Als der Franzosenkaiser durch das Brandenburger Tor zog -
Geschichtsfestival „Historiale“ steht ganz im Zeichen von „Napoleon 1806 in Berlin“



Mit glänzendem Gefolge zog der französische Kaiser Napoleon I. am 27. Oktober 1806 durch das Brandenburger Tor ein. Genau 200 Jahre später wird die Szene zum Auftakt der "Historiale" nachgestellt. (Repro: Caspar)

Berlin. In der Schlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 wurden Preußen und Sachsen von den Franzosen vernichtend geschlagen. Kaiser Napoleon I. ritt zwei Wochen danach, aus Charlottenburg kommend, feierlich in Berlin ein und nahm im Stadtschloss Quartier. Auf den Tag 200 Jahre später wird 26. Oktober 2006 der Triumphator mit seinen in historischen Uniformen gesteckten Tross erneut durch das Brandenburger Tor ziehen. Mit dieser Szene wird das Geschichtsfestival „Historiale“ eröffnet, ein dreitägiges Spektakel um alles, was mit den dramatischen Ereignissen in Berlin und Preußen vor 200 Jahren zu tun hat.

Der Verleger der BerlinStory, Wieland Giebel, erhofft sich von der Historiale mehr Aufmerksamkeit für die Berlin- und die Landesgeschichte, aber auch für die steinernen Hinterlassenschaften unserer Vorfahren. In den kommenden Jahren soll das Geschichtsfestival stets unter einem anderen Motto fortgesetzt werden, und Giebel ist optimistisch, dass es gut ankommt. Der Verleger hat geschichtsbegeisterte Leute um sich geschart, die Vorträge und Führungen, Lesungen und Konzerte sowie Publikationen über die dramatischen Ereignisse vor 200 Jahren vorbereiten. Einer der Höhepunkte wird eine szenische Darbietung im Weißen Saal des Schlosses Charlottenburg sein, in der aus wenig bekannten Schriften der Königin Luise von Preußen und ihres Kontrahenten, des französischen Kaisers, zitiert wird. Darüber hinaus gibt es Ausstellungen im Deutschen Historischen Museum, im Stadtmuseum, im Museum Mitte, im Liebermannhaus am Brandenburger Tor und an anderer Stelle, in denen Gemälde, Grafiken Schriften, Waffen, Uniformen und andere Hinterlassenschaften aus französischen Besatzungszeit zwischen 1806 und 1806 präsentiert werden. Geplant ist auch, den Kunstraub zu dokumentieren, den die Franzosen in den königlichen Schlössern in Berlin und Potsdam veranstalteten und dem auch Schadows Quadriga auf dem Brandenburger Tor zum Opfer fiel. Erst 1814 kamen die Kostbarkeiten nach Preußen zurück, und das gab den Anstoß, sie in einem eigens gegründeten Haus, und zwar in Schinkels Alten Museum am Lustgarten, der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Dem Einzug des Franzosenkaisers und seines Gefolges folgen vom 27. bis 30. Oktober Führungen durch die Innenstadt vorbei an Gebäuden und Denkmälern, die an Preußens Debakel vor 200 Jahren, aber auch an Ereignisse und Gestalten erinnern, die mit den sich anschließenden Reformen zu tun hatten. Wieland Giebel hofft, dass die „Historiale“ irgendwann einmal jenen Anklang findet, dessen sich mittlerweile der „Tag des offenen Denkmals“ erfreut. Auch dieses Spektakel habe vor vielen Jahren recht bescheiden angefangen. An Zuspruch und Ideen aus den Staatlichen Museen und der Stiftung Stadtmuseum, der Preußischen Schlösserstiftung sowie aus den Universitäten, Bibliotheken und Archiven gebe es keinen Mangel. Da allerdings nichts für umsonst zu haben ist, sei man auf Sponsoren angewiesen. Auch das Land Berlin will das Geschichtsfestival ideell unterstützen, doch jetzt wäre es laut Giebel wichtig, dass es auch materielle Hilfe gewährt, zum Beispiel durch Bezahlung von Zusatzkräften und Übernahme von Druck- und Vertriebskosten für Informationsmaterialien.

Helmut Caspar

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