Ahornblatt und Totempfahl
Kanada erinnert mit seinen Münzen an Ereignisse und Gestalten der Landesgeschichte



Die Royal Canadian Mint in Ottawa ist wie eine Festung gebaut und gesichert. Eine Dependance befindet sich in Winnipeg.



Queen Elizabeth II. mit Krone auf einem Dollar von 1964 „100 Jahre Konferenz Charlottetown und Quebec“, bei der es um den Zusammenschluss verschiedener Kolonien in Britisch-Nordamerika zur Kanadischen Konföderation ging.



Der Totempfahl auf der Rückseite der Dollarmünze von 1958 zu „100 Jahre British Columbia“ ist eine numismatische Verbeugung vor der indigenen Bevölkerung.



Die Ausgabe von 1965 zeigt einen Pelzhändler und einen Indianer, die im Kanu auf der Hudson Bay fahren.



Die Werbemedaille von 1960 eines Münzhändlers und eines Münzvereins in Quebec knüpft an Motive aus der Barockzeit an.



Da König Charles III. nominelles Oberhaupt von Kanada ist, schmückt sein Bildnis auch kanadische Münzen, hier die Ausgaben zum Jahr der Schlange 2025.

Fotos: Caspar

Offiziell ist Kanada eine parlamentarische Monarchie.
Zahlreiche Münzen tragen, beginnend bei Queen Victoria Mitte des 19. Jahrhunderts, das Bildnis der jeweils in London amtierenden Regenten. Überdies unterstreicht die britische Krone über dem kanadischen Staatswappen die Bindungen des nordamerikanischen Landes zum ehemaligen Mutterland. Allerdings war Kanada nicht immer britisch, denn anfangs hatten hier im so genannten Neufrankreich die Franzosen das Sagen. Bis heute wird im Land französisch und englisch gesprochen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts musste König Ludwig XIV. Neufundland, Neuschottland und Gebiete an der nach ihrem Entdecker im frühen 17. Jahrhundert Henry Hudson bekannte Hudson Bay an die Briten abtreten, andere Landesteile blieben französisch. Niemals wurden die Bewohner gefragt, ob und zu wem sie gehören wollen.

Land und Leute
Wer die seit 1858 in unterschiedlichen Größen, Auflagen und Metallen in Ottawa geprägten Münzen von Kanada sammelt, lernt einiges über Land und Leute, Flora und Fauna sowie Geschichte und Kultur kennen. Dargestellt sind auf ihnen Menschen, Tiere und Pflanzen sowie Stadtansichten, ferner historische Gebäude und Denkmäler und andere Sehenswürdigkeiten. Erinnert wird an Landesjubiläen, das Leben der Indianer und diverse Sportereignisse. Nicht zuletzt hat man auf ihnen die politischen Verbindungen zum britischen Königshaus gewürdigt. Gezeigt werden ferner das Landeswappen, Eisenbahnen, Flugzeuge und Automobile, die Niagarafälle sowie Berge und Seen, um beliebte Motive zu nennen. Auf verschiedenen Geldstücken wird die eigene Münz- und Geldgeschichte thematisiert, so dass sich hier das Sondergebiet „Numismatica in Nummis“ ergibt.

Auf verschiedenen in der Royal Canadian Mint in Ottawa und ab 1971 in Winnipeg geprägten Geldstücken erkennt man das Maple Leaf genannte Blatt des Zucker-Ahorns, das auch die Landesfahne schmückt. Die damit seit 1979 geprägte Ausgabe kommt in Werten von einem halben Kanadadollar (CAD) bis zu einer Unze im Gewicht von rund 31 Gramm und einem Nennwert von fünf Dollar vor. Darüber hinaus gibt es Ausgaben aus Gold von einem bis 50 Dollar und weitere aus Platin zu noch höheren Werten. Für Münzfreunde wird es nicht einfach sein, die Münzen aus Gold, Silber und Platin sowie aus unedlen Metallen in ihren Besitz zu bekommen. Aber der Handel wird helfen, und manches interessante Stück ist auf Münzbörsen für einen „schmalen Taler“, also für billiges Geld, und im Internet zu haben. Was bisher auf diesem Gebiet in Kanada geprägt wurde, und das gilt nicht nur für den nordamerikanischen Staat mit seinen rund 36 Millionen Einwohnern, ist in dem Katalog von Günter und Gerhard Schön „Weltmünzkatalog 20. und 21. Jahrhundert“ erfasst, der im Battenberg Gietl Verlag immer wieder neu aufgelegt wird.

Verzicht auf den Penny
In Kanada wurden Gedenkmünzen erst recht spät geprägt. Den Anfang machte der Voyager Dollar von 1936, der das gekrönte Brustbild von König Georg V. mit einem Kanu kombiniert, in dem ein Pelzjäger und ein Indianer im Kanu auf der Hudson Bay vor traumhafter Kulisse unterwegs sind. Die Münze war so beliebt, dass sie mit immer neuen Vorderseitenbildern von Georg V. bis Elizabeth II. in hohen Auflagen geprägt wurden, weshalb sie heute preiswert erhältlich sind. Ein anderer Dollar von 1958 verbindet das Bildnis der noch jungen Elizabeth II. mit einem uralten Totempfahl. Das Silberstück erinnert an die Gründung Kolonie British Columbia einhundert Jahre zuvor. Damals machten Goldfunde Furore und lösten einen Goldrausch aus, in dessen Verlauf unzählige Gold- und Glückssucher wie Heuschrecken einfielen. Spannungen zwischen den Neuankömmlingen und den Alteingesessenen blieben nicht aus.

Kanada widmet 2025 neue interessante Gedenkmünzen aus Silber und Gold zu 100 Dollar. Eine Ausgabe verbindet zeigt den landestypischen Silberahorn mit dem Bildnis von König Charles III. Eine andere Ausgabe ist den Menschen gewidmet, die im Jahr der Schlange 2025 geboren wurden. Sie sollen ordentlich, intelligent und fleißig, haben eine künstlerische Ader, seien einfühlsam, kommunikativ, couragiert, entschlossen und zuversichtlich. Als Jahre der Schlange gelten 1905, 1917, 1929, 1941, 1953, 1965, 1977, 1989, 2001, 2003 und jetzt 2025. Auf der Rückseite der Goldmünze mit dem Porträt von Charles III. windet sich eine Schlange um den Ast eines Baum, dazu geben chinesische Schriftzeichen das besondere Jahr 2025 an.

Da die Herstellung der kanadischen Centmünzen im Vergleich zu ihrer geringen Kaufkraft zu teuer ist, hat die Regierung deren Produktion ab 2012 eingestellt. Zur Begründung wurde angegeben, die Prägung eines einzigen Cents koste den Steuerzahler 1,5 Cent. Das sei auf die Dauer nicht zu rechtfertigen. Die in Umlauf befindlichen Münzen behalten ihre Gültigkeit, verschwinden aber langsam aus der Öffentlichkeit. Bis zu dem Entschluss wurden jährlich Ein-Penny-Münzen mit einem Gewicht von insgesamt 7000 Tonnen hergestellt, was elf Millionen kanadische Dollar kostete, umgerechnet knapp 8,3 Millionen Euro.

6. Januar 2025