschlägigen Katalogen gut dokumentiert ist und von denen manche im Münzhandel und auf Tauchbörsen angeboten werden. Sie feiern markante Ereignisse und Gestalten der Landesgeschichte, aber auch sportliche Wettbewerbe und künstlerische Leistungen sowie Schönheiten von Flora und Fauna. Viele Bauten liegen in Trümmern, die Münzen halten die Erinnerung an sie wach. Vorgestellt werden auf den Gedenkstücken auch einzelne Städte und ihre Bauwerke. Viele Ausgaben sind bei uns nicht leicht zu bekommen. Novitäten werden regelmäßig in den numismatischen Zeitschriften und im Internet angekündigt. Der Münzhandel hilft bei der Beschaffung.