Polens Adler mit und ohne Krone
König Stanislaus August eröffnete 1766 in Warschau eine Münzstätte, die 1946 ihre Wiedergeburt erlebte



Russlands Zarin Katharina II., der römisch-deutsche Kaiser Joseph II. und Preußens König Friedrich II. teilen auf dem Spottbild Polen unter sich auf. Dessen König Stanislaw August verliert dabei fast die Krone.





Die Taler von 1702 und 1794 zeigen polnisch-sächsische Allianzwappen und das Wappen König Stanislaw Augusts von Polen. Er musste 1794 abdanken und ging ins Exil nach Russland, wo er 1798 starb.





Auf der Probe von 1925 zu 100 Zlotych und dem gleichen Wert der Volksrepublik Polen von 1973 zu Ehren des Astronomen Nicolaus Copernicus trägt der Adler hier die Krone und dort fehlt sie ihm.





Die Medaille von 1946 würdigt die Inbetriebnahme der Münze in Warschau mit einer Spindelpresse, um die herum vier historische Geldstücke gelegt sind. Auf dem 20000-Zlotych-Stück von 1994 anlässlich der Eröffnung des neuen Münzgebäudes in Warschau trägt der Landesadler wieder seine angestammte Krone.



Die von Johann Philipp Holzhäusser geschaffene Medaille aus dem Jahr 1766 auf die Eröffnung der Warschauer Münze und die Münzreform wurde 1966 als versilberte Nachprägung neu aufgelegt.



Die Medaille von 1771 mit einem Schmelzofen würdigt die Mühen des reformfreudigen König Stanislaw August um geordnete Verhältnisse in den Geld- und Münzverhältnissen seines Landes.



Hitler und Stalin machen sich auf der Karikatur vergiftete Komplimente. Sie sind sich einig im Bestreben, Polen, die baltischen Staaten sowie Finnland, Rumänien und weitere Länder zu erobern und auszubeuten. Antifaschisten mussten radikal umdenken. Manche Enttäuschte nahmen sich das Leben, andere ließ Stalin ermorden.



Der polnische Dukat von 1770 ist ein Beleg dafür, wie Stanislaw August mit eigenen Münzen am internationalen Handel teilnehmen wollte. Dass er das Renommee der holländischen Dukaten nutzte, lag damals im Trend, denn auch Hamburg und andere Münzberechtigte taten das Gleiche.



Die Medaille des Museums der Warschauer Münze ehrte 1968 den König mit einer Medaille. Das Bildnis richtet sich nach einer Vorlage aus dem 18. Jahrhundert. (Fotos/Repros: Caspar)

Polens über tausendjährige Geschichte war ein ständiges Auf und Ab. Großer territorialer Ausdehnung bis hinein in das heutige Russland und eine beherrschende Stellung im Ostseeraum sowie kulturellen Höhenflügen im Mittelalter und der Renaissance folgten Perioden des Niedergangs und der Abhängigkeit von fremden Mächten, schließlich im 18. Jahrhundert die Teilung und Zerschlagung des Staates. Die deutsche und sowjetische Besetzung des Landes nach dem vor 85 Jahren abgeschlossenen Hitler-Stalin-Pakt war ein Tiefpunkt in der von Höhen und Tiefen gezeichneten Geschichte des Landes. Das Museum Berlin-Karlshorst berichtet am Ort der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 über die Folgen dieses teuflischen Übereinkommens zweier Diktatoren und wie es sich auf die baltischen und südosteuropäischen Staaten ausgewirkt hat.

Die Münzgeschichte spiegelt deutlich die Rolle des Landes im Konzert der europäischen Mächte wieder. Den Anfang machten Denare und Pfennige mit Adlern und Fürstenköpfen, es folgten Goldgulden sowie Taler und andere Silbermünzen. Bestandteil des königlich-polnischen Wappens war stets der weiße Adler und ein mit dem Schwert bewaffneter Reiter, der für das Großherzogtum Litauen steht. Der Landesadler ist auf vielen in der 1766 gegründeten Warschauer Münze geprägten Geldstücke vertreten. Der hochmoderne Betrieb stellt die von Sammlern begehrten Münzen mit Bildnissen polnischer Politiker, Künstler und Gelehrter sowie Szenen aus der Landesgeschichte her. Beliebte Motive sind ferner Bauwerke wie die Königsschlösser in Warschau und Krakau sowie Kirchen und Stadtansichten, aber auch sportliche Ereignisse und Belege für die Naturschätze des Landes. Hinzu kommen zahlreiche Medaillen, die an Ereignisse und Gestalten der Landesgeschichte erinnern.

Zerstörung und Wiederaufbau

Für die nationale Identität Polens war es wichtig, die Spuren barbarischer Zerstörungswut während der deutschen Besetzung von 1939 bis 1944 zu beseitigen. Deshalb wurde alle Kraft in den Wiederaufbau von Warschau sowie anderer Altstädte von Danzig bis Breslau investiert. Dass sie am Ende des Zweiten Weltkriegs in Trümmern lagen, ist heute nicht mehr zu erkennen. In den Jahren nach 1945 haderten viele Polen mit dem von Moskau abhängigen kommunistischen Regime. Reform- und Aufstandsversuche wurden blutig niedergeschlagen. Die Forderung der Oppositionsbewegung „Solidarnosc" nach demokratischer Erneuerung, die diesen Namen verdient, fielen Anfang der 1980er Jahre auf fruchtbaren Boden. Ihre Erfolge trugen wesentlich dazu bei, dass das kommunistische System in den Ostblockstaaten einschließlich der DDR im Wendejahr 1989/90 in sich zusammen fiel und die bisherige Volksrepublik und weitere Länder parlamentarische Demokratien wurden.

Schauen wir die nach dem Ende der Volksrepublik am 1. Januar 1990 von der nunmehrigen Republik Polen geprägten Münzen und Medaillen an, dann sehen wir, dass der Wappenadler wieder eine kleine Krone trägt. Sie erinnert an jene Zeiten, als unser Nachbarland ein mächtiges Königreich war, in dem Kunst und Kultur blühten. Die Krone war während der kommunistischen Periode verpönt und verschwand auch von den Münzen.

Glanz, Fremdherrschaft, Elend

Von barockem Glanz und Elend geprägt war Polens „augusteische“ Periode zwischen 1697 und 1763, benannt nach zwei sächsischen Kurfürsten aus dem Hause Wettin, die sich mit großen Bestechungsgeldern und nach dem Übertritt zur katholischen Kirche zu polnischen Königen wählen und krönen ließen. Kurfürst Friedrich August I., besser bekannt als August der Starke und als König von Polen August II. genannt, und sein Sohn Friedrich August II. (August III) prägten überaus prächtig das Antlitz von Warschau, ihrer zweiten Residenz nach Dresden. Die luxuriöse Hofhaltung beider Herrscher wurde zum Vorbild für andere Fürsten der Barockzeit. Misswirtschaft und die Verwicklung in den Nordischen Krieg zu Beginn des 18. Jahrhunderts sowie in die von Preußen nach 1740 angezettelten Schlesischen Kriege schadeten Sachsen-Polen und bereiteten 1763 der Herrschaft der Wettiner im benachbarten Polen ein Ende. Auf Münzen und Medaillen dieser Zeit sind die kursächsischen Schwerter mit dem viermal geteilten polnischen Wappen unter der Königskrone kombiniert. Dass Sachsen während der drei Schlesischen Kriege von Preußen besetzt und ausgebeutet wurde, muss man sich beim Anblick dieser von Sammlern gesuchten Prägungen hinzu denken.

Nach dem Ende der Doppelmonarchie Sachsen-Polen kam es in Warschau zu einem Machtwechsel. Der 1764 nach seiner Wahl gekrönte polnische Adlige Stanislaus August Poniatowski war einer der Günstlinge der russischen Kaiserin Katharina II., der Großen. Sie hatte Interesse daran, dass auf dem Thron in Warschau ein Mann sitzt, den sie lenken und leiten konnte, hegte aber auch weitergehende Pläne. Allerdings fügte sich der neue König nicht allen Wünschen der machtbesessenen Nachbarin, sondern versuchte, eine eigenständige Reformpolitik zu verwirklichen, die sich auch gegen mächtige polnische Adelsgruppen richtete und die Stellung des Landesherren stärken sollte. Katharina nutzte unklare Machtverhältnisse in Polen und verband sich mit Österreich und Preußen, um es nach und nach als souveränen Staat auszuschalten. Die Folge dieser auf Landerwerb und Einflusszonen gerichteten Politik waren die drei polnischen Teilungen von 1772, 1793 und 1795. Stanislaus August musste, immer weiter in seinen Entfaltungs- und Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt, im November 1795 abdanken und starb drei Jahre später im russischen Exil in Sankt Petersburg.

Landraub durch drei Teilungen

In den Polnischen Teilungen raubten Russland, Österreich und Preußen Land und schoben einander fremde Territorien zu. Sie machten den Bewohnern ihre nationale, kulturelle und religiöse Identität und sogar ihre Sprache streitig und . Zu Beginn des 19. Jahrhundert herrschte für kurze Zeit noch einmal ein Sachse in Polen, König Friedrich August III. (I.). als Herzog von Warschau (nicht Großherzog, wie manchmal geschrieben wird!). Während der Befreiungskriege riss Russland 1814 das so genannte Kongresspolen an sich und unterdrückte seine Bewohner, was die Abneigung der selbstbewussten Polen gegenüber dem östlichen Nachbarn bis auf den heutigen Tag beeinflusste. Weitere polnische Territorien fielen im Ergebnis der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 an Preußen und Österreich, die anderen Sieger gegen das napoleonische Frankreich. Natürlich wehrten sich patriotische Kräfte gegen die Unterdrückung durch fremde Mächte. Bis heute wird mit Stolz die Hymne mit der Anfangszeile „Noch ist Polen nicht verloren“ als Aufforderung gesungen, niemals die Hoffnung auf die Wiedergeburt des Landes aufzugeben und die Fremdherrschaft zu überwinden.

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) erlangte Polen, bisher in großen Teilen dem Russischen Reich zugehörig, seine staatliche Selbstständigkeit, die mit dem Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes am 23. August 1939, vor nunmehr 85 Jahren, und dem Überfall des Deutschen Reiches zu Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Errichtung des so genannten Generalgouvernements vorerst endete. Eine geheime Vereinbarung zwischen beiden Diktatoren sah vor, dass das Land von Deutschland und der Sowjetunion besetzt wird. Die Nationalsozialisten richteten in Auschwitz, Treblinka und anderen Orten des so genannten Generalgouvernements Vernichtungslager ein, in denen Millionen Juden, unter denen viele Polen waren, und weitere Menschen ermordet wurden.

Nach der Befreiung durch die Rote Armee (1944) wurde in Polen auf Druck der Sowjetunion ein kommunistisches Regime errichtet. Die Landesgrenze wurde nach Westen bis an die Oder und Neiße verschoben, weil der sowjetische Diktator Josef Stalin Ansprüche auf polnische Territorien an der Grenze zur UdSSR erhob, verbunden mit der Umsiedlung der dort lebenden Menschen weiter nach Westen bis an die Grenze zur DDR. Es dauerte Jahrzehnte, bis die Bundesrepublik Deutschland diese Grenze anerkannte, während sich die DDR sehr zeitig mit der Oder-Neiße-Grenze einverstanden erklärte.

Königliche Münzreform

Zurück ins 18. Jahrhundert. Kurz nach seiner Thronbesteigung 1764 leitete Stanislaw August, der sich durch die großzügige Förderung der Künste hervortat, eine Münzreform ein, um fremde Geldsorten, die das Land massenhaft überschwemmten und seiner Wirtschaft schwer schadeten, zu verdrängen, aber auch im Ausland, vor allem in West- und Süddeutschland, eigene Münzen zu etablieren. Das neue Geld richtete sich daher in Schrot und Korn nach jenen Münzen, die im römisch-deutschen Reich umliefen. Die Silber- und Goldmünzen wurden nach einheitlichem Standard mit dem Bildnis des Königs und dem polnischen Wappen geprägt.

Eine Rarität unter den Münzen von Stanislaw August ist der von 1770. Er orientiert sich an holländischen Goldmünzen, die überall in Europa umliefen und wegen ihrer guten Qualität sehr beliebt waren. An der Stelle des sonst üblichen Ritters ist der König von Polen stehend im Schmuck seiner königlichen Insignien dargestellt. Rückseitige wird auf einer Schrifttafel in Anlehnung an die holländischen Vorbilder betont, dass diese Goldmünze nach Reichsrecht geschlagen wurde. Die Initialen I. S. weisen auf den Warschauer Münzmeister Jost Schröder.

Stanislaus August verband die Einführung besserer Münzen mit der Modernisierung der Münzstätte in Warschau. Sie wurde mit neuen Maschinen, und das waren noch die im 16. Jahrhundert erfundenen Spindelpressen, auf den aktuellen Stand gebracht und auch personell aufgestockt. Seine Mühen um Ordnung und Übersicht im Münz- und Geldwesen ließ der König nach damaligem Brauch durch Medaillen feiern. Auf einer von dem Medailleur Holzhäuser geschaffenen Medaille aus dem Jahr 1766 ist Moneta, die antike Schutzgöttin der Münzpräger, dargestellt, wie sie an eine Spindelpresse gelehnt ehrfurchtsvoll das Porträtmedaillon des Königs betrachtet. Im Hintergrund erkennt man die Silhouette der Haupt- und Residenzstadt Warschau, die von Stanislaus August in der Tradition seiner beiden sächsischen Vorgänger auf dem polnischen Thron überaus prächtig ausgebaut wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das zerstörte Schloss mit großem Kraftaufwand und weitgehend authentisch wieder aufgebaut.

18. September 2024

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