Ehrung für Münzdirektoren - Wie sich Medaillen der US-Mint von 1933 und 1954 unterscheiden

Die böhmischen Jochimsthaler aus dem 16. Jahrhundert waren Namensgeber des amerikanischen Dollar, der häufig das Bildnis der Symbolfigur Liberty mit dem einköpfigen Landesadler verbindet.

Das von J. R. Sinnock AD VIVUM (nach dem Leben) gestaltete Porträt von Nellie Taylor Ross wird auf der Medaille von 1933 ganz konventionell mit einer Allegorie auf das Münzwesen und verwandte Themen verbunden. Die Medaille hat einen Durchmesser von 75 mm und wiegt 214 Gramm.

G. Roberts schuf 1954 diese Medaille zum Amtsantritt von William H. Brett als Direktor der mit Geldfabriken über das ganze Land verteilten US-Mint. Auch diese Medaille aus Messing hat einen Durchmesser von75 mm und wiegt 211 g.

Die US-Mint stellt auf ihren Medaillen einzelne Produktionsstätten wie die Geldfabrik in San Francisco in Kombination vor. Der Wappenadler hält eine Waage und einen Tresorschlüssel.

Die Erringung ihrer Unabhängigkeit 1776 feiert diese Medaille von 1976. Sie zeigt, wie Martha Washington und ihr Mann, Präsident George Washington, in der Münze von Philadelphia frisch geprägtes Geld der anschauen. Das Motiv ist einem Gemälde des Historienmalers John Ward Dunsmore nachempfunden.
Fotos: Caspar
Wenige Jahre nach dem Erwerb der Unabhängigkeit 1776, vor fast 250 Jahren, haben sich
die Vereinigten Staaten von Nordamerika eigenes Geld zugelegt. Die neue, Dollar genannte Silbermünze unterschied sich in mancher Hinsicht vom Geld des britischen „Mutterlandes“ zu einhundert Cent. Sie entsprach im Gewicht und Feingehalt etwa einem spanischen Peso, der überall in der Neuen Welt umlief und großes Ansehen genoss. Abgeleitet wurde der Name Dollar von dem in Deutschland umlaufenden Taler. Dessen Bezeichnung geht auf den im böhmischen Sankt Joachimsthal zu Beginn des 16. Jahrhunderts in großen Mengen geschlagenen Joachimsthaler oder Taler zurück.
Dass die USA eine Fülle von ganz unterschiedlich gestalteten Gold-, Silber-, Kupfer- und Nickelmünzen herausbringen und ein effektives System an Prägeanstalten aufbauen konnten, ist Verdienst einer Behörde, die ihren Vorständen ab und zu ansehnliche Medaillen gewidmet hat. Sie gehören in das Sammel- und Forschungsgebiet „Numismatica in nummis“, das alles erfasst, was mit Münzforschung und Münzprägung, mit Münzsammlern und Münzsammlungen und verwandten Themen zu tun hat. Zwei dieser schwergewichtigen Messingmedaillen in der Sammlung von Helmut Caspar stammen aus den Jahren 1933 und 1954 und ehren die Direktorin der US-Münzanstalt Nellie Tayloe Ross beziehungsweise ihren Nachfolger William H. Brett.
Nellie Taylor Ross war die erste Frau, die 1925 in den USA einen Gouverneursposten erhielt. Präsident Franklin D. Roosevelt berief sie 1933, als die USA Abschied vom Goldstandard nahmen, zur ersten Direktorin der United States Mint. Diese Position bekleidete sie bis zu ihrer Pensionierung 1953. Die Medaille mit ihrem Kopf schildert auf der Rückseite, worum es in der Behörde geht – Schätze anhäufen, bewerten, kontrollieren und – rechts symbolisiert durch eine Prägemaschine – Münzen herstellen. Über der Szene schwebt das mit einer Waage und einem Schlüssel geschmückte Wappen der US-Mint, das auch auf ihren eigenen Medaillen zu sehen ist.
Die 1793 gegründete United States Mint ist eine Bundesbehörde der Vereinigten Staaten mit Dienstsitz ist in der Hauptstadt Washington, D.C. Niederlassungen hat sie in Philadelphia, Denver, San Francisco und West Point. Für ihren Schutz ist eine eigene Bundespolizei zuständig. Diese 1792 gegründete United States Mint Police ist die älteste Polizeibehörde der USA. Die U.S. Mint Police wacht über Edelmetalle und Bargeld im Wert von mehr als 100 Milliarden Dollar. Diese befinden sich Depots in den genannten Städten und im berühmten Fort Knox.
Martha Washington und ihr Mann George, der als General im Unabhängigkeitskrieg und erster Präsident der Vereinigten Staaten ruhmvoll in die Geschichte einging, Namensgeber der Hauptstadt ist und in den Vereinigten Staaten große Verehrung genießt, hatten großen Einfluss auf die Schaffung einer staatseigenen Prägeanstalt und die ersten US-Münzen. Sie waren überzeugt, dass das Land eigene Münzen haben muss und sich damit vom Ausland unabhängig macht. Der amerikanische Historienmaler John Ward Dusmore hat auf einem Gemälde den Besuch von George und Martha Washington in der 1792 eröffneten Münzanstalt in Philadelphia verewigt. Allerdings ist umstritten, ob das Paar tatsächlich in der Münzwerkstatt anwesend war und die ersten dort geschlagenen Geldstücke betrachtet hat. Selbst wenn die Szene erfunden sein sollte, steht doch fest, dass die beide die Münzstätte inspiziert und der Geschäftsleitung ihre Meinung über das Geld der Vereinigten Staaten mitgeteilt haben. Solche Inspektionen führten später zur Bildung der von der United States Mint getrennten United States Assay Commission.
Die Kommission wurde 1792 gegründet, trat jedoch erst im Februar 1797 offiziell zusammen. Ihre Aufgabe war es, alljährlich die Qualität der von den US-Münzstätten hergestellten Münzen aus Gold, Silber und unedlen Metallen zu prüfen und sicherzustellen, dass sie den gesetzlichen Normen entsprechen. Solche Prüfverfahren waren auch in der Alten Welt Usus. So mussten die Münzanstalten im Römisch-deutschen Reich Proben ihrer Erzeugnisse in so genannten Fahrbüchsen hinterlegen, die dann bei Probationstagen geöffnet und auf Schrot und Korn, also Gewicht und Feingehalt, geprüft wurden. Beanstandungen wurden öffentlich gemacht, und wenn besonders krasse Verstöße gegen die gesetzlichen Vorschriften festgestellt wurden, konnten auch Münzschmieden geschlossen und Münzbedienstete hart bestraft werden.
6. Oktober 2025