"Ehrt mir die alten Meister"
Staatliche Münze Berlin zeigt auf Jahresmedaille 2025 Details von Schadows Münzfries / Brandenburger Tor als Sammelthema

Die Staatliche Münze Berlin gibt silberne Jahresmedaillen mit Berlin-Motiven heraus. Das Brandenburger Tor mit seiner von Johann Gottfried Schadow geschaffenen Quadriga spielt dort eine große Rolle. Die Ausgabe von 2025 zeigt Schadows Münzfries und den Kopf eines der Pferde, die den von Victoria gelenkten Wagen auf dem Tor in die Stadt ziehen.

Nach dem Motto „Die Kunst gehört dem Sieger“ ließ Napoleon I. 1806 die Quadriga als Kriegsbeute nach Paris entführen. Dieser Raub trug dem Kaiser der Franzosen den wenig schmeichelhaften Titel „Pferdedieb“ ein.

Kaiser Napoleon I. kannte den Wert von Medaillen als Propagandamedium, und so ließ es sich auf geprägtem als Sieger und Staatsmann feiern. Die Ausgabe von 1806 verbindet anlässlich seines Einzugs in Berlin mit dem Brandenburger Tor, dessen Figurenschmuck er nach Paris verschleppen ließ.

Mitten in den Befreiungskriegen kehrte die Quadriga 1814 nach Berlin zurück. Die Szene schmückt den Sockel des Blücherdenkmals aus Bronze im Prinzessinnengarten Unter den Linden.

Die Medaillen der Staatlichen Münze Berlin im Gewicht von einer Unze stammen aus den Jahren 2020, 2017 und 2009.

Die Berliner Münze ehrte Johann Gottfried Schadow mit einer Medaillenfolge, auf der Details vom Münzfries - hier die Arbeit an der Spindelpresse und einer Walze sowie Schadow am Modell des Wittenberger Lutherdenkmals – gezeigt werden.

In DDR-Zeiten hielt die Siegesgöttin auf dem Brandenburger Tor eine Stange ohne Eisernes Kreuz und Preußenadler in der Hand, zu sehen auf der Zehn-Mark-Münze von 1989 anlässlich von Schadows 225. Geburtstag.

Diese Geldstücke mit dem Brandenburger Tor könnten Ausgangspunkt einer diesem Thema gewidmeten Sammlung sein. Einige Dutzend Stücke kommen zusammen.
Fotos: Caspar
„Verachtet mir die Meister nicht! / Und ehrt mir ihre Kunst! / Was ihnen hoch zum Lobe spricht, / fiel reichlich euch zur Gunst!“ heißt es in einem Lied in Richard Wagners Oper „Meistersinger“. Diesem Ziel hat sich die Schadow Gesellschaft Berlin e. V. verschrieben. Ihr neuestes Projekt befasst sich mit dem von dem Berliner Bildhauer als Fassadenschmuck für die 1800 eröffnete Neue Münze auf dem Werderschen Mark geschaffenen Münzfries. Hoffnung besteht, dass das 36 Meter lange und aus 90 Zentimeter hohen Reliefplatten bestehende Bildwerk aus den Katakomben des Kreuzbergdenkmals geholt, restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. In der Bastion Königin der Spandauer Zitadelle steht ein Raum als Schauwerkstatt zur Verfügung.
Die nach dem Bildhauer Johann Gottfried Schadow benannte Schadow Gesellschaft e. V. kümmert sich seit Jahren um die Restaurierung und Neuaufstellung der um 1800 in die Fassade des Münzgebäudes eingefügten Bilderfolge. Das Haus existiert schon lange nicht mehr, der Fries wurde einem anderen Münzgebäude an der Unterwasserstraße eingefügt. Als auch dieses nicht mehr benötigt wurde, hat man das Relief entfernt und ins Depot gebracht. Die zum Teil beschädigten Originalplatten aus Sandstein sind mit weiteren Skulpturen im Sockelgeschoss des Berliner Kreuzbergdenkmals eingelagert. In der Bastion Königin der Spandauer Zitadelle soll eine Schauwerkstatt eingerichtet werden. Die Museumsleitung der Zitadelle stimmt dem Plan zu und will die erforderlichen politischen Entscheidungen vorantreiben. Auch beim Kulturamt besteht großes Interesse an dem Projekt, über dessen Entwicklung sich eines Tages Besucher bei Führungen informieren können.
Wohlstand lockt die Künste herbei
Der nach Entwürfen von David Gilly vom Hofbildhauer und Akademiepräsidenten Johann Gottfried Schadow geschaffene Münzfries war ursprünglich bronziert, was dem Stein nicht gut tat. Dargestellt sind in der Manier antiker Skulpturen das Schürfen und die Verarbeitung der Metalle sowie das Strecken auf einer Walze und das Prägen auf einer Spindelpresse, die vor über 200 Jahren das wichtigste Prägegerät war. Zu sehen ist auch, wie Münzen gewogen und geprüft werden. Außerdem wird gezeigt, wie der Wohlstand die Künste herbeilockt. Weitere Reliefplatten schildern die Segnungen des Land- und Wasserbaues und wie mit Hilfe von Geld dem Wüten der Naturgewalten Einhalt geboten wird. Entwürfe für das Relief befinden sich in der Sammlung der Zeichnungen der Staatlichen Museen zu Berlin und im Märkischen Museum Berlin.
Die Staatliche Münze Berlin hat anlässlich von Schadows 175. Todestags ihre neue Jahresgabe 2025 mit Details vom Münzfries geschmückt. Die Abfolge von Tätigkeiten im Bergbau und bei der Herstellung von Geldstücken umrahmt einen Pferdekopf, der einem der vier Rösser der von Schadow geschaffenen Quadriga vom Brandenburger Tor nachempfunden ist. Auf der Rückseite umschließt die Zeile EINIGKEIT UND RECHT UND FREIHEIT aus dem „Lied der Deutschen“ von Heinrich Hoffmann von Fallersleben Eichenblätter. Die Silbermedaille hat einen Durchmesser von 37 mm, wiegt eine Unze (ca. 31 Gramm) und kostet 50,96 Euro. Die Ausgaben zu einer halben und viertel Unze wird für 26, 71 bzw. 15,75 Euro verkauft. Bestellungen werden unter der Rufnummer (030) 3083393639 erbeten. Sofern noch vorhanden können dort auch ältere Jahresmedaillen mit dem Brandenburger Tor und seiner Quadriga und anderen Berlin-Motiven bestellt werden. Weitere Informationen auf der Internetseite www.muenze-berlin.de.
Attraktives Sammelgebiet
Das Brandenburger Tor ist mehrfach auf Münzen und Medaillen dargestellt worden und bildet ein attraktives Sammelgebiet. Das älteste Beispiel ist eine Medaille von 1806 mit dem Kopf des französischen Kaisers Napoleon I., der am 27. Oktober 1806 als Sieger der Schlacht von Jena und Auerstedt in die Hauptstadt des vernichtend geschlagenen Preußen einzog. Im königlichen Schloss erließ er die gegen England, seinen Hauptfeind, gerichtete Kontinentalsperre, und befahl, Schadows Figurengruppe vom Brandenburger Tor zu nehmen und als Kriegsbeute nach Paris zu schaffen. Dort sollte sie auf ein Triumphtor gestellt werden, doch wurde der Plan nicht verwirklicht. Dargestellt ist der Kaiser auf der Vorderseite der von Bertrand Andrieu und Louis Jaley geschaffenen Medaille mit dem Siegerkranz auf dem Kopf, während die „Porte de Brandebourg“ mit der Quadriga und seitlichen Wachhäusern abgebildet ist. Die Friedensgöttin hält eine Stange mit einem antikisierenden Siegeszeichen. Noch während der Befreiungskriegen kehrte das Bildwerk 1814 auf seinen Stammplatz zurück. Die manchmal gestellte Frage, warum die Pferdegruppe in die Stadt und nicht nach draußen fährt, hat mit einer Legende zu tun, die auf ein in dieser Form gemaltes Bild zurück geht. Das von König Friedrich Wilhelm III. gestiftete Eiserne Kreuz wurde in einen Eichenkranz mit auffliegendem Adler eingefügt und von der Göttin als Zeichen des gewonnenen Friedens an einer Stange hoch gehalten. Die Figurengruppe war Ende des Zweiten Weltkriegs bis auf geringe Reste zerstört worden, lediglich konnte ein originaler Pferdekopf gerettet werden. In den 1950er Jahren wurde die Figurengruppe anhand von Gipsabformungen wiederhergestellt.
DDR ließ Kreuz und Adler entfernen
Keine Medaille oder Medaille mit dem Brandenburger Tor, die nicht auch die Wagenlenkerin mit ihren vier Rössern zeigen würde. Das Thema ist bei Sammlern beliebt. Sie finden in den Angeboten des Münzhandels attraktive und meist auch preiswerte Ausgaben. Bei den Münzen und Medaillen aus DDR-Zeiten ist ein winziger, aber signifikanter Unterschied zu sehen. Denn es fehlen der Stange in der Hand der Siegesgöttin, die eigentlich eine Friedensgöttin ist und Glück und Wohlstand in die Stadt bringt, das Eiserne Kreuz und der gekrönte Preußenadler. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hatten die Ost-Berliner Behörden 1958 die bereits einmontierte Zeichen heraussägen lassen. In der West-Berliner Bildgießerei Noack nach alten Modellen aus Kupferblech neu gefertigte Quadriga zeigte fortan einen Kranz mit Loch. Gut zu erkennen ist dies auf einem DDR-Zehnmarkstück von 1989 auf den 225. Geburtstag des Bildhauers Schadow. Bei der Restaurierung nach dem Mauerfall 1989 wurden Kreuz und Adler, die von den SED-Machthabern als Symbole des Militarismus verunglimpft worden waren, wieder eingefügt. Gleichzeitig wurde die Fahnenstange hinter der Quadriga entfernt, an der in „Mauerzeiten“ das DDR-Banner mit Hammer und Zirkel signalisierte, wem das Brandenburger Tor gehört und wo die Trennung zwischen Ost und West verläuft.
Siehe auch Eintrag auf dieser Internetseite/Berlin und Brandenburg vom 20. Januar 2025
5. März 2025