Bald drehen sich Kräne am Palast der Republik -
Wie der Prestigebau errichtet wurde, so wird er jetzt in seine Einzelteile zerlegt



In gut einem Jahr wird vom Palast der Republik nichts mehr zu sehen sein. Interessenten können demnächst zuschauen, wie er Stück für Stück zerlegt wird. (Foto: Caspar)

So wie der Palast der Republik von 1973 bis 1976 gebaut wurde, so wird er in den kommenden 15 Monaten in seine Einzelteile zerlegt und dem Erdboden gleich gemacht. Alle Proteste gegen den Abriss haben nichts gefruchtet, das Ende von „Erichs Lampenladen“ ist nur noch eine Frage der Zeit. „Die Demontage entspricht dem Aufbau vor 30 Jahren, nur in umkehrter Richtung. Schon zu Ostern 2007 wird kaum noch etwas von Bau zu sehen sein, und bald darauf ist die Fläche mit Rasen bedeckt“, kündigte die Berliner Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer, bei der Vorstellung des Rückbaukonzeptes an.

Mit der Entkernung des Inneren und der Beseitigung der Außenhülle sowie weiteren Arbeiten wurden nach einem langwierigen Bieterverfahren aufgrund des europäischen Vergaberechts drei deutsche Firmen aus 27 Bietern ausgewählt. Eine ist in Schönerlinde (Barnim) ansässig und wird für den Gerüstbau zuständig sein. Ein weiteres Unternehmen in Rastede wird die mit Teer abgedichtete Betonwanne, auf der das Gebäude steht, mit Sand verfüllen, um ihr Gewicht und Stabilität weiter zu gewährleisten, wenn die schweren Oberbauten demontiert sein werden. Das dritte Unternehmen wird den Rückbau bewerkstelligen. Laut Junge-Reyer wird streng darauf geachtet, dass die Vergabebedingungen und die Tariftreue eingehalten werden. Die reinen Abrisskosten betragen 9,5 Millionen Euro unter der Voraussetzung, dass nichts dazwischen kommt“, sagte die Senatorin und meinte damit beispielsweise Setzungen bei Bauwerken in der Umgebung gemeint, die eine Unterbrechung der Arbeiten zur Folge hätten. Zu dieser Summe kommen noch weitere 2,5 Millionen Euro für Ingenieurleistungen, Projektierung, Vermessung, statische Gutachten und weitere Dienstleistungen.

Noch im Januar werden auf dem Schlossplatz ein 500 Meter langer Bauzaun, die Baustelle sowie auf der Spreeseite eine Schiffsanlegestelle eingerichtet. Über das Wasser wird das aus Betonteilen, Ziegelsteinen, zerteilten Stahlträgern, Bruchglas und Holz bestehende Abbruchmaterial kostengünstig und ohne den Berliner Autoverkehr zu beeinträchtigen, abtransportiert. Die Einlagerung erfolgt auf Deponien im Umland; wieder verwendungsfähiges Material wird gesondert gesammelt und verarbeitet. Durch Verschrottung von hunderten Tonnen Baustahl fließt Geld in die Abbruchkasse zurück.

Die eigentliche Demontage erfolgt durch drei riesige Turmdrehkräne, die auf dem Schlossplatz und auf der Marstallseite stehen. Mit ihrer Hilfe werden zunächst die aus ihren Verankerungen gelösten Vorbauten und Treppen weggeschafft. Sodann werden die Fassadenteile aus Glas, Stahl und Aluminium, der komplette Dachaufbau und das ganze Innenleben des Palastes der Republik demontiert, zerkleinert und auf Lastkränen, den Schubleichtern, fortgeschafft. Interessenten können dem Geschehen von einer eigens zu diesem Zweck gebauten Aussichtsplattform zuschauen.

Helmut Caspar

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