Ausgeprägte Liebe zum Edelmetall -
Silberschätze der Hohenzollern werden demnächst im Oranienburger Schloss präsentiert



Das Oranienburger Schloss gehört zu den Liegenschaften der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, erbaut nach niederländischem Vorbild nach 1651 und seit 1999 als Schlossmuseum genutzt. Foto: (Helmut Caspar)

Die Sitte, Geldstücke in Gefäße einzulassen, kam schon in der Renaissance auf, als man sich der Kultur und Kunst der Antike erinnerte und begann, Münzen der Cäsaren und anderer antiker Herrscher zu sammeln. Viele Münzen, die sonst zum Zwecke der Herstellung neuer Geldstücke eingeschmolzen worden wären, haben auf diese Art und Weise überlebt, wenn auch nur als Zierde von Kannen, Pokalen und anderen Gefäßen. In Preußischem Museums- und Schlösserbesitz befindet sich eine stattliche Anzahl barocken Tafelgeschirrs mit und ohne Münzbesatz. Es wäre sicher noch viel mehr erhalten geblieben, hätte es im 18. und frühen 19. Jahrhundert nicht massive Einschmelzaktionen gegeben.

Die schönsten von Berliner und Augsburger Silberschmieden angefertigten Geschirre standen im Rittersaal des 1950 abgerissenen Berliner Schlosses. Das ehemals dort aufgetürmte Silberbuffet kann in einem eigens dafür hergerichteten Saal im Schloss Köpenick betrachtet werden, das von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Kunstgewerbemuseum genutzt wird. Das silbervergoldete Ensemble ist ein höchst bemerkenswertes Zeugnis für das Bestreben der Hohenzollern, in ihren Schlössern riesige Bestände an silbernen Geschirren, Tafelaufsätzen, Leuchtern, Spiegeln und selbstverständlich mit Münzen und Medaillen verzierte Humpen zur Schau zu stellen und damit auch Macht und Ansehen zu demonstrieren. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zeigt ab 2. Juni 2006 im Schloss Oranienburg Silberschätze aus hohenzollernschem Besitz. Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr.

Die neue Dauerausstellung findet in jenem Raum statt, der schon in der Barockzeit Verwahrstätte für Silberarbeiten war. Hier werden reich mit Kronen, Adlern und Monogrammen geschmückte Tafelaufsätze sowie mit zahlreichen Talern und Medaillen besetzte Münzkannen gezeigt, vor und nach 1700 zur Zierde herrschaftlicher Schränke und Tafeln angefertigt wurden. Eine inhaltliche Verbindung zu Oranienburg zieht ein schlanker Münzhumpen, der zu Ehren des Kurprinzen Karl Emil angefertigt wurde. Dessen Eltern, der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm und die aus den Niederlanden stammende Kurfürstin Luise Henriette, eine geborene Prinzessin von Oranien, feierten die Geburt des heiß ersehnten Thronfolgers im Jahr 1655 zusammen mit der Einweihung des Schlosses Oranienburg. Nach den Urkunden des frühen 18. Jahrhunderts stand die mit einem Stück Familiengeschichte verbundene Silberkanne im Tafelgemach König Friedrichs I. im Berliner Schloss. Dieser Monarch wurde nach dem überraschenden Tod seines zwei Jahre älteren Bruders im Jahr 1674 Kurprinz, bestieg 1688 nach dem Tod seines Vaters Friedrich Wilhelm den brandenburgischen Thron und setzte sich 1701 die preußische Königskrone aufs Haupt. Er war es auch, der zu Ehren seiner Mutter eine vergoldete Prunkinschrift an die Fassade des Oranienburger Schlosses anbringen ließ und damit daran erinnerte, dass Luise Henriette Namensgeberin der Stadt nördlich von Berlin ist.

Die Präsentation kunstvoll gestalteter Gefäße mit und ohne Münzbesatz in den königlichen Schlössern geschah nicht aus bloßem Bestreben, fremden Gesandten und die eigenen Untertanen mit kostbaren Gerätschaften häufig aus feuervergoldetem Silber, manchmal auch aus Gold zu beeindrucken. Die Gefäße waren Teil des Staatsschatzes und wurden in Not- und Kriegszeiten eingeschmolzen. Von dieser Möglichkeit, Rohstoffe für die Münzprägung zu gewinnen, haben Friedrich II., der Große (reg. 1740-1786), in den Schlesischen Kriegen und vor 200 Jahren Friedrich Wilhelm III. (reg. 1797-1840) während der napoleonischen Okkupation nach der preußischen Niederlage von Jena und Auerstedt 1806 ausgiebig Gebrauch gemacht, als die Parole „Gold gab ich für Eisen“ galt und sich auch die königliche Familie von dem nur ihr zustehenden goldenen Tafelgeschirr und anderen Preziosen trennte, um die harten Kontributionsforderungen der Franzosen und die Aufrüstung zu bezahlen. Gelegentlich hat man den reichen Putten- und Wappenschmuck von silbernen Sitzmöbeln und Spiegeln abgenommen und ihn ebenfalls zu Gunsten der Staatskasse eingeschmolzen. Dass das Silberbuffet aus dem Berliner Schloss dem Feuertod entging, ist der Intervention eines mutigen Beamten zu verdanken. Er konnte Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1809, als Preußen in einer tiefen Finanzkrise steckte, dazu bewegen, das Ensemble „aus historischen Gründen“ und im Gedenken an frühere Herrscher vor der Vernichtung zu bewahren.

Helmut Caspar

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