Schlangestehen beim Präsidenten -
Zum Tag der offenen Tür kamen bei eisiger Kälte mehr als 10 000 Neugierige ins Schloß Bellevue



Geduld und warme Socken waren nötig, um das Warten vor dem Schloss Bellevue gut zu überstehen.



Berittene Beamte hatten vor dem Gitter die kilometerlange Schar Neugieriger gut im Blick. (Fotos: Caspar)

Bei eisiger Kälte warteten am 8. Januar 2006 über 10 000 Schaulustige vor dem Schloß Bellevue, um für eine kleine Weile in den Amtssitz des Bundespräsidenten eingelassen zu werden. Die ersten, seit fünf Uhr morgens wartenden Gäste wurden von Horst Köhler und seiner Frau Eva Luise höchstpersönlich durch die noch ein wenig nach frischer Farbe riechenden Räume des Ende des 18. Jahrhunderts für den preußischen Prinzen Ferdinand, einen jüngeren Bruder des „Alten Fritzen“, gebauten und danach immer wieder veränderten Palais geführt. Manches A und O gab es beim Anblick der festlich geschmückten klassizistischen Empfangsräume und der Salons. Einige Räume versprühen auch nach der Sanierung den Charme der fünfziger Jahre, als das im Krieg zerstörte Bellevue zum Präsidentensitz ausgebaut wurde.

Dankbar hatte Horst Köhler zu Beginn des Tags der offenen Tür den Schlüssel seines von Dach bis Keller für stattliche 24 Millionen Euro erneuerten Amtssitzes von Bauminister Wolfgang Tiefensee in Empfang genommen. Mit der kurzen Zeremonie endete eine schwierige Zeit der Provisorien, denn offizielle Termine wie Neujahrs- und Staatsempfänge konnte der Bundespräsident im Bellevue nicht wahrnehmen. Dazu diente die Orangerie des Schlosses Charlottenburg als Ausweichquartier. Nach der Inspektion der präsidialen Amtsräume schauten sich viele Besucher, von Sicherheitsleuten sorgfältig gecheckt und von Beamten der Bundespolizei hoch zu Roß beobachtet, auch im verschneiten Schloßgarten um, der zu den Perlen der Berliner Gartenkunst gehört, aus begreiflichen Gründen aber leider nicht öffentlich zugänglich ist. Wie aus dem Bundespräsidialamt zu hören ist, soll in einer demnächst erscheinenden Broschüre über die Sanierung des Schlosses Bellevue berichtet werden.

Helmut Caspar

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