Krone mit drei goldenen Reifen
Was es mit der von den Päpsten bei feierlichen Anlässen getragenen Tiara auf sich hat



Spätmittelalterliche Reliquiare wie das Papstbildnis gehörten zur Sammlung des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen, der als Beschützer Martin Luthers in die Geschichte einging. Im Holzschnitt daneben nimmt der Papst bedeutende Summen aus dem Ablasshandel entgegen.



Überall in Rom sind Kirchen und andere Bauwerke mit dem päpstlichen Wappen geschmückt. Dieses aus dem Jahr 1764 gehört Clemens XIII., der sich als Förderer der Jesuiten manche Feinde machte.

  

Die Tiara schmückt das Wappen von Papst Pius VI. auf einer Goldmünze zu zehn Zechinen. Nach damaligem Brauch wurden hochrangige Besucher der Pariser Münze durch eine Medaille geehrt. Diese aus dem Jahr 1805 zeigt Pius VII., der der Krönung Napoleons I. beiwohnen musste.



Die drastisch gestalteten Papst-Teufel-Medaillen aus Silber wurden im 16. Jahrhundert in verschiedenen Versionen gegossen.



Das Spottbild zeigt die zerbrochenen Schlüssel Petri, welche die Bindegewalt des Papstes als Stellvertreter Jesu Christi und Nachfolger des Apostels Petrus symbolisieren, und wie unter der Tiara das Geld regiert. Bis fast in unsere Tage hinein listete der Vatikan auf, was seiner Meinung unchristlich, unsittlich, revolutionär und demokratisch ist und daher auf den Index gehört. Er verbot Werke der Weltliteratur, was deren Ansehen aber nicht geschadet hat.



Auf der Medaille von mit dem Kopf des Reichskanzlers Otto von Bismarck streiten sich Papst und Germania, wer Herr im Reich ist, und das konnte nur Kaiser Wilhelm I. sein.

Fotos/Repros: Caspar

Auf zahlreichen Münzen und Medaillen der Päpste
ist die Tiara abgebildet, und auch Gemälde, Skulpturen und Wappenschilder zeigen das Aussehen ihrer Krone. Die kegelförmige Kopfbedeckung wurde bei Krönungen und anderen feierlichen Anlässen getragen. Sie besteht aus weißem Stoff, und die drei goldenen Reifen weisen auf den Anspruch der Päpste, Vater der Fürsten und Könige, Haupt der Welt und Statthalter Jesu Christi zu sein. Die in den Vatikanischen Museen aufbewahrte Kronen werden auch als Zeichen für die Dominanz der kirchlichen gegenüber die weltliche Gewalt gedeutet. Überdies symbolisieren die drei Reifen die göttliche Dreifaltigkeit. Der 1963 zum Papst gewählte und 2018 heilig gesprochene Paul VI. ließ sich 1963 als letztes Oberhaupt der katholischen Kirche mit der Tiara krönen. Er schenkte sie US-amerikanischen Katholiken, die sie in der Basilika der Unbefleckten Empfängnis in Washington D.C.als Dank für ihre Mühen um die Linderung von Not und Elend in der Dritten Welt aufbewahren.

Zur Krönung Napoleons I. einbestellt
Kirchenhistoriker kennen mehrere Papstkronen, die meisten gingen im Lauf der Geschichte verloren. Über die reich mit Edelsteinen geschmückte Tiara von Papst Pius VII. wird berichtet, Kaiser Napoleon I. habe sie ihm als eine Art Ausgleich für die von französischen Revolutionstruppen geraubten Kostbarkeiten im Vatikan und die Einverleibung des Kirchenstaates in das von ihm 1805 gebildete Königreich Italien geschenkt. Der Maler Jacques-Louis David zeigt den in die Kirche Notre Dame in Paris zur Kaiserkrönung einbestellten Pontifex maximus sitzend und nur mit einer weißen Kappe auf dem Kopf bedeckt, während ein Geistlicher im Hintergrund die Papstkrone in den Händen hält. Größer konnte Erniedrigung des Oberhaupts der katholischen Kirche nicht sein. Diese Papstkrone wurde im 20. Jahrhundert noch von Pius XII. getragen und kam danach ins Museum.
Alte und neue Münzen des Vatikans sind gut dokumentiert und werden vom Münzhandel angeboten. Die Seltenheit mancher Euro-Ausgaben und das weltweit starke Interesse an dem Thema bestimmen den Preis, der zwei- bis vierstellig sein kann. Neben der Werbewirkung für die Kirche und ihr Oberhaupt stellen die Münzen eine nicht unwichtige Einnahmequelle des Vatikans dar.

Papst und Teufel, Kardinal und Narr
Im Zusammenhang mit der Lutherschen Reformation wurde die dreifache Papstkrone zum Hassobjekt für die katholische Kirche schlechthin. Zahlreiche Spottschriften, aber auch Medaillen verunglimpfen sie als Krone des Teufels und des Antichrist. Auf Spottmedaillen des 16. Jahrhunderts erkennt man den Papst mit der Tiara und den Kardinal mit seinem breitkrempigen Hut. Dreht man die meist gegossenen Medaillen um 180 Grad, dann erblickt man die Fratze des Teufels und ein Narrengesicht.
Die Stellvertreter Christi auf Erden verstanden es sehr gut, Münzen und Medaillen als Mittel der Selbstdarstellung und zur Verherrlichung ihrer Frömmigkeit und Person zu nutzen. Höhepunkte in ihrer numismatischen Geschichte sind die prächtigen Gepräge aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, auf denen die ja immer heiß umstrittenen und häufig in politische und militärische Bedrängnis geratenen Kirchenfürsten Macht und Ansprüche mit Bildnissen, Wappen und religiösen Darstellungen demonstrierten. Sie feiern ihre Bautätigkeit und karitativen Maßnahmen. Die geprägten oder gegossenen Medaillen zeigen Ansichten der Peterskirche und anderer Gotteshäuser in der Ewigen Stadt, aber auch den Petersplatz mit dem großen Obelisken darauf sowie weitere repräsentative Anlagen dieser Art und verschiedene Paläste, mit denen sich der jeweilige Oberhirte durch Anbringung seines Wappens und langer Inschriften ein Denkmal setzte.

Luthers Kampf gegen das Ablasswesen
Der Bau der Peterskirche wurde im frühen 16. Jahrhundert unter anderem durch den Verkauf von Ablassbriefen finanziert. Dagegen opponierte der deutsche Mönch Martin Luther 1517 durch den Anschlag seiner 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg.1) Dafür vom Papst in Acht und Bann getan, löste er ein religiöses und politisches Erdbeben aus, das auch die Papstkirche in Gefahr brachte. Anhand von Gemälden, Stichen, Zeichnungen und Medaillen ist zu sehen, wie sich das Gotteshaus im Laufe der Jahrhunderte verändert hat und welche Kunstwerke es birgt. Deutlich wird, dass der Petersdom ursprünglich ein anderes Aussehen bekommen sollte. Seine mächtige Kuppel ist auf den frühen Medaillen noch nicht zu erkennen.
Dass unter den Päpsten manche alles andere als heilige Menschen, sondern machtgierige Despoten waren, die vor allem sich, ihre Familien und ihre Neffen (lat. Nepos, abgeleitet Nepotismus) förderten und in einflussreiche Stellungen hievten, muss man sich beim Anblick der großartigen Künstlern geschaffenen Güsse oder Prägungen hinzu denken. Unter den Päpsten waren auch welche, die Bedeutendes in Sachen Kunst und Wissenschaft leisteten. Doch ist die Zahl derer nicht gering, die das genaue Gegenteil taten, Kritiker als Ketzer verbrennen ließen, Konkurrenten aus dem Weg räumten, missliebige Bücher auf den Index setzten und einen alles andere als christlichen Lebenswandel führten. Papst Paul VI. schaffte 1966 den Index der religionskritischen, sexuell zu freimütigen und sonst wie missliebigen Bücher endgültig ab. Die dafür zuständige Vatikan-Behörde kam angesichts der Flut zu überprüfender Schriften nicht mehr hinterher und wollte sich wohl auch nicht lächerlich machen. Zuvor wurden bestimmte Bücher nur noch missbilligt. In dem Verzeichnis finden sich illustre Namen wie Galilei, Goethe, Heine, Kant, Kopernikus, Lessing, Luther, Swift und Voltaire. Aus nicht erkennbaren Gründen verzichtete der Index allerdings, Schriften von Marx, Lenin, Hitler und Stalin zu erwähnen.
1) Ob er wirklich stattgefunden hat, ist umstritten. Die Thesen selbst sind es nicht.

27. Mai 2025