Vorsicht Falschgeld!
Wie Betrüger ihre Machwerke unters Volk brachten und welchen Schaden sie heute anrichten

In der ständigen Ausstellung des Berliner Münzkabinetts und der noch bis 21. September 2025 laufenden Sonderausstellung „Lange Finger – falsche Münzen“ sind Gussformen, Stempel und falsche Münzen, hier Beispiele aus der Weimarer Republik.

Wenn Münzfälscher erwischt wurden, bekam sie die ganze Härte des Gesetzes zu spüren und verloren in alten Zeiten nicht selten Kopf und Hand. Wenn die Gerichte Milde walten ließen, hat man den Verbrechern nur die Haare abgeschnitten und an den Pranger gestellt, wie es eine Zwickauer Chronik schildert.

Mit den minderwertigen, in Sachsen hergestellten „Ephraimiten“ finanzierte König Friedrich II. von Preußen einen großen Teil des von 1756 bis 1763 um Schlesien geführten Siebenjährigen Kriegs.

Der preußische Doppeltaler links ist echt, die Münze daneben mit dünnem Silberüberzug wurde von den Behörden sichergestellt und als FALSCH aus dem Verkehr gezogen.

Warnhinweise auf Banknoten wie auf diesem Geldschein aus der Kaiserzeit haben Betrüger nicht beeindruckt, sonst hätte es „Blüten“ nicht bedeutende Mengen gegeben.

Auch heute gelingt es Fälscherbanden, die von der Bundesbank beschriebenen Hürden zu überwinden.
Fotos, Repros: Caspar
Münzfreunde und andere Menschen fragen sich, wie denn in alten Zeiten falsche Münzen in den Geldverkehr eingeschleust wurden und wie das heute aussieht. Da gab und gibt es mehrere Methoden, zum Beispiel die Mischung mit echten und unverdächtigen Geldstücken beim Einkauf oder Handelsgeschäften, wo es schnell gehen sollte und nicht jeder genau hinschaute. Ein anderer Ort waren Märkte und Volksfeste, wo man auf die Qualität von Hartgeld wenig geachtet hat. Falschgeld kam in Geldrollen und Geldbeuteln vor, die man in Erwartung einer bösen Überraschung ungern öffnete. Überliefert ist auch, dass Kirchgänger Klingelbeutel mit Knöpfen und minderwertigem Geld „fütterten“. Beim Verstecken von Silbermünzen hat man darauf geachtet, dass kein wertloses Geld in Töpfen oder Kiste der Erde anvertraut wurden. Zeitungen von damals berichteten regelmäßig über Kriminalfälle und warnten meist vergeblich, Falschgeld entgegenzunehmen und weiterzugeben.
Europaweit agierende Banden
Dass es beim Falschgeld um beachtliche Größen geht, erklärt die Deutsche Bundesbank. Sie hatte 2024 rund 72.400 falsche Euro-Banknoten im Nennwert von 4,5 Millionen Euro im deutschen Zahlungsverkehr registriert hat. Dies stellt einen Anstieg von 28 Prozent im Vergleich zu 2023 dar. Überdies registrierte die Bundesbank im gleichen 2024 rund 141.300 falsche Münzen nach 115.900 im Vorjahr. Vielfach sind sie Erzeugnisse von Fälscherbanden, die ihre Machwerke in ganz Europa vertreiben. Bei echten Münzen hebt sich das Münzbild deutlich von der übrigen Münzoberfläche ab. Alle Konturen heben sich scharf vom Münzgrund ab und sind klar erkennbar. Im Gegensatz dazu wirkt das Münzbild von falschen Münzen oft unscharf und weich. Die Oberfläche ist teilweise narbig und weist Unregelmäßigkeiten in Form von Flecken, Sprenkeln, Linien oder Einkerbungen auf. Aufgrund eines speziellen Sicherheitsmaterials ist der Mittelteil der Ein- und Zwei-Euro-Münzen leicht magnetisch, die Münzen werden von einem Magneten angezogen, fallen bei leichtem Schütteln aber wieder vom Magneten ab.
Betrüger kamen vielfach aus dem Metallgewerbe. Sie stellten Metallköpfe, Gürtel sowie Zaumzeug und Kutscherbedarf aus Messing her, waren aber auch mit der Gravur von Petschaften für Siegel und Kupferstichen beschäftigt. Manche ließen sich verleiten, Stempel für Falschgeld zu schneiden, Andere waren im Hauptberuf in einer Münzstätte beschäftigt und stellten insgeheim Falschgeld zum Schaden des Staates und der Allgemeinheit her. Dieses ist von der Münzfälschung zu unterscheiden, mit der Sammler hinters Licht geführt werden. Die preußische Generalmünzdirektion bezifferte den Schaden, der Preußen um 1800 durch Einfuhr der illegal in England geprägten Münzen erwächst, auf einen Gesamtwert von über einer Million Talern.
Dieser gewaltige Batzen war jede Mühe zur Abwehr wert. Diplomatische Vorstöße in London fruchteten nichts, die englische Regierung zeigte Preußen die kalte Schulter. Das Unvermögen der Briten, im eigenen Land Ordnung zu schaffen, löste in Berlin auch deshalb Empörung aus, weil England damals als leuchtendes Vorbild diente, wenigstens was Neuerungen im Maschinenwesen, Bergbau, bei der Einführung der Dampfkraft und andere Errungenschaften betraf. Der Ärger des Berliner Münzdepartements war vor dem Hintergrund eigener Fälschungen vor allem im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) allerdings wenig glaubhaft.
Gießen, prägen, schleusen
Hergestellt wurde Falschgeld durch Guss in Sand- und anderen Formen, aber auch durch Prägung. Eingesetzt und heimlich in den Umlauf geschleust hat man unedle Metalle wie Messing,. Bronze, Kupfer, Zinn und Weißmetall, die einen dünnen Silberüberzug bekamen und so auf den ersten Blick unverdächtig erschienen . Heute verwenden Betrüger bei Umlaufmünzen ähnliche Metalle wie die Originale. Manchmal schossen die Betrüger übers Ziel hinaus, wenn sie bei Jahreszahlen, Namen und Bildern ihre Fantasie spielen ließen. Das fiel in der Regel nicht auf, denn wer schaute sich schon Groschen und andere Kleinmünzen genau an, und wenn man doch ein verdächtiges Stück bekam, versuchte man, es so schnell wie möglich weiterzugeben. Das ist heute ähnlich, doch wenn man dabei erwischt wird, kann das ernste Konsequenzen haben. Früher hat man von den Behörden eingezogene falsche Münzen mit einem F, dem Wort FALSCH, Löcher oder Kerben als solche kenntlich gemacht. Sie finden sich bei Gerichtsakten in Archiven als interessante Belege für das Bonmot, nach dem die Münzfälschung der Erfindung von Münzen auf dem Fuß folgte. Der Frankfurter Archivar und Numismatiker Dr. Konrad Schneider am Main hat in mehreren Publikationen anhand von Justizakten geschildert, wie Betrüger gearbeitet haben, wie sie das Falschgeld in den Umlauf eingeschleust haben und wie man sie bestraft hat, sofern man ihrer habhaft wurde.
Riesiger Schaden für preußischen Staat
In Birmingham und dem Londoner Stadtteil Soho hergestellte und um 1800 nach Preußen eingeschleuste Groschen aus der Zeit Friedrichs II. brachten das Berliner Münzdepartement so in Rage, das es forderte, die schon einige Jahrzehnte nicht mehr ausgesprochene Todesstrafen für Fälscher und ihre Komplizen wieder einzuführen. Das Geschäft mit ihnen muss sich gelohnt haben, der Schaden für den preußischen Staat ging in die Millionen. Nachdem aber Napoleon I. 1806 die Kontinentalsperre über England verhängt hatte, versiegte der Strom falscher Münzen aus England. Preußen hat nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 sein Münzsystem reformiert und schwer nachzuahmende Geldstücke geprägt.
Dass Betrüger Falschgeld aus Metall und aus Papier herstellten und herstellen, zeigen Gerichtsakten und Prozesse sowie gebetsmühlenartig wiederholte Warnungen in der Presse und auf Banknoten. Es ist heute nicht ausgeschlossen, dass man an der Ladenkasse falsche Euromünzen und Geldscheine bekommt. Die Ausgaben zu einem und zwei Euro sind, weil sie aus zwei Metallen bestehen, besonders schwer nachzuahmen. Die Polizei und die Falschgeldstelle der Deutschen Bundesbank wissen, dass nichts unversucht gelassen wird, um auch die Klippe der Bimetallmünzen zu überwinden. Hingegen freuen sich Sammler über jeden „Falschgeld-Fang“, der eigentlich der Polizei gemeldet werden müsste.
15. Juni 2025