Menschliche Schicksale in 4000 Ordnern -
Marienfelder Akten über DDR-Flüchtlinge werden 2007 aufgearbeitet



In der Gedenkstätte Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde werden die Flüchtlingsakten vor allem aus den Jahren 1953 bis 1961 ausgewertet und publiziert. (Foto: Caspar)

Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager in Berlin-Marienfelde wird 2007 den einzigartigen Aktenbestand zum Schicksal von DDR-Flüchtlingen in Berlin aufarbeiten. Die mehr als 4000 Ordner zumeist aus den Jahren 1953 bis zum Mauerbau 1961, die das von der deutschen Teilung verursachte menschliche Leid der Flüchtlinge und die Herausforderungen für die Stadt Berlin, dokumentieren, sollen in den kommenden Jahren publiziert werden. Die dafür gebrauchten Mittel hat jetzt die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zugesagt. Die Gedenkstätte verspricht sich davon weiteren Aufschluss über die Unterbringung der Flüchtlinge in der Stadt und den genauen Ablauf des Aufnahmeverfahrens. Erhofft werden auch Erkenntnisse gerade über jugendliche Flüchtlinge, die ohne ihre Eltern gen Westen aufbrachen und von Mitarbeitern des Notaufnahmelagers besonders betreut werden mussten.

Mit der Aktenerschließung und der Foto-Ausstellung erweitert die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde das Themenspektrum ihrer Dauerausstellung zur "Flucht im geteilten Deutschland". Anhand von derzeit über 900 Exponaten und vielen multimedialen Zeitzeugenberichten ist hier die Geschichte der deutsch-deutschen Fluchtbewegung von 1949 bis 1990 ausführlich dokumentiert. Für Schülerinnen und Schüler stehen zudem didaktische Arbeitsmaterialien zur Verfügung, die ihnen einen anschaulichen Zugang zu diesen Lebensgeschichten ermöglichen.

Die Situation der nach West-Berlin geflüchteten DDR-Bewohner kurz vor dem Mauerbau beleuchtet außerdem eine für 2007 geplante Schau mit Bildern des bekannten Magnum-Fotografen René Burri. Er besuchte Berlin im Sommer 1961 die Pariser Fotoagentur Magnum. Damals meldeten sich im Westteil der gespaltenen Stadt an manchen Tagen mehr als 2000 Menschen, die der befürchteten Abriegelung des Ostteils der Stadt zu entkommen suchten.

Helmut Caspar

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