Eldorado für Oldtimer-Fans -
Schloss Börnicke bei Bernau erwacht aus dem Dornröschenschlaf und bekommt neue Aufgaben


Schloss Börnicke bei Bernau soll Automobilmuseum werden.


Restaurierungsbedürftig sind die barocken Deckenmalereien im Schloss Börnicke. (Fotos: Caspar)

Wer sich zu brandenburgischen Schlössern hingezogen fühlt, ist bei der Tourismus Marketing Brandenburg an der richtigen Adresse. Sie bietet im Rahmen des Kulturlandsommers 2006 Schlösserfahrten in das Barnimer Land, die Prignitz, die Niederlausitz und in das Havelland an. Mit von der Partie sind Schloss und Gutspark Börnicke bei Bernau. Dem ehemaligen Landsitz der Berliner Bankiersfamilie Mendelssohn-Bartholdy wird ein Comeback als Automobilmuseum vorausgesagt. Allerdings bedarf das Herrenhaus innen und außen umfassender Erneuerung, und auch das Umfeld des ehemaligen Rittergutes muss noch in einen vorzeigbaren Zustand versetzt werden. Dennoch ist Uwe Hamann, der Vorsitzende des Fördervereins Schloss und Gutshof Börnicke e. V., davon überzeugt, dass die Sanierung der in DDR-Zeiten stark vernachlässigten Anlage gelingt und sich das im Besitz der Stadt Bernau befindliche Anwesen zu einem weit über die Region bekannten touristischen Anziehungspunkt entwickelt. „Davon können sich demnächst auch die Teilnehmer der Schlössertouren überzeugen. Die ersten Oldtimer werden noch in diesem Jahr im ehemaligen Pferdestall aufgestellt, dessen Sanierung mit Mitteln der Europäischen Union begonnen wurde“. Denkbar wäre, auf dem Gutsgelände private Sammlungsstücke und auch solche zu zeigen, die bisher im Depot des Deutschen Technikmuseums Berlin stehen, sagt Hamann und denkt nicht nur an Personenkraftwagen, sondern auch an ausgediente Motorräder und Fahrräder. Da sich das Thema allgemeiner Beliebtheit erfreut, besitze das Automuseum auch touristische Bedeutung für die Region nördlich von Berlin, weshalb das Projekt auch von der Stadt Bernau und Landkreis Barnim unterstützt wird.

Zum Glück hat das Schloss nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs allen Abrissversuchen standgehalten. Viele andere Herrenhäuser in Ostdeutschland wurden abgebrannt oder, wie ein zweiter Sitz der Familie Mendelssohn-Bartholdy ebenfalls in Börnicke, als Steinbruch für Neubauernhäuser benutzt. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde 1945 enteignet und in ein Volkseigenes Gut umgewandelt beziehungsweise an landlose Bauern aufgeteilt. Das Schloss mit dem auffälligen Aussichtsturm war sowjetisches Lazarett beziehungsweise Kommandantur und diente auch als Schulungsheim der SED. Von 1968 bis 1992 war hier eine Sonderschule für körperbehinderte Kinder und Jugendliche untergebracht.

Von der kostbaren Inneneinrichtung aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert ist kaum noch etwas vorhanden. Das Herrenhaus wurde in DDR-Zeiten regelrecht geplündert. Was nicht niet- und nagelfest war, wurde heraus gerissen. Kostbare Ausmalungen wurden überstrichen und Holzpaneele verfeuert. Zwischenwände entstellten die repräsentativen Säle. Türen und Fenster wurden zugemauert, und an anderer Stelle wurden Wände aufgebrochen.

In den nächsten Jahren soll das Schloss wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt und als interessantes Zeugnis der klassischen Moderne erlebbar gemacht werden. „Zum Glück sind die Dächer dicht, die Haustechnik ist intakt, und auch die Heizung ist in Ordnung“, sagt Uwe Hamann und erinnert an die Bedeutung des Herrenhauses für die Architekturgeschichte der späten Kaiserzeit. Beim Umbau um 1910 habe der Berliner Architekt und Designer Bruno Paul nicht alles verändert. Er ließ einige Säle in ihrem ursprünglichen Zustand. So kommt es, dass in einem der Repräsentationssäle Reste eines Deckengemäldes aus der Zeit nach 1739 und barocke Stuckaturen erhalten sind, allerdings stark restaurierungsbedürftig. Auf alten Fotos erkennt man kostbare Wandmalereien, Stuckaturen, großbürgerliches Mobiliar - und weltberühmte Gemälde, die Schlossbesitzer Paul von Mendelssohn-Bartholdy sammelte, als man die Maler kaum kannte. In Börnicke hingen unter anderem ein berühmtes Sonnenblumenbild von Vincent van Gogh und der „Junge mit der Pfeife“ von Pablo Picasso. Keines dieser über die ganze Welt verstreuten Bilder wird zurückkehren, bedauert Uwe Hamann, doch was sich im Schloss wiederherstellen lässt, werde rekonstruiert. Finanziert werden die Arbeiten durch Mittel der Europäischen Union, doch werden auch andere Geldgeber gesucht – und sind zum Teil auch schon gefunden. Weitere Informationen im Internet über Ausstellungen, ein Oldtimertreffen am 30. April 2006 und sommerliche Open-air-Konzerte unter www.schloss-boernicke.de oder telefonisch 03338/709342.

Helmut Caspar

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