Tradition trifft auf Innovation
Die Schweiz war 2025 Ehrengast der Internationalen Münzenmesse World Money Fair in Berlin



Auf der World Money Fair 2025 zeigten sich die Länder – hier Liechtenstein und Österreich - von ihrer besten Seite, und für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel hatten sie etwas im Angebot. Mit dem Motto „Was uns prägt“ wurden Sammler auf aktuelle Münzen aufmerksam gemacht.



Nicht überall in der Schweiz fand im frühen 20. Jahrhundert man die Gold-Vreneli gut und der Eidgenossenschaft angemessen. Manche Leute waren begeistert, andere sahen in ihr ein „frivoles Frauenzimmer. Die Sicht hat sich zum Glück verändert, und heute darf man stolz sein, wenn man s eine solche Münze sein eigen nennen darf.



Es dauert mehrere Stunden, bis auf der Reduziermaschine ein großes Modell aus Hartplastik auf einen Stahlstempel übertragen wird.



Das talergroße Andenken der Swiss Mint zeigt das Brandenburger Tor, die Siegessäule und den Fernsehturm sowie auf der Rückseite eine stilisierte Helvetia. Die blitzschnell von einer Rändelmaschine hergestellte Randschrift „The place to be“ macht Lust, an diesem angesagten Ort zu sein und zu bleiben.



Mit gewaltigem Druck von 185 Tonnen, aber fast geräuschlos prägte der Automat der Firma Sack & Kiesselbach die Medaillen zur World Money Fair Berlin 2015.

Fotos: Caspar

Das Sammeln von Münzen und Medaillen
ist schon lange keine Sache für gut betuchte Gelehrte sowie Kunst- und Geschichtsfreunde mehr. Mindestens seit den 1970er Jahren ist zu beobachten, dass die Beschäftigung mit ihnen eine Art Volkssport mit all seinen Licht- und Schattenseiten geworden ist. Staatliche und private Münzprägeanstalten reagierten auf den Boom und werfen seither Unmengen geprägten Metalls auf den Markt. In dicken Katalogen und scharfsinnigen Studien sind sie dokumentiert. Zu sehen war ein reiches, um nicht zu sagen überreiches Angebot auf der nunmehr 52. Internationalen Münzenmesse World Money Fair (WMF) vom 30. Januar bis 1. Februar 2025 im Estrel Convention Center in Berlin-Neukölln. Der riesige Komplex unweit des S-Bahnhofs Sonnenallee hat sich als guter Messestandort etabliert und lockte schon in den Morgenstunden viele Sammler und Händler an. Die Einlassbedingungen und -kontrollen sowie die Überwachung waren streng, denn in den vergangenen Jahren gab es Diebstähle und hässliche Szenen zwischen Händlern und Besuchern.

Großes Interesse an geprägtem Gold
Unter dem Motto „Tradition trifft auf Innovation“ hatte sie in mehreren Sälen alles im Angebot, was mit Münzen, Medaillen, Geldscheinen, Orden und Auszeichnungen und verwandten Gebieten zu tun hat. Dazu gab es ein interessantes Begleitprogramm mit Auktionen un Vorträgen. 1972 von Albert M. Beck in der Schweiz ins Leben gerufen, entwickelte sich die WMF zur weltweit größten Messe dieser Art. Welche Hürden dabei genommen wurden und wie sich das Treffen der Sammler und Händler zu einem auch von den Medien wohlwollend begleiteten Großunternehmen entwickelte, hat Beck in einem eindrucksvollen, reich illustrierten Buch geschildert, das 2019 im Gietl Verlag Regenstauf erschien. Rund 300 Aussteller aus über 50 Nationen - vom Münzhändler mit einem Ladengeschäft bis zu Prägeanstalten und Nationalbanken - waren gekommen, um ihre alle Zeiten und Länder umfassenden Sortimente auf der der etwa 9.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche zu präsentieren. Insgesamt begrüßten die Veranstalter an den drei Messetagen rund 13500 Besucher. Das Messemagazin richtet den Blick sich nicht nur auf das, was im Berliner Estrel-Hotel zu sehen ist und angeboten wird. Es lädt auch zu einer Reise in andere Länder und schildert, welche Münzenmessen es dort gibt und wo deren Schwerpunkte liegen. Dass zwei Tage – Donnerstag und Freitag – Arbeitstage sind, hat den Zuspruch nicht beeinträchtigt. Unverkennbar war das unsicheren Zeiten geschuldete Interesse an Anlagemünzen aus Gold, Silber, Platin und anderen Edelmetallen. Dicht umlagert waren Neuheiten aus aller Welt, aber auch hochkarätige Ausgaben aus vergangenen Zeiten und Kunstepochen.
Ehrengast der World Money Fair war in diesem Jahr die Schweiz, die auf eine jahrhundertelange Münz- und Medaillengeschichte zurückblickt und auch bei uns ein beliebtes Sammelgebiet darstellt. Die Eidgenössische Münzstätte Swissmint in Bern, über die im Messemagazin ausführlich berichtet wird, präsentierte die Jubiläumsmünze von 2025 in Gestalt des Hundert-Franken-Goldvreneli. Abgeleitet ist der Name von Verena oder Veronika, die in einem Gedicht von Johann Peter Hebel als Mädchen mit einem „Gsichtli wie Milch und Bluet und Auge wie ne Stern“ geschildert wird. Die Goldmünze wurde vor einhundert Jahren in einer Auflage von nur 5.000 Exemplaren geprägt und zeigt unter der Inschrift HELVETIA vor einer bergigen Kulisse Vreneli, die die Eidgenossenschaft verkörpert. Die Goldmünze von 1925 war kein Zahlungsmittel, sondern diente als Ehrengabe für in- und ausländische Prominenz sowie als diplomatisches Geschenk. Diese Verwendung ist nicht neu, denn auch in der Vergangenheit hat man mit mehr oder weniger Erfolg geprägtes Edelmetall zur „politischen Landschafts- und Imagepflege“ verwendet.

Zu viel zerreißt den Sack
Dicht umlagert waren die Stände, an denen neue deutsche und ausländische Münzen und Medaillen in jeder Form und Preislage angeboten wurden. Bei ihrem Anblick war auch Kritik über manchmal geradezu abenteuerlich anmutende Ausgaben zu hören, die mit traditionellen Formen brechen und es wohl nur auf den Geldbeutel der Sammler abgesehen haben. Eine kleine Umfrage in der Warteschlange bei den Ausgabestellen von aktuellen Kurs- und Gedenkmünzen ergab Unmut über geradezu ausufernde Emissionen „zu Allem und Jedem“. „Bei ihnen sieht kaum jemand noch durch. Wer bei diesen Mengen und Motiven noch hinterher kommt. Mir kommt dabei das alte Sprichwort ,Zu viel zerreißt den Sack', und es meint, Masse hat auch ihre Tücken und richtet Schaden an“, sagte ein aus Dresden angereister Messegast. Manche Staaten würden aus kommerziellen Gründen mit Münzen großen Unfug anstellen und den Leuten bedeutenden Wertzuwachs versprechen, der aber niemals eintritt. Ein anderer Besucher fügte hinzu, dass die aktuellen Emissionen in Deutschland zum Glück noch recht überschaubar und zudem in Katalogen gut dokumentiert sind, so dass man mit ihnen in der Hand systematisch sammeln kann. Dass man sich auch für einen „schmalen Taler“, also wenig Geld, numismatische Freuden bereiten kann, zeigten die Warteschlangen an Ständen, die unter dem Motto „Was uns prägt“ neueste Euro-Münzen im Angebot hatten. Hervorragende Erlöse erzielten das Osnabrücker Auktionshaus Fritz Rudolf Künker mit seinen Versteigerungen von der Antike bis zur Gegenwart sowie weitere im Verband der deutschen Münzenhändler organisierte Firmen. Der von Fritz Rudolf Künker 2021 publizierte Rückblick auf seine fünfzigjährige Firmengeschichte stieß bei den Messegästen auf großes Interesse.

Einmal Münzmeister sein
Wer schon immer sein eigener Münzmeister sein wollte, konnte im Minting Experience Center zuschauen, wie Medaillen und die dafür notwendigen Stahlstempel entstehen, und selber ein solches Souvenir prägen. Das geschah auf einer Presse der Sack & Kiesselbach Maschinenfabrik GmbH in Meerbusch mit einer Kraft von 185 Tonnen. Die Stempel wurden von der bekannten Kunstprägeanstalt B.H. Mayer, früher in Pforzheim, jetzt in Karlsfeld bei München, hergestellt. Da sich so genannte Farbmünzen wachsender Beliebtheit erfreuen, konnte man auch zuschauen, wie die Teca-Print AG mit dem Tampondruck-Verfahren besondere Details auf Medaillen hervorhebt. Im Anschluss konnte man seine in selbst geprägte Medaille auf einem Laser der Firma Acsys Lasertechnik GmbH eine vierstellige Seriennummer gravieren lassen.
Fragen zu eigenen Münzen und zum Aufbau von Münz-, Medaillen- und Geldscheinsammlungen oder auch zu Orden und Auszeichnungen wurden an den Ständen kompetent beantwortet. Sammler waren beim Berufsverband des deutschen Münzenfachhandels, aber auch der Deutschen Numismatischen Gesellschaft, der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin und weiteren Vereinen an der richtigen Adresse. Da das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin auch auf der WMF vertreten war, konnte man sich hier über aktuelle Forschungsprojekte, Publikationen und Ausstellungen kundig machen. Bei der WMF wurde da und dort über Fälschungen und Pseudomünzen diskutiert, deshalb hier ein Hinweis auf die bis September 2025 laufende und im Messeheft beschriebene Ausstellung des Münzkabinetts „Lange Finger – Falsche Münzen“ im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel zu diesem brisanten Thema erlaubt. Sie zeigt, was auf diesem Gebiet möglich war und ist und woran man falsche Münzen und Medaillen erkennt. Wie überdies bei der WMF zu erfahren war, sorgt ein von Münzhändlern eingerichtetes Warnsystem dafür, dass im Internet angebotene Fälschungen und so genannte Fehlprägungen als solche erkannt und herausgeworfen werden.

2. Februar 2025