Hoffnung für Schadows Meisterwerk
Berliner Verein möchte Münzfries in der Spandauer Zitadelle restaurieren und sucht nach Sponsoren

Das klassizistische Münzgebäude auf dem Werderschen Markt musste 1886 einem Kaufhaus weichen. Der Münzfries fristet im Unterbau des Berliner Kreuzbergdenkmals ein unwürdiges Dasein und ist der Öffentlichkeit kaum bekannt. Jetzt besteht die Chance, ihn in die Spandauer Zitadelle zu holen und unter den Augen der Besucher zu restaurieren.

Die 1861 bis 1871 nach Plänen von Heinrich Bürde und Friedrich August Stüler erbaute Königliche Münze an der Unterwasserstraße war bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts im Betrieb. Das von der Münze auf dem Werderschen Markt übernommene Reliefband an der Fassade ließ schon von weitem erkennen, dass hier Geld produziert wurde.

Die in den Katakomben des Kreuzbergdenkmals deponierten Reliefs symbolisieren die Aufgaben des Hauses, in dem anfangs auch die Bauakademie und die Mineralogische Sammlung untergebracht waren.

Der Fassadenschmuck an der ehemaligen Reichsmünze bzw. dem VEB Münze der DDR am Berliner Molkenmarkt ist eine Kopie aus den 1930er Jahren.

Der Berliner Münzgraveur Bodo Broschat setzte dem Münzfries 1997 auf einer Medaille zur Internationalen Münztechnikertagung in Berlin ein eindrucksvolles Denkmal. Die auf der Rückseite abgebildete Kniehebelpresse steht in der Geldfabrik an der Ollenhauerstraße 97 im Berliner Bezirk Reinickendorf.

Zum 250. Geburtstag von Johann Gottfried Schadow brachte die Staatliche Münze Berlin 2014 Medaillen mit Motiven vom Münzfries heraus. Verschiedene Details der Meisterwerks sind auf weiteren Medaillen abgebildet.
Fotos/Repro: Caspar
Für den vom Berliner Bildhauern Johann Gottfried Schadow für die Königliche Münze auf dem Werderschen Markt in Berlin geschaffenen Münzfries besteht Hoffnung, dass er aus der Versenkung geholt, restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Die nach dem Bildhauer Johann Gottfried Schadow benannte Schadow Gesellschaft e. V. kümmert sich seit Jahren um die Restaurierung und Neuaufstellung der um 1800 in die Fassade des Münzgebäudes eingefügten Bilderfolge. Die zum Teil beschädigten Originalplatten aus Sandstein sind mit weiteren Skulpturen im Sockelgeschoss des Berliner Kreuzbergdenkmals eingelagert.
Arbeit in der Schauwerkstatt
In der Bastion Königin der Spandauer Zitadelle soll eine Schauwerkstatt eingerichtet werden. Die Museumsleitung der Zitadelle stimmt dem Plan zu und will die erforderlichen politischen Entscheidungen vorantreiben. Auch beim Kulturamt besteht großes Interesse an dem Projekt, über dessen Entwicklung sich eines Tages Besucher bei Führungen informieren können. Sie wären eine gute Gelegenheit, Sponsoren zu finden und neue Mitglieder für den Verein einzuwerben, der sich seit über 30 Jahren um das Erbe des berühmten Schöpfers der Quadriga auf dem Brandenburger Tor und weiterer hochrangiger Skulpturen kümmert und Generalsfiguren aus Bronze nach Schadows Entwürfen rund um den U-Bahnhof Mohrenstraße aufstellen ließ. Die Originale aus Marmor ziehen im Bode-Museum auf der Museumsinsel bewundernde Blicke auf sich. In seiner Publikationsreihe und in Monatsbriefen berichtet der Verein von neuen Erkenntnissen über den berühmten Künstler und seine Zeit sowie über das Vereinsleben (siehe auch Internetseite www.schadow-gesellschaft-berlin.de).
Der nach Entwürfen von David Gilly vom Hofbildhauer und Akademiepräsidenten Johann Gottfried Schadow geschaffene, etwa 90 Zentimeter hohe und 36 Meter lange Münzfries stammt von der Fassade der im Jahr 1800 erbauten Geldfabrik am Werderschen Mark. Er war ursprünglich bronziert, was dem Stein nicht gut tat. Dargestellt sind in der Manier antiker Skulpturen das Schürfen und die Verarbeitung der Metalle sowie das Strecken auf einer Walze und das Prägen auf einer Spindelpresse, die vor über 200 Jahren das wichtigste Prägegerät war. Zu sehen ist auch, wie Münzen gewogen und geprüft werden. Außerdem wird gezeigt, wie der Wohlstand die Künste herbeilockt. Weitere Reliefplatten schildern die Segnungen des Land- und Wasserbaues und wie mit Hilfe von Geld dem Wüten der Naturgewalten Einhalt geboten wird. Entwürfe für das Relief befinden sich in der Sammlung der Zeichnungen der Staatlichen Museen zu Berlin und im Märkischen Museum der Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Bürgerschaftliches Engagement
Schon zu Schadows Lebzeiten - er starb 1850 - war eine Restaurierung der Bilderfolge nötig, und es gab auch Ideen, das Bildwerk abzuformen und von ihm eine Kopie aus Zink herzustellen, einem damals sehr beliebten, aber korrosionsanfälligen Werkstoff, der „steinartig“ bemalt wurde. Dies unterblieb angesichts der Größe des Reliefs, so dass es nur zu einer „Ölung“ kam. Dass diese Art fettiger Imprägnierung dem Stein nicht gut tut, hat man damals noch nicht gewusst. 1869 wurden die Sandsteinfriese abgenommen und das Münzgebäude bedauerlicherweise 1886 abgebrochen. Danach wurde der Fries, um einige Details verlängert, in die Fassade der Königlichen Münze an der Unterwasserstraße eingelassen. Der Neubau der Reichsmünze wurde in den 1930er Jahren durch eine Kopie geschmückt, die originalen Platten kamen ins Depot und verfielen in einen Dornröschenschlaf, aus dem sie dank bürgerschaftlichen Engagements nun wieder erweckt werden sollen.
20. Februar 2025