Alte und neue Kunst
Ausstellung im Bode-Museum zeigt, wie sich Pablo Picasso von spanischen Meisten inspirieren ließ



Bilder und Skulpturen von Pablo Picasso treten im Bode-Museum in einen interessanten Dialog mit Werken spanischer Maler und Bildhauer aus der Zeit vor 1800.







Die Berliner Skulpturensammlung besitzt prachtvolle Werke altspanischer Meister und stellt sie neben Werken von Pablo Picasso aus der Sammlung Berggruen aus. Die Ausstellung gibt reichlich Gelegenheit, in Gesichter von damals und heute zu schauen.



Das Original des nur als Schwarzweiß-Kopie gezeigten Heiligenbildes von Francisco de Zurbarán aus dem Jahr 1629 zählt zu den schmerzlichen Kriegsverlusten der Berliner Gemäldegalerie.



Der vielseitige Künstler liebte den Stierkampf und hat ihn häufig dargestellt. In seinem Oeuvre kommt das für den tödlichen Kampf bestimmte Tier als Sinnbild von Gewalt und Erotik und Symbol für den Künstler selbst vor.





Auf dem Weg zur neuen Picasso-Ausstellung zeigt die Skulpturengalerie Figuren aus Elfenbein aus und wie eine Holzfigur geschnitzt wird.



Der in der Skulpturengalerie an einer Wand aufgebaute Kamin hat einmal den Saal eines Schlosses geschmückt und erwärmt. (Fotos: Caspar)

Auf der Berliner Museumsinsel wird bis zum 21. Januar 2024 die Ausstellung „Spanische Dialoge: Picasso aus dem Museum Berggruen zu Gast im Bode-Museum“ gezeigt. In Nachbarschaft mit der Skulpturensammlung und dem Münzkabinett bietet die Schau die einzigartige Gelegenheit, nicht nur Werke des größten spanischen Künstlers des 20. Jahrhunderts in Leihgaben der Sammlung Berggruen zu betrachten, sondern sie auch mit Bildern und Skulpturen früherer spanischer Meister zu vergleichen. Die Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz verfügt über die deutschlandweit wichtigste Sammlung spanischer Skulpturen aus der Zeit vor 1800 und hat die einmalige Gelegenheit ergriffen, sie mit Gemälden und Skulpturen von Picasso zu zeigen.

Eifriger und kenntnisreicher Kunstsammler

Die zum 50. Todestag des Meisters veranstaltete Schau zeigt, wie sich Zeugnisse älterer spanischer Kunst in in Picassos Werk spiegeln. Viele Gäste erfahren vielleicht zum ersten Mal, dass Picasso ein eifriger und kenntnisreicher Kunstsammler war. Er studierte, interpretierte und adaptierte Werke früherer Generationen und erkannte, wie wichtig der Blick in die Vergangenheit ist, um die Gegenwart verstehen und darstellen zu können. Picasso besaß unzählige Kunstreproduktionen und Originale von alten und neuen, vor allem spanischen Künstlern, die ihm als stetige Quelle der Reflexion für sein eigenes Werk dienten. Während seiner Schul- und Studienjahre konnte der Meister die ganze Fülle spanischer Kunst in so unterschiedlichen Regionen wie Andalusien, Galizien, Katalonien und Kastilien studieren und für sich nutzbar machen. Für ihn besaß Kunst weder eine Vergangenheit noch eine Zukunft, heißt es auf einer Tafel in der Ausstellung. Sie sei weder veraltet noch fortschrittlich, vielmehr sollte sie einzig nach ihrer Fähigkeit beurteilt werden, für die Gegenwart bedeutungsvoll zu sein.

Die von der Alten Nationalgalerie, der Skulpturensammlung und dem Museum für Byzantinische Kunst gestaltete Ausstellung ist möglich, weil aktuell das von Heinz Berggruen begründete, reich mit Werken der klassischen Moderne ausgestattete Museum renoviert wird. Der 2007 in Paris verstorbene Sammler hatte, weil er als Jude von den Nationalsozialisten verfolgt war, 1936 das Deutsche Reich verlassen müssen und ging in die USA. Seine in 60 Jahren aufgebaute Sammlung kam 1996 als „Geste der Versöhnung“ nach Berlin. Berggruen verkauft sie im Dezember 2000 seiner Heimatstadt weit unter dem Handelswert für 253 Millionen Mark, obwohl sie damals auf 1,5 Milliarden Mark (in heutiger Währung rund 1,128 Milliarden Euro) taxiert worden war. Als Teil der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im westlichen Stülerbau gegenüber dem Charlottenburger Schloss untergebracht, enthält sie neben Werken von Pablo Picasso auch solche von Alberto Giacometti, Georges Braque, Paul Klee und Henri Matisse.

Brücke zwischen damals und heute

Die Ausstellung schlägt eine Brücke zwischen damals und heute, zwschen Spanien und Deutschland und spricht dabei bis heute zwischen beiden Ländern bestehende Vorurteile nach dem Motto „Das kommt mir spanisch vor“ an. Es geht weiter mit der Frage, wie Porträts in Form von Gemälden und Skulpturen seit dem 14. Jahrhundert als Machtinstrumente und zur Selbstinszenierung verwendet wurden. Schließlich geht es um die Darstellung von Gefühlen und Empfindungen . Dieses Thema ist keineswegs neu, sondern stand bereits im 16. und 17. Jahrhundert im Mittelpunkt der stark christlich geprägten Kunst in Spanien. Auf Picasso übten Emotionen eine große Faszination aus, was die spannungsvolle Gegenüberstellung seines „Bildnis Nusch“ (1937) und Pedro Roldáns (1624–1699) „Mater Dolorosa“ (1670/75) veranschaulichen.&xnbsp;

Durch Studium, Neuinterpretation und Adaption der Werke früherer Generationen arbeitete Picasso die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit heraus, um die Gegenwart verstehen und ausdrücken zu können. Jeweils zwei oder drei Werke werden in der Ausstellung gegenüber-gestellt, und es wird dabei auf verbinde Themen verwiesen. So kann man Frauenporträts auf Gemälden des 17. Jahrhunderts und mit solchen von Pablo Picasso vergleichen. Die Ausstellung zeigt Portraits, die als Mittel zur öffentlichen Selbstdarstellung früher und auch heute in Form von digitalen Selfies dienten.

22. August 2023