Schöne Aussichten im Schloss Bellevue -
Bundespräsident Horst Köhler lädt zum Tag der offenen Tür
am 8. Januar ein



Zum Tag der offenen Tür lädt Bundespräsident Horst Köhler in seinen Amtssitz Schloß Bellevue ein. (Foto: Caspar)

Nach Abschluss der Generalsanierung seines Amtssitzes lädt Bundespräsident Horst Köhler zum Tag der offenen Tür ins Schloß Bellevue. Am Sonntag, dem 8. Januar 2006, besteht von 10 bis 18 Uhr die seltene Gelegenheit, den Bau aus dem 18. Jahrhundert zu besichtigen und auch Fragen über die Geschichte des Hauses und seine eineinhalbjährige Renovierung zu stellen. Die Wiedereröffnung der Präsidentenresidenz ist für März 2006 geplant. Bis dahin sind weitere Besichtigungstouren wie am 8. Januar vorgesehen.

Schloss Bellevue („Schöne Aussicht“) wurde 1785 unter Einbeziehung eines älteren Gebäudes für den Prinzen August Ferdinand, den jüngsten Bruder des preußischen Königs Friedrich II., nach Plänen des Architekten Michael Philipp Daniel Boumann erbaut. Die als Sommerresidenz der prinzlichen Familie genutzte Dreiflügelanlage war das erste klassizistische Schloss in Preußen. Es orientierte sich in seinem Mittelteil am Schloss des Fürsten Franz in Wörlitz, das seinerseits englische Vorbilder hatte und sich in seiner vornehm-schlichten gestalt wohltuend von fürstlichen Residenzen barocken Zuschnitts unterschied. Nach dem Tod des Hausherren Prinz August Ferdinand (1813) erlahmte das Interesse der Hohenzollern am Schloss Bellevue. 1844 in eine Gemäldegalerie umgewandelt, war es um 1870 Sitz eines mecklenburgischen Herzogs und hatte danach verschiedene Besitzer, die mit der kostbaren Innenausstattung nicht gerade pfleglich umgingen. 1935 wurde das Haus in ein Museum für Deutsche Volkskunde umgewandelt und ab 1938 als Reichsgästehaus der NS-Regierung genutzt, wobei es zu weiteren Eingriffen in die historische Substanz kam und auch der Schlossgarten verändert wurde.

Im Zweiten Weltkrieg zum Teil zerstört, erlebte das Gebäude zwischen 1954 und 1959 seine Wiedergeburt als Sitz des Bundespräsidenten, sofern er sich im damaligen West-Berlin aufhielt. Nur wenige historische Räume wurden in der ursprünglichen Form wiederhergestellt, sonst aber atmete das Haus den kargen Stil der fünfziger Jahre. Einige Räume wurden 1986 bis 1987 in klassizistischem Stil neu gestaltet.

Da jahrzehntelang der Bau nur notdürftig repariert und modernisiert wurde, waren Sanierungsmaßnahmen dringend nötig. Sie wurden vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, dem Vorgänger von Horst Köhler, in Angriff genommen. Da das Haus nicht bewohnt und für repräsentative Zwecke nicht genutzt werden konnte, diente das Schloss Charlottenburg als Ausweichquartier für Staatsempfänge.

Helmut Caspar

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