Verschärftes Sicherheitskonzept - Staatliche Museen zu Berlin stellten in der Alten Nationalgalerie ihre Pläne für 2026 und danach vor



Das von Marion Ackermann erläuterte Ausstellungsprogramm der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz lädt zu spannenden Zeit- und Kunstreisen ein und verspricht ungewohnte Einsichten in die Geschichte und die Welt der Kunst.



Matthias Wemhoff verwies in der Pressekonferenz darauf, dass der „Mongolensturm“ im 13. und 14. Jahrhundert die damalige Welt verändert hat und erst 300 Kilometer vor Berlin Halt machte.



Die 1876 eröffnete Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel wurde laut Giebelinschrift DER DEUTSCHEN KUNST gewidmet, stand aber zu allen Zeiten auch anderen Ländern offen.



Meisterwerke von Rembrandt und Botticelli sowie anderen Malern vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts sind in der Gemäldegalerie am Kulturforum versammelt. In einer Sonderschau wird gezeigt, wie Maler ihre Auftraggeber sahen und wie diese von ihrer Mit- und Nachwelt gesehen werden sollten.



Im Kulturwerk der Staatsbibliothek wird eine Ausstellung über Berlin als Pressemetropole und die Anfänge der Pressefotografie zu sehen sein.



Mit spektakulären Ausstellungen will der in den 1840er Jahren erbaute Hamburger Bahnhof an der Invalidenstraße neue Besucherscharen anlocken. Das Empfangsgebäude wird seit über einem Jahrhundert als Museum genutzt.

Fotos: Caspar

Die Staatlichen Museen zur Berlin
stellten am 17. November 2025 ihr Programm für 2026/27 vor. Der Ort war gut gewählt, denn die Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel feiert im kommenden Jahr ihr 150jähriges Jubiläum. Ausstellungen und Forschungen stehen im Zeichen der Zweihundertjahrfeier der Museumsinsel, die 2030 begangen wird und sich auf die Eröffnung des von Karl Friedrich Schinkel erbauten Alten Museums am Lustgarten im August 1830 bezieht. Marion Ackermann, die Generaldirektorin der Staatlichen Museen, und Vertreter einzelner Sammlungen versprachen spannende Begegnungen mit alter und neuer Kunst, mit Ereignissen und Gestalten der Geschichte, Kunst und Kultur und hoffen auf regen Zuspruch von Besuchern aus dem In- und Ausland. Mit Blick auf den nicht geklärten Juwelendiebstahl im Pariser Louvre und die Sicherheitslage in den Museen angesprochen, sagte Matthias Wemhoff, der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, das Sicherheitskonzept der Museen sei verschärft und viel Geld in die Sicherheitstechnik investiert worden. Gut wäre es, wenn auch Polizei in den einzelnen Häusern präsent wäre. Da müsse man vom Louvre und anderen Museen lernen, wo das bereits der Fall ist oder geplant wird. Stets müsse bedacht werden, ob „so etwas auch bei uns passieren kann und wie man dem vorbeugt“, sagte Wemhoff, ohne auf Details einzugehen.

Mongolensturm nach Europa
Jubiläen und Gedenktage wie 150 Jahre Alte Nationalgalerie, 110 Jahre Bode-Museum, 100 Jahre Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem, der 100. Todestag des Kunsthändlers und Verlegers Paul Cassirer, 100 Jahre Pressemetropole Berlin, 30 Jahre Hamburger Bahnhof als Museum für moderne Kunst und andere Ereignisse bieten willkommene Anlässe für neue Ausstellungen und Forschungsarbeiten. „Im kommenden Jahr und danach wird es nicht nur hochkarätige Sonderausstellungen mit Gemälden, Möbeln, Fotografien, archäologischen Fundstücken und anderen Exponaten geben, sondern auch Projekte, die durch Vernetzung und Verdichtung im Kosmos der Stiftung Preußischer Kulturbesitz entstanden sind und viel Neues, bisher noch nie Gesehenes zeigen“, sagte Marion Ackermann bei der Vorstellung der Pläne. Matthias Wemhoff freut sich auf eine spektakuläre Ausstellung in der James-Simon-Galerie über das Leben, Werk und Nachwirkung des Mongolenherrschers Dschingis Khan, der vor 800 Jahren ein uns weitgehend unbekanntes Weltreich begründete und das christliche Abendland erzittern ließ. „Wir zeigen archäologische Schätze aus der Mongolei, von denen viele noch nie außerhalb des Landes zu sehen waren. Die Ausstellung gibt Einblicke in das ‚Mongolische Jahrhundert‘, das zwischen 1250 und 1350 die Welt nachhaltig veränderte. Das hat mehr mit der Welt von heute zu tun, als wir uns das vorstellen können.“

Durchbruch des Impressionismus
Mit der Sonderschau „Cassirer und der Durchbruch des Impressionismus“ begeht die Alte Nationalgalerie ihr 150jähriges Jubiläum, wie Direktorin Annette Hüsch erläuterte. Sie nannte den vor einhundert Jahren verstorbenen Paul Cassirer eine Schlüsselfigur für die Kunst und Kultur seiner Zeit. „Er hat Werke von Cézanne, Degas, Monet, Renoir, Manet und Vincent van Gogh nach Berlin geholt und bekannt gemacht. Gegen den Trend der kaiserzeitlichen Kunstpflege setzte er sich für den deutschen Impressionismus, die Berliner Secession und die Avantgarde ein und leistete damit Pionierarbeit. Seiner Hartnäckigkeit ist zu danken, dass bedeutende Werke dieser Künstler Eingang in die Nationalgalerie und weitere Sammlungen fanden. Wir dokumentieren in der Ausstellung anhand von mehr als hundert Werken des Impressionismus und der klassischen Moderne das beeindruckende Engagement dieses Visionärs. Die Kunstbibliothek am Kulturforum erinnert seit Längerem an ihn und weitere Bewohner des Tiergartenviertels, unter denen auch von Bruno Cassirer für die Moderne begeisterte Sammler waren.“
In der Gemäldegalerie am Kulturforum wird die Ausstellung „Porträts! Überraschende Begegnungen von Botticelli bis Lempicka“ gezeigt. Sie lädt zu Begegnungen mit Bildnissen vom 15. bis 20. Jahrhundert ein und zeigt Meisterwerke von Dürer und Giorgione, Rubens und, Tizian und Therbusch. Die Bilder erzählen vom Selbstverständnis und Status der dargestellten Personen und zeigen, wie sie sich sahen und wie sie gesehen werden wollten. Gleich nebenan lädt das Kunstgewerbemuseum in die Ausstellung „Power, Pop und Plastik - 100 Jahre Verner Panton“. Sie zeigt Arbeiten des dänischen Designers und Architekten, der die Ausstattung von Wohnungen durch ungewöhnliche Formen und Farben revolutioniert hat und vielen Menschen zu neuem Lebensgefühl verholfen hat, das untrennbar mit dem Aufbruch der 1960er Jahre verbunden ist.

Im Rhythmus der Großstadt
Der Hamburger Bahnhof feiert 2026 sein dreißigjähriges Jubiläum als „Nationalgalerie der Gegenwart“ mit einer Ausstellung der französischen Konzeptkünstlerin Sophie Calle und geht in einer weiteren Dokumentation auf die Geschichte der Anlage aus dem 19. Jahrhundert ein. Das Geheime Stadtarchiv an der Archivstraße in Dahlem erinnert unter dem Motto „Auch geheime Archive sehnen sich nach Licht“ an die Geschichte der alles andere als geheimen Dokumenten- und Schriftensammlung, die vor hundert Jahren ein modernes Dienstgebäude erhielt. Die noch bis Ende 2027 gezeigte Ausstellung macht mit Archivalien, Büchern und Bildern bekannt und zeigt wie sie erschlossen und für die Wissenschaft fruchtbar gemacht werden.
Mit der Dokumentation „Im Rhythmus der Großstadt - 100 Jahre Fotografie und Presse in Berlin“ erinnert das Kulturwerk der Staatsbibliothek daran, dass Berlin in den 1920er Jahren eine bedeutende Zeitungsmetropole war. Hier erschienen täglich 147 Zeitungen, manche sogar zweimal am Tag. Mit handlichen Kameras und schnellen Druckverfahren wurde die Pressearbeit revolutioniert. Es entstand die Pressefotografie als neuer, ausgesprochen kreativer Beruf. Die Ausstellung in einem neu geschaffenen Bereich in der 1914 eröffneten Bibliothek Unter den Linden 8 zeigt, wer die Männer und Frauen hinter den Kameras waren und welche Verantwortung die Fotografie im redaktionellen Alltag. Zu erfahren ist auch, wie eng Bild und Bericht miteinander verwoben waren (und sind). Mit historischen Aufnahmen aus den Bildarchiven der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der der Staatsbibliothek wird die Dynamik und Geschichte der Berliner Pressefotografie erlebbar gemacht und gezeigt, wie sie in ihrer Zeit gewirkt und auf andere Städte und Länder ausgestrahlt hat.

Atelier eines Ausnahmekünstlers
Die Neue Nationalgalerie am Kulturforum zeigt in Kooperation mit dem Pariser Ausstellungshaus Centre Pompidou, das gerade saniert wird, eine Einzelausstellung des französischen Bildhauers Constantin Brancusi. Sie ist seine erste umfassende Werkschau seit über 50 Jahren in Deutschland und steht unter der Schirmherrschaft der Präsidenten Emanuel Macron und Frank-Walter Steinmeier. „Wir werden in der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie eine Teilrekonstruktion des Ateliers dieses Ausnahmekünstlers einrichten. Es wurde 1957 dem französischen Staat übergeben und ist jetzt erstmals außerhalb von Paris zu sehen“, sagt Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie. „Mit über 150 Skulpturen, Fotografien, Filmen und bisher kaum gesehenen Archivmaterialien präsentiert die Ausstellung den bisher umfangreichsten Überblick über das vielseitige Schaffen eines der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts.“
In prähistorische uralte Zeiten und zu den erst 1994 entdeckten, derzeit ältesten bekannten Großbauten der Menschheit in Göbekli Tepe lädt das das Vorderasiatische Museum auf der Museumsinsel ein. Vor 12.000 Jahren schufen dort die ersten sesshaften Gemeinschaften monumentale Kunstwerke und Bauten. Die Gebäude mit überlebensgroßen Bildwerken zählen seit 2018 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Ausstellung in der James-Simon-Galerie zeigt Bildwerke, Alltagsgegenstände und Schmuck, die vom Zusammenleben der Menschen während dieses menschheitsgeschichtlichen Umbruchs erzählen. „Archäologische Funde und Architekturrekonstruktionen werden von zeitgenössischen Fotografien ergänzt. Die Exponate zeugen von einer komplexen spirituellen Welt der frühen sesshaften Kulturen. Im Rahmen von Ritualen und Festen trugen sie zur Bekräftigung und Ordnung ihres Zusammenlebens bei. Eine lebendige Gemeinschaft war der Schlüssel für das Überleben der frühen sesshaften Kulturen“, sagt Barbara Helwing, Direktorin des Vorderasiatischen Museums. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Museum Şanliurfa und dem Forschungsprojekt Taş Tepeler der Universität Istanbul erarbeitet. Mit ihr wollen die Gestalter auch die türkische Community in Berlin und Deutschland ansprechen und für ihr Woher und Wohin interessieren.

Skulptur und Musik im Bode-Museum
November 2026 widmet sich, um ein weiteres Vorhaben zu nennen, die Skulpturensammlung einem Thema, das seit der Antike Kunst und Leben durchdringt - der Musik, dem Musizieren und den Instrumenten. Das mit der Nationalgalerie der Gegenwart im Hamburger Bahnhof und dem Musikinstrumenten-Museum des Staatlichen Instituts für Musikforschung am Kulturforum entwickelte Projekt „Klangkörper – Variationen über ein Thema der Kunst“ erkundet im Bode-Museum den Dialog zwischen Skulptur sowie Klang und Bewegung und stellt Instrumente, die von mythologischen Gestalten, Engeln und Fabelwesen gespielt werden, Bildwerken aus Holz, Stein und Metall Objekten gegenüber. Zu wünschen wäre., dass an einigen Stellen auch Musik erklingt.

18. November 2025