Blick ins Geschichtsbuch
Historisches Museum Bayreuth erwirbt Münzsammlung aus der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth

Markgraf Christian Ernst erlangte als „Türkenbezwinger“ Ruhm in einer Zeit, als Mittel- und Osteuropa von den Osmanen bedroht und teilweise erobert wurde. Als treuer Anhänger von Kaiser Leopold I. half der Generalfeldmarschall-Leutnant unter anderem, Wien von türkischer Belagerung zu befreien. Seine Rolle als Kriegsheld wird auf dem Brunnen vor dem Neuen Schloss in Bayreuth gefeiert. Er reitet hier über einen am Boden liegenden Türken hinweg. Begleitet wird der Markgraf von seinem Kammerzwerg, der ein Band mit der Inschrift PIETAS AD OMNIA UTILIS (Ehrfurcht ist zu allem nütze) hält.

Die prestigeträchtige, von Markgraf Christian Ernst ausgeübte Würde eines Kreisobristen wurde durch einen Reitertaler von 1664 gefeiert. Auf der Rückseite überstrahlt die Sonne in einem Wappenkranz den Mond. Der Markgraf ging als Feldherr rühmlich in die Geschichte ein. Als Kreisobrist hatte er unter anderem Befehle des Kaisers in Wien in Bezug auf die Wahrung des Land- und Religionsfriedens auszuführen.

Kleine Werte hat man mit Handstempeln am Amboss hergestellt. Diese werden in der Ausstellung des Berliner Münzkabinetts im Bode-Museum gezeigt.

Nach der Prägeweise zu urteilen, waren die fränkischen Münzstätten im 18. Jahrhundert technisch gut ausgestattet. Die französische Vignette aus dem 18. Jahrhundert zeigt eine Spindelpresse mit langen Schwungarmen, mit der man Taler und andere Münzen, aber auch Medaillen mit hohem Relief fehlerfrei prägen konnte.

Markgraf Alexander regierte ab 1757 in Brandenburg-Ansbach und ab 1769 in Bayreuth. 1791 trat er die fränkischen Markgrafschaften für viel Geld an den preußischen König Friedrich Wilhelm II. ab und begab sich nach England, wo er 1806 starb. Wichtige Ereignisse seiner Herrschaft wie die Reformierung des Roten Adlerordens 1779 und 1774 die Pflege der heimischen Wälder sind durch Gedenktaler dokumentiert.

Die beiden Krohnemanntaler von 1679 sollen angeblich aus künstlich hergestelltem Silber bestehen. Wegen der mit ihnen verbundenen Geschichte gehören sie zu den besonders begehrten Raritäten der fränkischen Münzgeschichte.
Fotos/Repros: Caspar
Im Unterschied zu ihren Berliner Verwandten auf dem preußischen Königsthron haben die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth in der Barockzeit die Talerprägung auch zur Imagepflege und fürstlichen Selbstdarstellung genutzt. Bei Auktionen werden die wie ein Blick ins Geschichtsbuch wirkenden Belegstücke mit den Bildnissen der jeweiligen Landesherren und ihren Wappen, aber auch mit Inschriften und allegorischen Bildern angeboten. Das Thema ist in Taler- und anderen Büchern gut dokumentiert und reizt Sammler, ihre Serien nach und nach zu vervollständigen. Der bekannte Katalog von John S. Davenport „German Talers 1700-1800“ (London 1965) listet 52 verschiedene Ausgaben für Ansbach und 15 für Bayreuth allein für das 18. Jahrhundert auf. In seinem zweibändigen Werk „Brandenburg-fränkisches Münzwesen“ (Halle/Saale 1927–1929) befasste sich Friedrich von Schrötter mit dem Münzwesen der hohenzollernschen Burggrafen von Nürnberg und der Markgrafen von Brandenburg in Franken von 1350 bis 1515 sowie von 1515 bis 1603).
Sammlung in herausragender Vollständigkeit
Das Historische Museum in Bayreuth erhielt im Mai 2025 eine aus 845 Einzelstücken umfassende Sammlung von Münzen und Medaillen der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Sammlung des in der ehemaligen Alten Lateinschule untergebrachten Historischen Museums am Kirchplatz 4 in Bayreuth enthielt bislang nur einen kleinen Bestand an solchen Belegen und freut sich über eine erhebliche Erweiterung der Sammlung. Nach Angaben der Kulturstiftung der Länder, die den Ankauf mit 100 000 Euro gefördert hatte, ist die Sammlung in ihrer Vollständigkeit herausragend. In ihrem Umfang ist sie von einzigartiger kulturhistorischer Bedeutung für Bayreuth und ein bedeutendes Zeugnis für die Herrschaft der Hohenzollern in Franken.Weitere Förderer des Ankaufs sind die Oberfrankenstiftung und die Ernst von Siemens Kunststiftung.
Die im Historischen Museum Bayreuth befindliche Münzen- und Medaillensammlung gibt Auskunft über die komplexen Verwaltungsstrukturen im 17. und 18. Jahrhundert ebenso wie über die Geschichte der regionalen Münzstätten. Das Konvolut bildet die Münzprägung vom frühen 17. bis späten 18. Jahrhundert umfassend ab. Der letzte Markgraf Alexander war ein Sohn des Ansbacher Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich und seit 1757 auch Markgraf von Ansbach. Damit waren beide Landesteile durch Personalunion wiedervereint. Am 16. Januar 1791 trat der kinderlos gebliebene Markgraf in einem Geheimvertrag seine Fürstentümer für eine lebenslange jährliche Leibrente von 300.000 Gulden an Preußen ab, wobei die so genannten Landeskinder nicht gefragt wurden, ob sie preußische Untertanen werden wollen.
Feines Gold aus der Fürstenzeche
Der Markgraf heiratete in zweiter Ehe „unterm Stand“, wie man sagte, die englische Reiseschriftstellerin Elizabeth Craven und widmete sich in England bis zu seinem Tod 1806 als Privatmann ganz der Pferdezucht. König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, dem die Markgrafschaften zugefallen waren, machte sich daran, dieses Erbe zu reformieren und seine Schätze erschließen. Der spätere Staatskanzler und Reformpolitiker Carl August von Hardenberg und der spätere Weltreisende und Naturforscher Alexander von Humboldt erkannten in ihrer Eigenschaft als Minister beziehungsweise Oberbergmeister und Oberbergrat, dass Preußen angesichts geringer eigener Erz- und Bodenschätze gut daran tut, den Bergbau in Brandenburg-Franken zu revitalisieren. Man erinnerte sich daran, dass es hier einmal eine recht ergiebige Goldförderung gegeben hat.
Die Ausbeute in den Bergwerken um Goldkronach etwa war die Basis für die umfangreiche Goldmünzenprägung der Burggrafen von Nürnberg, die im 15. Jahrhundert die brandenburgische Kurfürstenwürde erhalten hatten. Allerdings waren die „goldigen“ Tage schon lange vorüber, denn im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) hatte man die Goldförderung unterbrochen, und danach kam sie niemals mehr richtig in Gang. Ungeachtet großer Mühen und beträchtlicher Investitionen war Ende des 18. Jahrhunderts die Ausbeute aus den Zechen in der Bayreuther Gegend recht mager. Bergbauminister von Heinitz veranlasste dessen ungeachtet zum Zwecke der Dokumentation die Prägung von Dukaten mit dem preußischen Adler und der rückseitigen Aufschrift FEINES GOLD AUS DER FÜRSTENZECHE 1803. Da die Kosten für den Betrieb und die wirtschaftlichen Resultate zu sehr auseinander klafften und der preußische Staat nichts zu verschenken hatte, befahl der Minister die „gänzliche Einstellung der Fürstenzeche“. Später hat König Maximilian I: von Bayern einen neuen Versuch gestartet, den Bergbau in Goldkronach neu zu beleben, aber mehr als ein paar Dukaten brachte das ziemlich teure Experiment nicht ein.
Seltene Münzen der Kipper und Wipper
Kaiser Karl IV. hatte 1361 dem Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg das Münzrecht erteilt. Daraufhin entstanden Münzstätten in Nürnberg, Ansbach und Kulmbach-Bayreuth. Die technisch gut ausgestattete Bayreuther Münze blieb bis 1771 in Betrieb. Zu nennen sind künstlerisch wertvolle Münzen und Medaillen, die auf besondere Ereignisse verweisen oder Stadt- und Ortsansichten aus der Markgrafschaft zeigen. Von wissenschaftlicher Bedeutung ist besonders der umfangreiche Bestand aus der Kipper- und Wipperzeit zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648), der zahlreiche, äußerst seltene bis einmalige Varianten umfasst. Darunter befinden sich Münzen aus Bayreuth, Hof, Kulmbach, Creußen, Pegnitz und weiteren Münzstätten.
Der schon erwähnte Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth, genannt Türkenbezwinger, ging einem Goldmacher auf den Leim. Dieser Baron Christian Wilhelm von Kronemann versprach seinem Herrn Berge von Gold. Der mit den Hohenzollern in Berlin verwandte Gebieter über die fränkische Markgrafschaft war ebenso wundergläubig wie geldgierig wie viele seiner hochadligen Standesgenossen auch. Kronemann bat sich Tiegel und Tinkturen aus und ließ sich in Frauenaurach bei Erlangen ein Labor einrichten. Wie damals üblich wurde er mit Ämtern und wohlklingenden Titeln samt stattlichen Gehältern beglückt. So lebte der frisch gebackene Münz- und Bergwerksdirektor, Geheimrat, Oberpräsident und Generalkommandant ein paar Jahre in Saus und Braus, bis der Schwindel aufflog. Die Taler und Dukaten, die er mit vollen Händen ausgab, entstammten natürlich nicht seiner Zauberküche, sondern der markgräflichen Schatulle. Wie hätte auch Gold auf künstlichem Wege hergestellt werden sollen, wo dies heute nur mit immensem technischem Aufwand in Atomreaktoren durch Umwandlung eines Elements in ein anderes auf überaus kompliziertem Wege möglich ist, wegen der immensen Kosten aber nicht angewendet wird?
Schmachvolles Ende auf dem Galgenberg
Außer Schmeicheleien, Tricks und Täuschung brachte der Baron nichts zustande, und als der Markgraf ungeduldig wurde und seinen Günstling drängte, ihm nun endlich das dringend benötige Gold zu beschaffen, „zauberte“ er das Edelmetall nicht vor den Augen seines Gebieters aus kochendem Sud aus Quecksilber herbei, sondern holte es geschickt aus den Ärmeln seines Mantels hervor. Der verblendete Markgraf und seine Höflinge glaubten, das Edelmetall sei durch „Transmutation“ entstanden. Mit der Zeit wurden kritische Stimmen laut. So fragte man sich besorgt, warum es ein Adept wie Kronemann nötig hat, sich einem Landesfürsten zu verdingen, wenn er das Metall aller Metalle selber und für sich allein herstellen kann? Und sollte das wirklich alles gewesen sein, was bei den Vorführungen nach so langer Vorbereitungszeit heraus kam? Man fühlte dem überschlauen Baron auf den Zahn. Der tat beleidigt und zerschlug seine Geräte und warf die Tinkturen aus dem Fenster.
Die theatralische Show nützte Kronemann nichts. Er wurde des Betrugs angeklagt und auf der Plassenburg hoch über Kulmbach inhaftiert. Dort hat man ihm ein weiteres Laboratorium eingerichtet, wo er auf Befehl des Markgrafen weiterhin der Goldmacherei nachgehen musste. Das ging natürlich nicht gut, und da der Scharlatan um sein Leben fürchtete, floh er in roter Soldatenuniform ins Bistum Bamberg. Nachdem der überaus erboste Markgraf die Auslieferung verlangt hatte, haben Soldaten den Betrüger verhaftet und nach Kulmbach ins Gefängnis gebracht. Ihm wurde der Prozess gemacht, und das Gericht verurteilte ihn zum Tod. Am 27. April 1686 hat man den Betrüger, gekleidet in roter Uniform, auf dem Galgenberg bei Kulmbach auf schmachvolle Weise gehenkt. Wie ihm erging es auch manch anderen Gaunern, die die Wundergläubigkeit und Gier ihrer Zeitgenossen geschickt auszunutzen verstanden und in ihrer Verblendung den Abgrund nicht sahen, vor dem sie standen.
1. Juni 2025