Namenszug in Spiegelschrift
Erfinder der Lithographie bekam auf den Senefelderplatz ein schützendes Dach



Im 19. Jahrhundert war Alois Senefelder (1771-1834) ein populärer Mann. Er revolutionierte mit seinem Steindruck- oder Flachdruckverfahren das grafische Gewerbe. Mit ihm konnten auf einfache und preiswerte Weise Schriften aller Art und Bilder vervielfältigt werden. Bedeutende Künstler bedienten sich der neuen Technik, die auch die Herstellung großformatiger und farbiger Plakate zuließ.

  

Widmungen auf der Vorder- und der Rückseite des-Denkmals erläutern, wer hier geehrt wird und wer das Monument aus Marmor gestiftet hat. Die Fotos zeigen den Zustand vor der Reinigung und Restaurierung.



Die Deutsche Bundespost brachte 1972 eine Briefmarke zu 25 Pfennig heraus, auf der gezeigt wird, wie der von Senefelder erfundene „Flachdruck“ funktioniert.



Neuruppiner Bilderbogen bedienten sich im 19. Jahrhunderts des neuartigen Steindruckverfahrens. Dargestellt ist, wie 1848 in der Revolution die Berliner von preußischem Militär niedergeschlagen werden, daneben wird biedermeierliches Leben geschildert.

  

Wie der um 1400 in Mainz geborene Johannes Gutenberg ausgesehen hat und ob er einen langen Bart trug, ist nicht bekannt. Viele Bildnisse, Skulpturen sowie Münzen und Medaillen gehen auf ein fiktives Porträt aus dem 16. Jahrhundert zurück. So ist es auf der Zinnmedaille aus dem Jahr 1840 zum 400. Geburtstag von Johannes Gutenberg und auf der achteckigen Medaille ohne Jahreszahl, die der Pariser Drucker, Buchhändler und Lithograph Paul Dupont zu Ehren von Johannes Gutenberg und Alois Senefelder prägen ließ.

Fotos/Repros: Caspar

In Berlin, der Stadt der ewigen Baustellen und Stolperfallen
, der kaputten Straßen, zerbröselnden Brücken und Müllkippen auf Straßen und Plätzen, gibt es noch Zeichen und Wunder, und ein solches ist auf dem Senefelderplatz am Beginn der Schönhauser Allee zu bewundern. Das Marmordenkmal zur Erinnerung an Alois Senefelder, den Erfinder des Steindrucks, wurde in den vergangenen Jahren in seiner historischen Gestalt zurückgewonnen und bekam ein vor Regen, Schnee und Sonneneinstrahlung schützenden Dach in Form eines aus Kunststoff gebildeten Segels. Auch die Gartenanlage um das kostbare Marmordenkmal wurde in einen vorzeigbaren Zustand versetzt, was man vielen anderen Grünflächen wünschen möchte.
Das Senefelder-Denkmal zeigt den Besitzer einer Steindruckanstalt in München sitzend. Er ist gerade dabei, etwas auf eine Druckplatte zu zeichnen oder zu schreiben. Bei dem von ihm entwickelten Verfahren zur Vervielfältigung von Bildern und Schriften hat man Solnhofener Kalkstein verwendet, auf den eine fetthaltige Tusche oder Kreide aufgetragen wurde. Die Steinplatte wurde mit verdünnter Säure so behandelt, dass die seitenverkehrt aufgetragene Druckerfarbe auf dem Papier haften konnte. So war und ist es auch heute möglich, Zeichnungen, Schriften, Noten und andere Vorlagen in großen Stückzahlen sowohl ein- als auch mehrfarbig zu vervielfältigen. Das Verfahren brachte die bis dahin auf Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen oder Stahlstiche angewiesene Illustration von Büchern, Kunstblättern und Flugschriften stark voran. Bedeutende Künstler bedienten sich der ebenso einfachen wie effektiven Druck- und Vervielfältigungstechnik, die sehr schnell bisherige Druckmethoden ablöste.

Frisch gereinigt und ergänzt
Wer das frisch gereinigte und ergänzte, vor den Unbilden der Witterung und hoffentlich auch vor Angriffen von Vandalen und Kunstfeinden geschützte Denkmal genau anschaut, sieht, dass ein am Sockel sitzender Junge Senefelders Namen spiegelverkehrt notiert. Wenn der zweite Knabe in den Spiegel vor ihm schaut, kann er den Namen des Erfinders des Flachdrucks, so eine weitere Bezeichnung des von Senefelder 1798 entwickelten Verfahrens, richtig lesen. Anlässlich des einhundertsten Geburtstages des Druckers im Jahre 1871 wurde die Forderung laut, ihn in Berlin, einem der wichtigsten Druck- und Verlagsorte im Deutschen Reich, durch ein Denkmal zu ehren. Da der Magistrat kein Geld hatte, sammelten Buchdrucker und Lithographen in ganz Deutschland Geld. Der Bildhauer Rudolf Pohle wurde mit der Ausführung beauftragt. Auf einer Schriftrolle am Sockel hat er die Widmung „Dem Erfinder des Steindrucks Alois Senefelder“ angebracht, während man auf der Rückseite „In dankbarer Erinnerung von den Fachgenossen Deutschlands errichtet am 6. November 1892“ lesen kann. Der Platz wurde jetzt nach alten Befunden wiederhergestellt. Rasen, ein Gitter und immergrüne Pflanzen umschließen das liebenswerte Denkmal zur Erinnerung an einen Unternehmer, der auch mit der Reproduktion von Gemälden durch Verwendung unterschiedlicher Farbplatten experimentierte und damit der Drucktechnik ganz neue Entfaltungsmöglichkeiten vermittelte.

Mann des Jahrtausends
Wann der Schriftgießer und Drucker Johannes Gutenberg geboren wurde, ist ebenso unbekannt wie viele Stationen seines wechselvollen, von vielen Höhen und Tiefen gezeichneten Lebens. In den USA wurde er zum „Mann des Jahrtausends“ gekürt, weil seine Erfindung, die beweglichen Lettern, wie kaum eine andere Errungenschaft so sehr den Gang der Geschichte beeinflusst hat. Dass es in China einige Jahrhunderte vor ihm schon den Druck mit geschnitzten Zeichen aus Holz gegeben hat, ändert nichts an dieser Tatsache. Traditionell wird für Gutenberg das Geburtsjahr 1400 angenommen, und so steht es auch auf Medaillen, die die Leistungen des Henne Gensfleisch genannt Johannes Gutenberg würdigen und ein eigenes, hoch interessantes Sammelgebiet darstellen, zu dem weitere bedeutende Vertreter der Schwarzen Kunst wie Alois Senefelder sowie Verleger und Verlage, Berufsorganisationen, Schriftgestalter und ähnliche Personengruppen gehören. Buchdruckermedaillen bilden ein interessantes und lehrreiches Sammelgebiet. Unübertroffen als Nachschlagewerk ist der Katalog von Paul Jehne „Über Buchdruck-Medaillen“ (Dippoldiswalde 1907, Nachtrag 1913), den die Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. in Frankfurt am Main 1992 anlässlich der Versteigerung der Sammlung Jehne als Reprint herausgegeben hat. Deutlich wird beim Anblick der Medaillen, dass es vor langer Zeit Unsicherheiten gab, wem der Ruhmeslorbeer für die „schwarze Kunst“ mit beweglichen Lettern zuzusprechen wäre. Daher erscheint auf niederländischen Medaillen der Barockzeit ein gewisser Laurentius Janszoon Coster aus Haarlem, dem diese Leistung angedichtet wurde. Im Jahr 1900, ein halbes Jahrtausend nach Gutenbergs vermutetem Geburtsjahr, wurde in Mainz das Gutenberg-Museum eingerichtet, das zur Jahrhundertfeier 2000 einen Erweiterungsbau bekam. Der Berufsstand der Drucker und Schriftsetzer genoss in den vergangenen Jahrhunderten hohes Ansehen. Sie gehörten zu den Spitzenverdienern innerhalb der in der Regel schlecht bezahlten Handwerkerschaft. Es verwundert daher nicht, dass ihre Vertreter auch intensive Imagepflege auf geprägtem Metall betrieben, was Sammler entsprechender Stücke und solche, die es werden wollen, freut.

26. März 2025