Meisterwerk der Steinmetztechnik -
Granitschale im Lustgarten war ursprünglich für das Alte Museum bestimmt



Aus einem riesigen Findling gemeißelt, zählt die von Schinkel entworfene Granitschale vor dem Alten Museum zu den besonderen Attraktionen in Berlin. (Foto: Caspar)

Die berühmte Granitschale vor dem Alten Museum auf dem Berliner Lustgarten ist ein beliebter Treffpunkt und ein erprobtes Fotomotiv. Sie ist keiner bestimmten Person und keinem besonderen Ereignis gewidmet, sondern ein im frühen 19. Jahrhundert errichtetes Denkmal vaterländischer Rückbesinnung auf scheinbar bessere Zeiten. Und da sie von Karl Friedrich Schinkel entworfen wurde, erinnert sie wie das ebenfalls von ihm gestaltete Alte Museum im Hintergrund an den Meister, der vor 225 Jahren in Neuruppin geboren wurde. In dem 1834 erschienenen „Neuesten Conversations-Handbuch für Berlin und Potsdam“ schrieb Leopold von Zedlitz, das „wahre Meisterstück“ reihe sich an die verschiedenen Kunstdenkmäler der Hauptstadt würdig an.

Das tonnenschwere Meisterwerk der Steinmetztechnik besteht aus poliertem rötlichem Granit. Es sucht weit und breit seinesgleichen, hat keine Vorbilder und keine Nachfolger, zumindest was seine Größe und Gewicht betrifft. Eigentlich sollte das aus einem Findling in den Rauenschen Bergen bei Fürstenwalde gemeißelte Gefäß im Alten Museum und nicht davor aufgestellt werden. Da der Findling viel zu unhandlich und zu schwer war, wurde er unter der Leitung des Bauunternehmers und königlichen Bauinspektors Johann Gottlieb Cantian an Ort und Stelle bearbeitet. Bis zu einhundert Steinmetze und andere Spezialisten waren ab 1827 mit der Bergung, der Gestaltung und dem Transport des Granitsfindlings beschäftigt. Als die schon fast fertige Schale im Herbst 1828 auf einem Kahn nach Berlin geschafft wurde, zeigte sich, dass sie viel zu groß ist, um das mit antiken Figuren bestückte Museumsvestibül zu schmücken. So hat man sie vor dem Gebäude aufgestellt, wo sie eine gute Figur macht. Die Politur des Granits war von Arbeitern mit Hilfe einer Dampfmaschine bewerkstelligt worden, die in einem eigens dafür errichteten Haus am Packhof in der Nähe des Kupfergrabens installiert wurde.

In den Mittelraum der Rotunde des Museums kam 1838 eine viereckige Malachitschale als Geschenk des russischen Zaren an König Friedrich Willhelm III., der in der Prunkinschrift an der Museumsfassade als Stifter des ersten öffentlichen Museums in Preußen genannt wird.

Die gewaltige Granitschale mit einem Durchmesser von knapp sieben Meter wurde 1934 im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Lustgartens als Aufmarschplatz der Nazis in die Anlagen nördlich des Doms versetzt. Dort überstand sie den Zweiten Weltkrieg. Zum 200. Geburtstag von Karl Friedrich Schinkel 1981 ist die Schale restauriert und vor dem Museum am alten Ort wieder aufgestellt worden. Die Verletzungen, die sie bei Kampfhandlungen am Ende des Zweiten Weltkriegs erlitt, hat man nicht beseitigt.

Helmut Caspar

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