Reise durch Zeit und Raum
Fünf Jahre lang feiert die Berliner Museumsinsel ihr Jubiläum mit Ausstellungen und Konzerten
Karl Friedrich Schinkels am Berliner Lustgarten erbautes und 1830 eröffnetes Altes Museum war die Keimzelle der Berliner Museumsinsel. Es folgten das Neue Museum, die Alte Nationalgalerie, das Pergamonmuseum, das Bode-Musuem und zuletzt als Neubau die James-Simon-Galerie. Die Grafik zeigt, wie die Reliefs des ab 1878 ausgegrabenen Pergamonaltars in der Rotunde des Alten Museums ausgestellt waren.
Die Berliner Museumsinsel wurde 1999 von der Unesco auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Diese Ehre verpflichtet die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu sorgsamem Umgang mit den hier versammelten Bau- und Kunstwerken. Eindrucksvoll erhebt sich das Bode-Museum aus dem Wasser der Spree.
Aktuell erlebt das Pergamonmuseum seine Generalsanierung. In den kommenden Jahren wird das 1930 eröffnete Haus abschnittweise in neuem Glanz eröffnet. Stücke aus dem Museum werden gegenüber im Pergamon-Panorama gezeigt.
Hinterlassenschaften aus dem Alten Ägypten sind im Neuen Museum, der Heilige Christophorus wird im Bode-Museum gezeigt.
Mit der gleichen Sorgfalt, mit der die Museen gestaltet wurden, widmeten sich die Planer und Erbauer auch den Freiflächen. Frei- und Wasserflächen sind somit auf einzigartige Weise miteinander verwoben und steigern gegenseitig in ihre Wirkung, hier zu sehen an der rekonstruierten Kolonnade, di die Alte Nationalgalerie umschließt.
Grabungen am Schlossplatz ergaben neue Einsichten in die älteste Stadtgeschichte. Das Fassadenteil vom Vorgängerbau des Schlosses ist im Keller des Humboldt Forums ausgestellt.
Fotos: Caspar
Am 9. Juli 1825 wurde der Grundstein für das Alte Museum in Berlin gelegt, fünf Jahre später wurde es feierlich eröffnet. Das bis dahin nur als Lagergelände und für Gärten genutzte Gelände unweit vom Berliner Schloss entwickelte sich zu einer „Freistätte der Kunst und Wissenschaft“. Planungen, die königlichen Sammlungen öffentlich zugänglich zu machen und durch Ankäufe auszubauen, gingen ins späte 18. Jahrhundert zurück. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Bauten zum Teil stark beschädigt und danach mehr oder minder gut restauriert und saniert. Nach der Wiedervereinigung nahmen die Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz die Generalsanierung der „Insel“ in Angriff, die 1999 einen Platz auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes erhalten hat. Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums feiern die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz und die auf der Museumsinsel befindlichen Sammlungen mit zahlreichen Ausstellungen, Konzerten und Kinoabenden die Erfolgsgeschichte dieser einzigartigen Stätte der Weltkultur.
Filme aus UFA-Zeiten
Durch Unterstützung des Reiseportals visitBerlin kehrt im Sommer 2025 die Kolonnaden-Bar zurück. Kinomagie bieten auf der Museumsinsel bieten die UFA-Nächte mit berühmten Zeugnissen der frühen Filmkunst im schönsten Freiluftkino der Stadt. Die Lange Nacht der Museen wird wieder zehntausende Besucherinnen und Besucher auf die Insel locken. Die Schirmherrschaft für das Jubiläum hat der Regierende Bürgermeister Kai Wegner übernommen. Stiftungspräsident Hermann Parzinger betonte bei der Vorstellung des Programms: „Dank der großzügigen Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, des Kuratoriums Preußischer Kulturbesitz, des Mobilitätspartners Flix und weiterer Förderer können wir ein Jubiläum bieten, wie es diesem weltberühmten Ort angemessen ist. Im Zentrum stehen die kulturelle Bildung und die Idee, vor allem auch die Berlinerinnen und Berliner auf ihre ‚Insel‘ zu holen. Denn sie ist nicht nur ein Ort für internationale Gäste. Wir haben uns vorgenommen, jede Berliner Schulklasse in den kommenden fünf Jahren zumindest einmal auf die Museumsinsel zu holen.“ Zum Programm sagt Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte: „Ein Besuch auf der Museumsinsel ist wie eine Reise durch Zeit und Raum und gewährt Eindrücke, die auch für unsere Zeit Rückhalt und Orientierung geben können. Bis 2030 laden die Museumsgebäude zur Entdeckung ihrer reichen Bestände mit unkonventionellen und neuen Herangehensweisen ein.“
Hier sei hinzugefügt, dass der Gratis-Eintritt am ersten Sonntag eines Monats für die Berliner Museen den Sparzwängen des Senats zum Opfer gefallen ist, steht diesen Zielen ganz und gar entgegen. Denn viele Menschen haben diese Gelegenheit genutzt, kostenlos die über die ganze Stadt verstreuten Sammlungen zu besuchen. Diese müssen nun einen Besucherschwund verkraften und sind darüber sehr unglücklich.
Vorbilder der Museumsinsel waren die griechische Akropolis mit dem Tempelmotiv und das Forum im antiken Rom. Die Berliner Version dieser Idee skizzierte König Friedrich Wilhelm IV. bereits in seiner Kronprinzenzeit in unterschiedlichen Varianten und Anordnungen. Die unvollendet gebliebenen Pläne führten seine Nachfolger fort. Mit dem Bau des Kaiser-Friedrich-Museums, des heutigen Bode-Museums, auf der nördlichen Inselspitze erhielt die Museumsinsel 1904 ihre prägnantes Gesicht.
Drei große Sonderausstellungen
Drei große Sonderausstellungen eröffnen 2025, dem ersten der fünf Jubiläumsjahre. Direkt am Ausgangspunkt der Museumsinsel macht die Sonderschau „Grundstein Antike. Berlins erstes Museum“ mit der Architektur und Geschichte des nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel erbauten Alten Museum als Nukleus der heutigen Antikensammlung und des Welterbes Museumsinsel bekannt. Weiter geht es mit „Mythen in Stein. Göbeklitepe und die Welt der letzten Jäger“. Die Ausstellung lädt zum Besuch der Unesco-Welterbestätte Göbeklitepe in der Südosttürkei ein. in der Alten Nationalgalerie wird mit „Goya – Monet – Degas – Bonnard – Grosse. Die Scharf Collection“ eine bedeutende deutsche Privatsammlung französischer Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts sowie zeitgenössischer internationaler Kunst in voller Schönheit präsentiert. Sie führt in vierter Generation einen Zweig der bedeutenden Berliner Sammlung Otto Gerstenberg weiter, deren Spektrum von den Anfängen der Moderne bei Goya bis zur französischen Avantgarde mit Gustave Courbet und Edgar Degas reicht und das grafische Werk von Toulouse-Lautrec einschließt. Es wird überdies eine spektakuläre Präsentation archäologischer Exponate aus Italien und Rumänien geben.Im Laufe des ersten Quartals 2025 werden weitere Vorhaben bekannt gegeben und auch an dieser Stelle vorgestellt.
„PETRI Berlin“ heißt das neue archäologische Besucherzentrum am Petriplatz im Herzen der Hauptstadt, das im April 2025 als Ausstellungsort, aber auch als Werkstatt und Arbeitsplatz der Berliner Archäologinnen und Archäologen eröffnet werden soll. Im Untergeschoss des Neubaus geben Ausgrabungen und mittelalterliche Bestattungen einen spannenden Einblick in die Anfänge der Berliner Stadtgeschichte. Das archäologische Fenster am Geburtsort von Berlin ist weit geöffnet. Der Petriplatz, auf dem sich einst die mittelalterliche Petrikirche, eine Lateinschule und zahlreiche heute nur noch durch Mauerresten nachweisbare Wohnhäuser standen, entwickelt sich zu einem attraktiven Stadtraum.
4. Januar 2025