Taler schmücken Pokale
Silbergefäße mit Münzbesatz dienten der Schatzbildung und sind in Museen ein wahrer Hingucker



Das beim Tabakskollegium des preußischen Soldatenkönig verwendete Talerfass ist im Schloss Königs Wusterhausen bei Berlin ausgestellt.



Auf den Henkeln des Talerfasses kann man gut die Herkunft der Silbermünzen erkennen, diese stammen aus der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg,



Die Grafik von 1896 (Ausschnitt) zeigt, wie unter den Preußenkönigen Friedrich II. und Friedrich Wilhelm III. kostbares Tafelgeschirr der Kriegsfurie geopfert wurde.



Dem Schmelztiegel entgingen barocke Münzhumpen und andere Preziosen, die jetzt in der Schatzkammer des Schlosses Charlottenburg gezeigt werden.



Im Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick hat man das barocke Silberbuffet einschließlich mehrerer Münzgefäße analog der alten Präsentation im Berliner Schloss aufgebaut.



Die im Kulturhistorischen Museum Wien gezeigte Prunkschale aus Gold ist mit einem Medaillon aus der römischen Kaiserzeit geschmückt.



Der Goldschmuck mit spätantiken Münzen erinnert im Alten Museum auf der Berliner Museumsinsel daran, dass schon vor sehr langer Zeit geprägtes Metall nicht nur zum Bezahlen verwendet wurde.

Fotos/Repro: Caspar

Münzen- und Medaillenfreunden dreht sich der Magen um,
wenn sie sehen, wie Taler, Gulden, Dukaten und ähnliche Objekte als Zierde von Humpen, Krügen und Schalen verwendet wurden. Mit ihnen verzierte Gefäße sind vor allem aus der Barockzeit überliefert und werden manchmal im Kunst- und Münzhandel angeboten. Tröstlich mag sein, dass viele Münzen, die vielleicht sonst eingeschmolzen worden wären, überlebt haben, wenn auch zweckentfremdet und durch Fassungsspuren verletzt.
In Berliner Museumsbesitz blieb eine stattliche Anzahl barocker Münzgefäße erhalten. Einige stammen aus dem Rittersaal des 1950 kommunistischem Bildersturm geopferten Berliner Schlosses, das vor einigen Jahren als Humboldt-Forum seine Wiedergeburt erlebte. Das bis zum Zweiten Weltkrieg im Rittersaal des Barockpalastes aufgestellte Silberbuffet ist ein interessantes Zeugnis für das Bestreben der Kurfürsten von Brandenburg und Könige von Preußen, in ihren Schlössern riesige Bestände an silbernen Geschirren, Tafelaufsätzen, Leuchtern und Spiegeln zu horten.

Wichtige Teile des Staatsschatzes
Das geschah nicht aus bloßem Bestreben, fremde Gesandten und die eigenen Untertanen mit kostbaren Geschirren häufig aus feuervergoldetem Silber zu beeindrucken. Die tonnenschweren Stücke aus Silber und gelegentlich auch aus Gold waren Teil des Staatsschatzes und wurden erbarmungslos in Not- und Kriegszeiten eingeschmolzen. Von dieser Möglichkeit, Rohstoffe für die Münzprägung zu gewinnen, haben Friedrich II., der Große, in den Schlesischen Kriegen und Friedrich Wilhelm III. während der napoleonischen Okkupation nach 1806 Gebrauch gemacht, als es hieß „Gold gab ich für Eisen“. Der König übergab das eigene Tafelgeschirr dem Schmelztiegel und nach ihm haben das auch viele seiner Untertanen in patriotischem Eifer getan.
Wer sich für Münzgefäße interessiert, wird in zahlreichen Museen und Privatsammlungen höchst unterschiedlichste Formen und Verarbeitungsweisen sehen – Becher, Pokale, Kannen, Schalen, in die man sowohl Gedenkmünzen als auch gewöhnliches Kurantgeld, gelegentlich auch Medaillen eingelassen hat. Häufig wurden in die Räume zwischen den Geprägen Ornamente, manchmal auch Jahreszahlen oder Erklärungen graviert. Den Vogel unter den Münzhumpen schießt ein riesiges Bierfass ab, das für den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. von Johann Christian Lieberkühn d. Ä. angefertigt wurde. Die laut Friedrich Nicolais „Beschreibung der Kgl. Residenzstädte Berlin und Potsdam“ (Berlin 1786) „ungemein schwere große silberne Kanne mit zwey Handgriffen und einem Hähnchen“ wurde, wenn beim Tabakskollegium zum Bierzapfen verwendet. „Sie ist ganz mit Münzen und Medaillen, vornehmlich alten Brandenburgischen Talern belegt, und 140 Pfund 4 Loth schwer“, schrieb Nicolai. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Münzfass ins Berliner Münzkabinett, später ins Schloss Köpenick und ist heute im Schloss Königs Wusterhausen zu bewundern.

Vor der Vernichtung bewahrt
Dass das erwähnte Berliner Silberbuffet, das ein Gemeinschaftswerk Augsburger und Berliner Künstler ist, dem Feuertod entging, ist der Intervention eines beherzten Beamten zu verdanken. Er konnte Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1809 dazu bewegen, das tonnenschwere Ensemble und die mit alten Talern geschmückten Bier- und Weinhumpen aus Respekt vor früheren Hohenzollernherrschern vor der Vernichtung zu bewahren. Bliebe noch zu sagen, dass auch der preußische König Wilhelm I., ab 1871 Kaiser Wilhelm I., ein begeisterter Sammler von Silbersachen war. Im holländischen Haus Doorn bei Utrecht, das nach 1918 Sitz des ehemaligen Kaisers Wilhelm II.war und 1956 in „Stichting Huis Doorn“ (Stiftung Haus Doorn) umgewandelt wurde, befinden sich neben Buckel- und Deckelpokalen des 16. und 17. Jahrhunderts auch etliche Münzhumpen, die aus dem Nachlass des 1888 verstorbenen Monarchen stammen. Auf einem dieser Gefäße sind brandenburgische und sächsische Taler des 16. und 17. Jahrhunderts eingelassen, andere Humpen und Becher sind mit sächsischen und braunschweigischen Münzen geschmückt. Wenn gelegentlich im Münz- und Antiquitätenhandel Münzgefäße angeboten werden, ist es nötig zu prüfen, ob es sich um wirklich alte Stücke oder um Nachbildungen mit alten Münzen handelt. Gefäße aus königlichem Besitz, über die hier berichtet wurde, sind für Privatsammler unerreichbar. aber sie können in öffentlichen Sammlungen betrachtet werden.

18. Februar 2025