Aus Arabien ans Elbufer -
„Archäologie in Deutschland“ berichtet über mittelalterlichen Münzfund
In uralten Zeiten haben Bauern und Stadtbewohner, Händler, Soldaten und andere Leute Gold- und Silberschätze bei Gefahr dem Boden anvertraut oder auch eingemauert. Wie diese zusammengesetzt sind, kann man im Paulikloster zu Brandenburg an der Havel, in der Ausstellung des Berliner Münzkabinetts auf der Museumsinsel, im Stadtmuseum Bergen auf Rügen und an anderen Orten sehen. Das Museum in einem ehemaligen Klostergebäude der Stadt Bergen dokumentiert, wie arabische Silbermünzen, die so genannten Dirhams, vor über tausend Jahren auf langen, verschlungenen Wegen zum frühmittelalterliche Handelsplatz Ralswiek gelangten, an einen Ort ganz im Norden von Rügen und Schauplatz eines dem legendären Seeräuber Klaus Störtebeker und seinen Spießgesellen gewidmeten Open-Air-Spektakels. Münzfunde wissen Erstaunliches über über Kriege und Katastrophen, die Lebensweise unserer Vorfahren und Handelsbeziehungen zu berichten, und sie ergänzen auf ihre Weise, was Urkunden und Chroniken nicht überliefern.

Die auf verschlungenen Pfaden aus dem Vorderen Orient in den Ostseeraum gelangten Dirhams sind im Stadtmuseum von Bergen auf der Insel Rügen besondere Hingucker.
In älteren Zeiten kamen Münzen und andere Wertgegenstände meist durch Zufall beim Haus- und Straßenbau, Pflügen auf Äckern oder Waldarbeiten ans Tageslicht. Daran wird sich auch künftig nichts ändern, aber heute helfen technische Geräte, sie an Stellen aufzuspüren, die Archäologen nicht auf dem „Schirm“ haben. An der brandenburgischen Seite des Elbufers wurde unweit von Wittenberge ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum mit Sitz in Zossen auf einem unbestellten Acker Silbermünzen sowie Fragmente von Geldstücken und Hacksilber gefunden.
In Absprache mit dem Landesamt, der Unteren Denkmalbehörde und dem Eigentümer des Ackers wurde in einer achttägigen Grabungskampagne eine 15 mal 15 Meter große Fläche in untersucht,berichtet die Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“ (AiD Heft 6/2025). Auf jeder der vier Grabungsebenen wurden Metalldetektoren eingesetzt und die Fundstücke ausgemessen. Daraus entwickelte 3-D-Modell ergaben, dass die Münzen beim Pflügen des Ackers vornehmlich in Nord-Süd-Richtung verteilt wurden. Neben 53 vollständig erhaltenen Münzen vom Ende des 10. und Anfang des 11. Jahrhunderts kamen einige Münzfragmente zum Vorschein, aber etliche als Dirhams bekannte arabische Münzen sowie Hacksilberstücke und Teile von bronzenen Schmuckgegenständen ans Tageslicht.

Bei Wittenberge am Ufer der Elbe gefundene Sachsenpfennige aus Silber wurden zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert in Magdeburg geprägt und gehörten zu einem Hort, der beim Pflügen zerstört und über einen Acker verstreut wurde.

Die meisten Münzen sind sogenannte Sachsenpfennige, die vorwiegend in Magdeburg geprägt wurden, aber in Wittenberge und Umgebung bisher nicht nachgewiesen werden konnten. Eine im näheren Umfeld zeitgleiche Untersuchung erbrachte Befunde von bauliche Strukturen. Ob es sich also um eine siedlungsnahe Niederlegung des Hortfundes handelt oder die Münzen einfach verloren gingen, lässt sich leider nicht mehr klären.
Foto: Caspar, Repro: AiD 6/2025
21. November 2025