Diadochenkämpfe nach Neros Tod
Im römischen Vierkaiserjahr 69 nach Christus stritten sich vier Männer um die Macht, doch nur einer gewann sie dauerhaft



Kurz aufeinander folgten im Dreikaiserjahr 1888 Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. Dieser büßte genau 30 Jahre später nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg in der Novemberrevolution 1918 Krone und Macht ein und musste das Land verlassen. Nie gab er bis zu seinem Tod 1941 die Hoffnung auf, seinen Thron eines Tages wieder zu besetzen.





Kaiser Galba erklärte in Übereinstimmung mit dem Senat in Rom seinen Vorgänger Nero zum Staatsfeind. Als sich dieser zum Selbstmord entschloss, soll er „Welch Künstler geht mit mir zugrunde!“ gerufen haben.



Nach Galba stritten sich Otho (Foto) und Vitellius um die Herrschaft im Römischen Reich. Ihre Münzprägung feiert sie als Friedensbringer und Wiederhersteller der Freiheit. Die Münzen des Vitellius lassen nicht erkennen, dass er ein grausamer Herrscher war und seine größte Freude die Schlemmerei war.





Als letztem gelang es Vespasian, dem früheren Feldherrn aus der Zeit des Kaisers Nero, im Vierkaiserjahr 69, den römischen Thron für zehn Jahre zu besetzen. Entsprechend umfangreich war seine Geldproduktion, für die der Münzhandel ansehnliche Stücke bereit hält. Die Sesterzen zeigen Vespasians Porträt und die PAX AUGUSTA, die ein Füllhorn im Arm hält, beziehungsweise das von ihm begonnene und von seinem Sohn Titus vollendete Kolosseum in Rom.



Nachdem Sachsens Kurfürst Friedrich August II./August III. am 5. Oktober 1763 gestorben war, trat sein kränklicher Sohn Friedrich Christian die Nachfolge an. Er starb schon bald am 17. Dezember 1763, und so bestieg der noch minderjährige Friedrich August III. den Thron. Bis zu seiner Volljährigkeit 1768 wirkte sein Onkel Prinz Xaver für ihn als Administrator. (Fotos/Repros: Caspar)

Römische Kaiser lebten nicht selten gefährlich, manche wurden ermordet, wenige starben friedlich im Bett. Um die Nachfolge entspannen sich Diadochenkämpfe, benannt nach dem Ringen der Nachfolge Alexanders des Großen um die Macht in dessen Reich. Friedlich ging es im Dreikaiserjahr 1888 zu, als auf den deutschen Kaiser und preußischen König Wilhelm I. sein schwerkranker Sohn Friedrich III. und nach dessen Tod schon bald Wilhelm II. folgten. Wann immer es einen Thronwechsel gab, hieß es „Der König ist tot, es lebe der König“. Damit war gemeint, dass eine Periode in die andere nahtlos übergeht. Wenig bekannt ist das Dreikurfürstenjahr 1763, als in Sachsen auf Kurfürst Friedrich August II. (als König von Polen August III.) dessen Sohn Friedrich Christian und nach seinem überraschenden Tod dessen kleiner Sohn Friedrich August III. folgten.

Im römischen Vierkaiserjahr 69 nach Christus stritten sich unter bürgerkriegsartigen Umständen vier machtbewusste Männer um die Nachfolge des ein Jahr zuvor durch Selbstmord geendeten Kaisers Nero. Der erste war der schon recht betagte Servius Sulpicius Galba, der von der Garde auf den Schild gehoben wurde und den Despoten beerbte. Nero ging durch eine umfangreiche Münzprägung in die Geschichte ein, die nicht erkennen lässt, was das für ein Tyrann und zu welchen Grausamkeiten er fähig war. Der Brand von Rom im Jahr 64 und die Christenverfolgung, aber auch Mordtaten in seiner unmittelbaren Umgebung gehen auf das Konto des Mannes, der sich – wie fast 2000 Jahre später Hitler – nur allzu gern als Künstler sah.

Kaiser durch Bestechung

Nach Neros Selbstmord ließ sich Galba, der Statthalter der Provinz Hispania Tarraconensis im Norden und Osten von Spanien und Nordportugal, am 3. April 68 zum Kaiser ausrufen und erhielt dafür die Bestätigung des Senats in Rom. Indem Galba riesige Summen, die sein blutrünstiger Vorgänger verschenkt hatte, um sich die Gunst seiner Untertanen zu sichern, zurück gefordert hatte, brachte er diese und insbesondere die von Nero korrumpierte Beamtenschaft gegen sich auf. Hinzu kam, dass sich Galba bei der römischen Rheinarmee unbeliebt machte, weshalb der Statthalter Vitellius in Colonia Agrippina, dem späteren Köln, am 2. Januar 69 von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen wurde.

Als Galba von dem Aufstand hörte, bestimmte er seinen Vertrauten Lucius Calpurnius Piso Frugi Licinianus zu seinem künftigen Nachfolger. Das wiederum brachte den Statthalter der Teile von Spanien und Portugal umfassenden Provinz Lusitanien, Marcus Salvius Otho, auf den Plan, der diese Position selber gern eingenommen hätte. Er bewegte mit Bestechungsgeldern die mächtige Prätorianergarde, ihn am 15. Januar 69 zum Kaiser auszurufen. Otho wurde vom Senat und in den meisten Provinzen des riesigen Reiches anerkannt. Gegen den grausamen und als geizig verschrienen Galba regte sich alsbald Widerstand, und als er sich mit einer Säfe durch Rom tragen ließ, stürzten sich abtrünnige Soldaten auf ihn und schlugen ihn tot.

Kurze Herrschaft, blutiges Ende

Nach Galbas unrühmlichem Abgang versuchten nacheinander Marcus Salvius Otho und Aulus Vitellius vergeblich ihr Glück. Othos Rückhalt bei seinen Legionen war nicht stabil genug, weshalb sein Kaisertum nur drei Monate dauerte, und auch das des Vitellius war kurz und schmerzhaft. Obwohl sich Vitellius von seinen Untertanen feiern ließ und prahlerische Reden hielt, regten sich Kritik und Widerstand. Das Ende des kaiserlichen Trunkenbolds, Vielfraßes und Großmauls war ausgesprochen unkaiserlich und blutig. Beim Volk in Ungnade gefallen, hat man ihn öffentlich gefoltert und seine Leiche in den Tiber geworfen. Würde es nicht Münzen mit dem Kopf des Vitellius und weiterer Kaiser seines Schlages geben - wir wüssten kaum etwas von ihnen. Jeder von diesen vier Kaisern, und nicht nur sie, bekundete im Stil der Zeit seinen hohen Rang durch die Prägung von Münzen, die regelmäßig vom Handel angeboten werden und wegen des historischen Hintergrunds besonders gesucht werden.

Dem aus einer Familie von Steuereintreibern stammenden Herrscher wird der berühmte Ausspruch „Pecunia non olet - Geld stinkt nicht“ zugeschrieben. Er soll den Satz zu seinem Sohn Titus beim Anblick von Münzen gesagt haben, die durch die Latrinensteuer in die Staatskasse geflossen waren. Da Vespasian im Unterschied zu seinen Vorgängern und Nachfolgern einen sparsamen Lebensstil pflegte, nannten seine Untertanen ihn verächtlich Heringshändler. Den Kaiser focht das nicht an. Er machte sich einen guten Namen durch eine rege Bautätigkeit und Wirtschaftsförderung in seinem Riesenreich. Vor allem die Hauptstadt Rom profitierte von gewaltigen Investitionen, die Vespasian in die Wege leitete.

So ließ der Kaiser das Kapitol wieder aufbauen, das während des Bürgerkriegs im Jahr 69 zerstört worden war. Ein unter seiner Ägide errichteter Friedenstempel sowie ein monumentales Amphitheater, das wir als Kolosseum bewundern, aber auch Straßen und Brücken quer durch das Riesenreich sind wichtige Zeugnisse aus seiner Regentschaft. Im Unterschied zu seinen Vorgängern und manchem seiner Nachfolger starb Vespasian eines natürlichen Todes an den Folgen einer Durchfallerkrankung. Sein Sohn Titus übte seine Herrschaft zur allgemeinen Zufriedenheit aus und ging als Kaiser in die Geschichte ein, der seinem Reich Wohlstand und Stabilität brachte.

Blick nach Kursachsen

Blicken wir in die Neuzeit und ins 18. Jahrhundert. Der Siebenjährige Krieg (1756-1763) um den Besitz der schlesischen Fürstentümer hatte Preußen fast in eine militärische Katastrophe geführt. Nach dem Tod des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., der als König von Polen August III. hieß, am 5. Oktober 1763 trat dessen Sohn Friedrich Christian als neuer Kurfürst die Nachfolge an. Allerdings konnte er sich seiner neuen Würde nicht lange erfreuen, denn er starb bereits am 17. Dezember 1763 an den Blattern, mitten in den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Erlangung der polnischen Königskrone durch seinen Vater. Für seinen minderjährigen Sohn Friedrich August III., der 1806 als Friedrich August I. König von Sachsen wurde und ungewöhnlich lange bis 1827 regierte, übernahm ein Onkel Prinz Xaver als Administrator bis 1768 die Regentschaft.

Friedrich Christian war eine Ausnahmeerscheinung in der wettinischen Herrscherfamilie, und er war alles andere als ein Hercules saxonicus wie sein Großvater August der Starke. Repräsentative Staatsporträts von ihm täuschen, denn er war ein schwächlicher, unter unheilbaren Lähmung an den Füßen leidender Mann, der seit seiner Kinderzeit auf den Rollstuhl angewiesen war. Seine Mutter soll versucht haben, Friedrich Christian zum Eintritt in den geistlichen Stand und damit zum Verzicht auf den sächsischen Thron zu bewegen, was aber nicht gelang. Den Ideen der Aufklärung aufgeschlossen, stellte er in seinem Tagebuch fest: „Die Fürsten sind für ihre Untertanen da und nicht die Untertanen für die Fürsten. Der Reichtum der Untertanen, der öffentliche Kredit und eine gut stehende Armee machen das wahre Glück des Fürsten aus.“

Königlicher Prinz von Polen Betrachten wir die Münzen aus der kurzen Regentschaft des Kurfürsten Friedrich Christians, dann fallen einige Besonderheiten auf. Sein Titel lautet in der deutschen Übersetzung leicht verkürzt „Königlicher Prinz von Polen, Herzog von Sachsen, Erzmarschall und Kurfürst.“ Seine königliche Herkunft wird durch das mehrteilige Wappen mit dem polnisch-litauischen Herzschild betont. Die Münzen und Medaillen, die unter dem Administrator Xaver in Vertretung des minderjährigen Friedrich August III. geprägt wurden, erwähnen ebenfalls, dass es sich bei ihm um einen königlich-polnischen Prinzen handelt. Allerdings hat man nur noch das kursächsische Wappen mit aufgelegten Schwertern dargestellt.

Das Ende des Siebenjährigen Kriegs durch den im Februar 1763 geschlossenen Frieden von Hubertusburg bedeutete den Anfang des Wiederaufbaus von Preußen und seinem Nachbarland Sachsen. In der Zeit des „Rétablissements“ wurden nicht nur die Kriegswunden geschlossen, sondern auch große Anstrengungen zur Gesundung und Modernisierung auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet unternommen, so weit das in den engen Grenzen des damals noch herrschenden Feudalsystems möglich war. Kursachsen schaffte den Wiederaufbau und die Gesundung nach dem Siebenjährigen Krieg dank der Arbeit kluger, den Idealen der Aufklärung verpflichteten Personen. An den Schaltstellen der Macht und Wirtschaft standen Vertreter aus dem Leipziger Großbürgertum sowie Gelehrte, die ohne Scheuklappen und feudale Bindungen bemerkenswerte Pläne erarbeiteten, um das Land schnell zu einer führenden Wirtschaftskraft im römisch-deutschen Reich zu entwickeln, während die vielen großen und kleinen Fürstentümer dort noch in mittelalterlich anmutenden Strukturen verharrten.

Friedrich August III./I. hat sein Land fast 60 Jahre lang in einer Zeit großer politischer, wirtschaftlicher und sozialer Veränderungen und Konflikte regiert. Er holte Sachsen aus der wirtschaftlichen Krise durch den Siebenjährigen Krieg, machte Schluss mit höfischem Luxus und förderte die allgemeine Bildung sowie die Künste und die Wissenschaften. Er machte seine Sammlungen, darunter auch das Dresdner Münzkabinett, öffentlich und gründete 1765 durch den Prinzregenten Xaver die Freiberger Bergakademie, um die für Sachsen so wichtige Montanwirtschaft auf eine wissenschaftliche Stufe zu stellen. Viele Aktivitäten dieser Art wurden durch Prämientaler und Medaillen gewürdigt und stimuliert.

Schnellmal die Seiten gewechselt

In die ungewöhnlich lange Regierungszeit des Monarchen fallen die französische Revolution von 1789 und die letztlich erfolglosen Koalitionskriege europäischer Herrscher zu deren Niederschlagung, ferner der Aufstieg und Fall Napoleon Bonapartes, der sich 1804 zum französischen Kaiser Napoleon I. krönte, und das Ende des Römisch-deutschen Reiches. Friedrich August III. hatte sich im Herbst 1806 auf die Seite Preußens geschlagen, das die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt gegen Frankreich haushoch verlor. Als der siegreiche Napoleon I. Berlin besetzte und dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. hohe Kontributionen abverlangte sowie sein Herrschaftsgebiet halbierte, kam Kursachsen aufgrund des Seitenwechsels glimpflicher davon. Der Kaiser verzieh dem nunmehrigen König Friedrich August I., der alsbald auch Herr über das aus preußischen Landesteilen gebildete Herzogtums Warschau wurde. Friedrich August I. trat dem französisch dominierten Rheinbund bei und wurde einer der treuesten Vasallen seines französischen Gebieters.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 18. Oktober 1813 geriet der König von Sachsen in preußische Gefangenschaft. Fast hätte er Land und Krone verloren, denn Friedrich Wilhelm III. von Preußen, einer der Sieger der Befreiungskriege, wollte Sachsen ganz von der Landkarte streichen. Das aber verhinderten die Verbündeten auf dem Wiener Kongress (1814/15), weil Preußen nicht allzu mächtig werden sollte. Friedrich August I. blieb nur etwa die Hälfte seines früheren Landes. Preußen konnte sich größere Teile einverleiben. Sachsen hatte als Machtfaktor ausgespielt. Das Königreich wurde in der späten Zeit Friedrich Augusts I.politisch zu einem der rückständigsten deutschen Staaten, entwickelte sich aber Dank des sprichwörtlichen Fleißes seiner Einwohner und ihres Erfindungsreichtums zum Vorreiter der industriellen Revolution in Deutschland und wurde zu einem Hort der schönen Künste.

Als der Sachsenkönig am 5. Mai 1827 in Dresden im damals ungewöhnlich hohen Alter von 76 Jahren starb, hofften viele Menschen auf die Liberalisierung der politischen Verhältnisse, hatten sich aber gewaltig geirrt. Ihre Wut entlud sich erst in der Revolution von 1848, die auch in Sachsen viele Opfer verlangte. Und auch zur Folge hatte, dass sich hier die deutsche Arbeiterbewegung zu entwickeln begann.

10. Juni 2024

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"