Den Opfern Solidarität und Hilfe -
Bundespräsident Horst Köhler besuchte das ehemalige Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen



Bundespräsident Horst Köhler bot den Stasi-Opfern Solidarität und Hilfe an, was vom Gedenkstättenleiter Hubertus Knabe dankbar angenommen wurde.



Die Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis an der Genslerstraße 66 in Berlin-Hohenschönhausen ist täglich von 9-18 Uhr geöffnet. (Fotos: Caspar)

Entsetzt und erschüttert zeigte sich Bundespräsident Horst Köhler am 14. November 2006 bei seinem Besuch in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatsicherheit an der Genslerstraße in Hohenschönhausen. Nach dem provokativen Auftreten von Stasi-Offizieren im März hatte Köhler sein Interesse bekundet, die Gedenkstätte zu besuchen und mit ehemaligen Häftlingen zu sprechen. Nach einem Rundgang durch die heutige Gedenkstätte und Gesprächen mit früheren Häftlingen erklärte das Staatsoberhaupt, die Opfer hätten es verdient, dass ihnen besser zugehört wird. Sie dürften nicht in die Defensive gedrängt werden, sondern brauchten unsere Solidarität und Hilfe. „Die Erinnerung an das, was hier geschehen ist, was die Häftlinge erleiden mussten, wie man mit ihnen umgegangen ist und wie man sie unter Druck gesetzt hat, darf nicht verblassen.“ Auf die Frage nach praktischen Folgen seines Besuchs erklärte der Bundespräsident, er werde mit den Betroffenen weitere Gespräche führen und sich dafür einsetzen, dass die bestehenden Gesetze hinsichtlich des Opferschutzes und der Entschädigung überprüft werden. Vor allem auch mit jungen Menschen müsse gesprochen werden, damit sie erfahren, welches Unrecht hier geschehen ist.

Der Direktor der Gedenkstätte, Hubertus Knabe, bedankte sich bei seinem Gast für sein Interesse und Engagement und unterstrich noch einmal, dass die Opfer der Staatssicherheit Anrecht auf Schutz und Entschädigung haben. Es könne nicht sein, dass sich Täter als Opfer hinstellen, wie es neuerdings geschieht, während sich diejenigen, die in Hohenschönhausen und anderswo unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert und verhört wurden, als vermeintliche Täter verunglimpft werden. Er nehme aus der Begegnung mit dem Bundespräsidenten mit, dass dieser den festen Willen hat, den Opfern eine größere Stimme zu geben und sie dadurch auch zu stärken. Knabe wandte sich gegen eine Schlussstrich-Mentalität und forderte, dass die Stasi-Überprüfungen verlängert werden. Zugleich setzte er sich dafür ein, in den Schulen mehr und besser über die DDR zu informieren. 16 Jahre nach der Wiedervereinigung sei das Wissen über den SED-Staat in der jungen Generation fast völlig weggebrochen. Es liege im Interesse der Demokratie, frühzeitig über totalitäre Gefahren aufmerksam zu machen, und zwar nicht nur von rechts, sondern auch von links.

Helmut Caspar

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