Engel und Krippe, Ochs und Esel - Weihnachtstaler und Neujahrsdukaten bei Münzsammlern beliebt



Der Taler aus Hamburg vom frühen 17. Jahrhundert schildert die Geburt Christi im Stall von Bethlehem und weiteren Szenen aus der Weihnachtsgeschichte.



Die Medaille von Sebastian Dadler auf das Jahr 1635 mit der Geburt in Bethlehem und dem segnenden Christuskind beschwört reinen Glauben und spricht die Hoffnung auf „Schutz vor Tiraney“ aus.

  

Nürnberger und Hamburger Neujahrsdukaten aus dem 18. und 19. Jahrhundert eigneten sich gut als Geschenke. Doch wenn Not am Mann war, hat man sie in gültige Münze eingewechselt und dem Schmelztiegel übergeben.



Beim Jahreswechsel und noch mehr beim Übergang von einem Jahrhundert zum anderen hat man sich Gedanken gemacht über das, was die kommende Zeit bringen wird. Die Medaille auf das Jahr 1800 mit dem antiken Januskopf rät „Aus allem schöpfe dir Freuden“.



Der tschechische Bildhauer Franta Anyz erfreute seine Freunde und Kunden mit solchen Neujahrsplaketten. Die Abkürzung PF kommt aus dem Italienischen più forte und meint, dass die Menschen und das neue Jahr stärker und besser werden mögen.

Fotos: Caspar

Zu Weihnachten und zum Jahreswechsel
geprägtes Metall zu verschenken, ist ein alter Brauch. Wer es sich leisten konnte, bedachte seine Lieben mit Gold- und Silbermünzen. Geschmückt mit Bildern aus der Weihnachtsgeschichte wie Maria und Joseph, Geburt Jesu im Stall von Bethlehem, Krippe, Ochs und Esel, aber auch mit Engeln und den drei Königen, konnte man sie in Notzeiten einschmelzen oder sonst wie „verrubeln“.Zahlreichen Dukaten und Taler vor allem aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit solchen Szenen stellen, wie ganz allgemein Münzen und Medaillen mit christlichen Motiven, ein reizvolles Sammelgebiet dar.
Die Stücke fallen in die Rubrik „Miszellan-Medaillen“. Mit ihnen sind jene Ausgaben gemeint, die keine wirklichen Landes-, Personen- oder Geschichtsmünzen sind, sondern Themen wie Geburt, Taufe und Sterben sowie Hochzeit und Ehe behandeln. Vielfach kommen die Gepräge gehenkelt oder durchlöchert, manchmal auch vergoldet vor, was auf ihre Verwendung als Schmuck deutet. Ratsam ist, die Henkel und Fassungen zu respektieren und nicht zu entfernen. Wenn es unbedingt sein muss, sollte ein Juwelier oder Metallrestaurator herangezogen werden.

Wer sucht, der findet
Wer sucht, wird überall weihnachtliche Motive finden und kann sich mit einiger Geduld und nötigen Mitteln eine kleine Spezialsammlung anlegen. Da auf diesen Münzen oft die Geburt und die Kreuzigung Christi kombiniert sind, hat man diese Motive auf formschönen Arbeiten beisammen. Dazu kommen jene Weihnachtstaler, die heutige Prägeanstalten herstellen. Leider erreichen viele die Qualität der alten Arbeiten nicht, sondern erweisen sich als schnell und billig gemachte „Flachware“ mit Weihnachtsmännern, Sternen, Schlitten und Tannenbäumen.
Da Weihnachten und Neujahr zeitlich beieinander liegen, sei auf jene Münzen und Medaillen hingewiesen, die man sich zum Jahreswechsel geschenkt hat. Viele Allegorien und Sprüche drücken die Hoffnung aus, dass das neue Jahr besser sein möge als das alte und dass das Glück in den kommenden zwölf Monaten und darüber hinaus stets an der Seite des Empfängers sei. In Hamburg, Nürnberg und an anderen Orten hat man spezielle Neujahrsdukaten hergestellt, um sie an Freunde und Familienmitglieder, aber auch an das Dienstpersonal zu verschenken. Häufig kam es vor, dass diese Wertstücke schon bald nach Neujahr in den Banken für normales Geld eingelöst wurden und irgendwann den Tod im Schmelztiegel erleiden mussten.

Goldene Winzlinge und Eisenplaketten
Unter den Nürnberger Neujahrsdukaten findet man die so genannten Lämmlein- oder Lammdukaten im Wert von zwei, einem, einem halben sowie einem Achtel, Sechzehntel und Zweiunddreißigstel Dukaten. Die um das Jahr 1700 geprägten Neujahrsmünzen kamen im Zusammenhang mit dem seinerzeit als eine Art Zeitenwende diskutierten Übergang vom 17. auf das 18. Jahrhundert heraus. Auf den Lämmleindukaten erkennt man das Stadtwappen und das auf der Erdhalbkugel stehende Lamm Gottes mit einer wehenden Fahne. „Die Stadt Nürnberg feiert den Beginn des neuen Jahrhunderts“ liest man als Übersetzung aus dem Lateinischen auf den größeren Stücken. Manche Neujahrsgeschenke in der runden, manchmal auch in der viereckigen Version waren so klein, dass sie sich in Geldbörsen schnell verkrümelten. Da man eine Lupe oder Linse brauchte, um sie zu betrachten, hat man sie auch Linsendukaten genannt. Für die Stempelschneider war es eine große Herausforderung, Wappen und Lamm auf den Winzlingen unterzubringen. Immerhin misst der Winzling zu 1/32 Dukaten gerade einmal fünf Millimeter und wiegt 0,12 Gramm.
Von ganz anderer Art sind die Neujahrsplaketten, die die 1804 gegründete Königliche Eisengießerei zu Berlin für Geschäftspartner und Freunde herausgebracht hat. Die rechteckigen Gussstücke bestehen aus geschwärztem Eisen und sind kleiner als eine Postkarte. Sie waren als eine Art Aushängeschild dieses künstlerisch und technisch überaus innovativen Betriebs, weshalb namhafte Künstler wie Karl Friedrich Schinkel und Christian Daniel Rauch für die Gestaltung tätig waren. In Zeiten ihrer Blüte war die schon von Weitem an qualmenden Schloten zu erkennende Gießerei eine besondere Attraktion und hatte immer viele Besucher. Die Neujahrsplaketten mit Darstellungen von öffentlichen Gebäuden und Kirchen, aber auch von Standbildern, Brücken und anderen Sehenswürdigkeiten waren schon im 19. Jahrhundert ein beliebter Sammelgegenstand und sind es heute noch viel mehr. Allerdings muss man aufpassen, denn nicht alles, was wie echt und alt aussieht, muss es auch sein. Es gibt viele Nachgüsse, die an unscharfen Konturen und abweichenden Maßen von den Originalen unterschieden werden

LITERATURTIPP
Das Buch von Werner Strothotte „Die Zeit der in der Numismatik – Kalendermedaillen, Münzen, Medaillen, Plaketten zum Neuen Jahr“ bildet auf über 900 Seiten zahlreiche Belegstücke von der Renaissance bis zur Gegenwart ab und ist mit den Beschreibungen eine hervorragende Anleitung, um eine spezielle Sammlung zu diesem spannenden Thema aufzubauen. Da Weihnachten und Neujahr nicht nur zeitlich, sondern auch inhaltlich zusammenpassen, erfasst der 2004 vom Münzhandel und Verlag. Beate Strothotte in D 33276 Gütersloh herausgegebene Katalog auch dieses interessante Thema.

5. Dezember2025