Ehrung für jüdische Mäzene - Gedenkstele für das Ehepaar Arnhold vor Gemäldegalerie am Kulturforum

     

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erinnert mit einer Bild-Text-Stele vor der Gemäldegalerie am Kulturforum unweit des Potsdamer Platzes an Johanna und Eduard Arnhold, nach denen auch der Platz benannt ist.



Der Glanz des alten Tiergartenviertels kommt nicht wieder. Nur noch historische Fotos und Berichte vermitteln einen Hauch vom Flair und von denen, die hier lebten. Hier ein Blick in die Galerie der Familie Arnhold.



Die aus der Kaiserzeit stammende Villa von James Simon an der Tiergartenstraße steht nicht mehr. Auf dem Baugrund der nach 1945 abgerissenen Kriegsruine steht heute die Landesvertretung von Baden-Württemberg.



Ausdrücklich wird im Vestibül der Gemäldegalerie am Kulturforum an James Simon erinnert, dem die Königlichen, ab 1918 Staatlichen Museen zu Berlin bedeutende Kunstwerke und finanzielle Zuwendungen verdanken. Der Textilhändler war mit seinen vielen Millionen einer der reichsten Männer im Deutschen Reich, verlor aber in der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg viel Geld.



Da und dort lassen Bürgerhäuser aus der Zeit nach 1871 den Glanz des alten Tiergartenviertels ahnen. Die Villa Parey wurde 1895/6 nach Plänen des Architekturbüros Kayser & von Großheim für den Verlagsbuchhändler Paul Parey an der Sigismundstraße 4a erbaut, überstand den Zweiten Weltkrieg und spätere Abrisspläne. Heute ist sie Teil der benachbarten Gemäldegalerie.

Fotos/Repros: Caspar

Das Unternehmerehepaar Johanna und Eduard Arnhold
spielte wie James Simon und andere Mäzen in der Geschichte der Königlichen, ab 1918 Staatlichen Musen zu Berlin eine bedeutende Rolle. Der Platz vor den Museen am Kulturforum trägt den Namen dieser bedeutenden Kunstfreunde und Kunstförderer. Jetzt kann man auf einer am Eingang zur Gemäldegalerie aufgestellten Stele lesen, warum und wie sich Johanna und Eduard Arnhold um das Kulturerbe verdient gemacht haben. Die Berliner Museen verdanken ihnen zahlreiche Schenkungen, darunter bedeutende Kunstwerke des deutschen und französischen Impressionismus. Dem preußischen Staat stiftete der Unternehmer die heutige Deutsche Akademie Rom, die als Villa Massimo bekannt ist.

Vielfältige kulturelle Netzwerke
Das Wohnhaus der Arnholds mit ihren bedeutenden Sammlungen von Impressionisten befand sich dort, so wird auf der Gedenktafel berichtet, wo seit 1998 die Gemäldegalerie steht. Hier war das Zentrum des alten Tiergartenviertels, das sich Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Kristallisationspunkt der Moderne mit vielfältigen kulturellen Netzwerken entwickelte. Mit den Arnholds prägten zahlreiche andere Persönlichkeiten diese Zeit. Genannt seien die Sammler und Mäzene James Simon und Eduard Simon, Oskar Huldschinsky, Felice und Carl Bernstein, der Politiker Walter Rathenau, die Schauspielerin Tilla Durieux und der Kunsthändler Paul Kassierer, die Frauenrechtlerin Hedwig Dom, die Publizisten Julie und Julius Elias, der Jurist Hugo Preuß, der einer der Väter der Weimarer Verfassung war, der Galerist Alfred Fechtheim, der Journalist Theodor Wolff, der Förderer der Avantgarde Herwarth Walden und die Dichterin Else Lasker Schüler. Die Gedenktafel hebt hervor, dass die kulturelle Blütezeit im Tiergartenviertel durch die Verfolgung, Beraubung und Ermordung der jüdischen Anwohner nach 1933 durch die Nationalsozialisten beendet wurde. „Die Erinnerung an die ehemals prominenten Bewohner, ihre außergewöhnlichen Kultursammlungen und kreativen Leistungen wurde hier ausgelöscht. Der Johanna-und-Eduard-Arnold-Platz ist ihrem Andenken gewidmet.“

Zeitreise ins alte Tiergartenviertel
Anlässlich der Enthüllung der Stele lädt die Kunstbibliothek im Museumskomplex am Kulturforum zu einer „Zeitreise ins alte Tiergartenviertel“ ein. Das Areal war eines der elegantesten Wohn- und Geschäftsquartier Berlins. Rund um die Matthäikirche hatten sich vermögende Unternehmer, Kulturschaffende und Intellektuelle in prächtigen Häusern angesiedelt. Sie verband ihre Leidenschaft für Kunst, Literatur, Musik und Mode. Das Tiergartenviertel galt seit den 1860er Jahren als eines der schönsten Viertel Berlins. Aus einem Ort der „Sommerfrische“, mit Sommerhäusern und riesigen Gärten, entwickelte sich eine begehrte Wohngegend. Nach dem radikalen Bruch und der Vertreibung und oft Ermordung der Bewohner sowie Kriegszerstörungen und Abrissen in der Nachkriegszeit ist kaum etwas vom einstigen Glanz zu sehen. Von mehr als 529 Häusern sind nur 17 erhalten.

19. Oktober 2025