Ein unsterblicher Meister -
Von Schinkels Werk blieb in Berlin trotz Kriegszerstörungen zum Glück vieles erhalten



Das Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt, jetzt bekannt auch als Berliner Konzerthaus, ist eines der bedeutendsten Werke von Karl Friedrich Schinkel. (Foto: Caspar)

Die Hauptstadt hat Karl Friedrich Schinkel, dem vor 225 Jahren, am 13. März 1781, in Neuruppin geborenen preußischen Baumeister, Stadtplaner und Designer viel zu verdanken. Von den renommierten Berliner Architekten Friedrich Gilly senior und Friedrich Gilly junior ausgebildet und zunächst malend tätig, war der vielseitige Künstler als Geheimer Oberbaurat und Oberlandesbaudirektor vor allem für den preußischen Staat und die königliche Familie tätig. Dass er sich so glänzend entfalten konnte, liegt sicher auch an der Förderung, die ihm durch den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, ab 1840 König Friedrich Wilhelm IV., zuteil wurde. Hier gab es Seelenverwandtschaften, denn der Hohenzoller fühlte sich selber zum Architekten berufen und sorgte dafür, dass Schinkel volle Auftragsbücher erhielt.

Schinkels Werk, in dem der Klassizismus zur Blüte gebracht, aber auch die Gotik als Baustil wiederentdeckt wurde, ist umfangreich und vielgestaltig. Viele Werke gingen im Zweiten Weltkrieg unter, so etwa Palais preußischer Prinzen in der Wilhelmstraße, oder das Kasino in Potsdam. Zerstört sind auch Räumlichkeiten, die Schinkel für die Hohenzollern im Berliner Stadtschloss umgestaltet hat.

Verloren gegangen wäre fast Schinkels im klassizistischen Stil erbaute Elisabethkirche an der Invalidenstraße. Erst in den vergangenen Jahren konnte die Kriegsruine gerettet und in einen Veranstaltungsraum umgewandelt werden. Nach dem Krieg stand auch ein anderes Schinkel-Werk, die Neue Wache Unter den Linden, auf der Kippe. Der in der späten Weimarer Zeit als Reichsehrenmal genutzte und von Hitler für monströse Heldengedenkfeiern missbrauchte tempelartige Bau sollte nach dem Wunsch einiger kommunistischer Bilderstürmer der Spitzhacke zum Opfer fallen. Zum Glück wurde das verhindert. Die schwer beschädigte Wache wurde 1951 bis 1957 aufgebaut und in ein Mahnmal für die Opfer des Faschismus und des Krieges umgewandelt. Mit neuem Inhalt und Aufgaben ist sie seit 1993 zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

Berühme Schinkelbauten in der Mitte der Stadt sind das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, heute bekannt auch als Konzerthaus, das Kronprinzenpalais, die Singakademie und das Alte Museum auf dem Lustgarten, dessen 150. Geburtstag im vergangenen Jahr gefeiert wurde. Dazu kommt die der Neogotik verpflichtete Friedrichswerdersche Kirche, in der Werke der Berliner Bildhauerkunst um 1800 zu sehen sind und Schinkel, in Marmor gemeißelt, Wache hält. Zu nennen sind die Schlossbrücke mit acht überlebensgroßen Marmorgruppen als Hommage an die Helden der Befreiungskriege und das aus gleichem Anlass errichtete Kreuzbergdenkmal, ferner das klassizistische Humboldt-Schlösschen in Tegel, das von Gentz erbaute und von Schinkel veränderte Königsmausoleum sowie der Schinkel-Pavillon im Park Charlottenburg, sowie das Schloss Glienicke und weitere Bauten im Park des Prinzen Carl von Preußen.

Noch nicht aufgebaut ist Schinkels Bauakademie. Der Backsteinbau am Schinkelplatz nicht weit von der Straße Unter den Linden sollte nach dem Krieg aus Ruinen auferstehen. Alle Vorbereitungen waren schon getroffen, doch dann musste der „rote Kasten“, wie die Berliner despektierlich zu Schinkels Arbeits-, Wohn- und – im Jahre 1841 – auch Sterbeort sagten, dem riesigen DDR-Außenministerium weichen. Seit dessen Abriss vor zehn Jahren wird für den originalgetreuen Wiederaufbau geworben.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"