Arbeitsstil war Gift für die Gesundheit -
Neues Heft der „Mark Brandenburg“ würdigt den vor 225 Jahren geborenen Karl Friedrich Schinkel



Das Berliner Kreuzbergdenkmal erinnert mit seinen Symbolfiguren an bedeutende Schlachten, die Preußen im Befreiungskrieg gegen Frankreich gewonnen hat. (Foto: Caspar)

Nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815, aus denen Preußen neben Russland, Österreich und England als Siegermacht hervorgegangen war, ließ König Friedrich Wilhelm III. von seinem geheimen Oberbaurat Karl Friedrich Schinkel Kriegerdenkmäler aufstellen. Das bekannteste schmückt seit 1821 den Berliner Kreuzberg. Die grün gestrichene Eisenpyramide ist mit Figuren geschmückt, welche preußische Schlachten im Kampf gegen Napoleon I. symbolisieren und Gesichtszüge von Angehörigen des Königshauses sowie bedeutenden Militärs tragen. Wie Eva Börsch-Supan in der neuesten Ausgabe der dem vor 225 Jahren geborenen Baumeister, Städteplaner und Kunstgewerbler gewidmeten Vierteljahreszeitschrift „Die Mark Brandenburg“ (Heft 61, Marika Großer Verlag Berlin, 41 Seiten, 4 Euro) schreibt, zeichnete Schinkel großartige Pläne für einen „Dom der Befreiungskriege“. Doch schreckte der König vor den Kosten zurück und ließ bescheidenere Monumente aufstellen. Solche neogotischen Eisensäulen sind in Großbeeren, Dennewitz und anderswo erhalten. Doch gibt es auch Kirchen nach seinen Entwürfen, die ebenfalls den Helden der Befreiungskriege gewidmet sind. Die Autorin stellt einige Gotteshäuser dieser Art vor und zeigt damit, dass Schinkel nicht nur in den ehemaligen Residenzstädten Berlin und Potsdam mit hochkarätigen Schöpfungen vertreten ist, sondern auch in der Provinz wichtige und ansehnliche Arbeiten hinterlassen hat.

Dass da in der Region vieles zu sehen und zu entdecken ist, schildert Reinhard Schmook in einem Beitrag über Schinkelbauten im Oderland. Seine ersten Sporen verdiente sich der junge Schinkel als Gestalter von Wirtschaftsbauten auf verschiedenen Rittergütern. Einige sind noch erhalten wie das in ein kleines Museum verwandelte Molkenhaus in Bärwinkel bei Neuhardenberg, ein Magazingebäude in Haselberg oder ein Chausseehaus in Schiffsmühle. Für Schinkel hatten diese Frühwerke offenbar wenig Bedeutung, bei der Aufzählung seiner Hinterlassenschaften hielt er sie nicht für erwähnenswert.

Dass sich der aus Neuruppin stammende Schinkel zu ungekannten künstlerischen Höhen aufschwingen und seine vielen Talente voll zur Geltung bringen konnte, hängt mit der Huld und Förderung zusammen, die ihm das preußische Königshaus gewährte. Rudolf G. Scharmann beschreibt die engen, bisweilen aber wegen der „Höhenunterschiede“ auch nicht ganz leichten Beziehungen zwischen ihm und den Hohenzollern. Indem er, der seine Karriere als Maler begonnen hatte, den hohen Herrschaften seine Bilder und Ideen zu Füßen legte, erregte er ihre Aufmerksamkeit und erhielt interessante Aufträge erst zur Ausgestaltung königlicher Wohn- und Repräsentationsräume, dann aber auch für Staatsbauten. Aus dem Freiberufler wurde ein fest angestellter Staatsbeamter, der über ein Heer von Mitarbeitern verfügte. Manche Idee wurde nicht verwirklicht, etwa ein gotisierend gestaltetes Mausoleum für die 1810 verstorbene Königin Luise, andere wie die Neue Wache Unter den Linden, die prinzlichen Schlösser in Glienicke und Charlottenhof, die Bauakademie und das Schauspielhaus sowie die Nikolaikirche in Potsdam und viele andere Bauten wurden realisiert und tragen zum Ruhm des Künstlers und seiner Auftraggeber bei.

Als Künstler durch und durch und pflichtbewusster Mensch hat sich Schinkel, wie Uwe Michas im einleitenden Beitrag des Gedenkheftes schreibt, wenig geschont. Sein Arbeitsstil sei „Gift für die Gesundheit“ gewesen. Stets habe er bei seinen Projekten die Kontrolle behalten, und er habe Arbeit auch nicht gern an andere delegiert. So kam es, wie es kommen musste. Erschöpfungszustände stellten sich ein, Lähmungserscheinungen und 1840 ein schwerer Schlaganfall, dem der immer so agile Künstler und Staatsbeamte, dem ein tadelloses Familienleben nachgesagt wird, ein Jahr später gerade einmal 60jährig erlag. Schinkels Grab ist auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Chausseestraße in Berlin neben dem anderer prominenter Künstler, Gelehrter und Politiker erhalten.

Helmut Caspar

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