Hohenzollernsche Ahnengalerie -
Schlösserstiftung erwarb ein mit Talern geschmücktes Silberfass aus der Zeit des Soldatenkönigs



Schlösserdirektor Burkhardt Göres freut sich über die „Kleine Hohenzollernkanne“, die mit weiteren Silbersachen ab 2. Juni im Oranienburger Schloss ausgestellt wird. (Foto: Caspar)

Wenn der preußische König Friedrich Wilhelm I. seine Offiziere zum Tabakskollegium nach Königs Wusterhausen oder in eines seiner anderen Schlösser einlud, gab es Wildbret, Wein und Bier. Vor allem dem Ducksteiner Bier war der Monarch zugetan, und das wurde nicht aus irgendeinem Behälter gezapft, sondern aus eigens dafür vom Hofgoldschmied Johann Christian Lieberkühn geschaffenen und über und über mit Talern und Medaillen bedeckten Silberhumpen. Dergleichen ließ sich der sonst eigentlich als sparsam und ganz aufs Praktische orientierte Herrscher viel Geld kosten. Er besaß eine riesige, von seinen Vorfahren ererbte und dann systematisch ausgbaute Sammlung silberner Gerätschaften – Tafelaufsätze, Möbel, Kronleuchter, Spiegel und eben auch Kannen und Humpen. Der vor allem im Berliner Schloss als Zeugnis königlichen Reichtums zur Schau gestellte Silberschatz soll 20 Tonnen gewogen haben.

Viele Stücke wurden in Krisenszeiten eingeschmolzen, etwa um die Schlesischen Kriege finanzieren und um neue Münzen prägen zu können. Ein stattlicher Teil des preußischen Staatsvermögens aber hat alle Gefahren überstanden und kann sowohl im Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick als auch ab 2. Juni im Oranienburger Schloss besichtigt werden. Dort steht dann auch die neueste Erwerbung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg – eine 53 Zentimeter hohe und 10,8 Kilogramm schwere Münzkanne, aus der der Soldatenkönig bei seinen verqualmten Saufgelagen Bier zu zapfen pflegte.

Schlösserdirektor Burkhardt Göres freut sich, den Neuzugang in der historischen Silberkammer des Schlosses Oranienburg präsentieren zu können. Das Gefäß, das jetzt im Berliner Schloss Charlottenburg schon einmal vorgestellt wurde, sei nach dem Ende der Monarchie in hohenzollernschem Familienbesitz geblieben, dann aber nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA verkauft worden. Unlängst habe die Schlösserstiftung „diese Einzigartigkeit“ mit finanzieller Unterstützung durch die Kulturstiftung der Länder in der Bundesrepublik Deutschland und der in München ansässigen Ernst von Siemens Kunststiftung erwerben können, so Göres. Er sei den Sponsoren dankbar, „denn allein hätten wir diesen Kraftakt nicht geschafft.“ Zur Frage, was der Ankauf gekostet hat, hielt sich Stiftungschef Hartmut Dorgerloh bedeckt. Konkrete Summen würden in solchen Fällen nie genannt, aber der Preis sei „mit mehreren hunderttausend Euro angemessen und gerechtfertigt“. Immerhin sei der Humpen „Deutschlands schönstes Bierfass“.

In Deckel und Bauch des innen vergoldeten Gefäßes sind 193 Medaillen und Taler aus dem 16. bis frühen 18. Jahrhundert eingelassen, die jüngste Münze ist ein Taler von 1717. Goldschmied Lieberkühn hat diese Prägungen zwischen 1720 und 1733 quasi für eine hohenzollernsche Ahnengalerie verwendet. Die „Kleine Hohenzollern-Kanne“ bildete mit zwei weiteren Bierfässern ebenfalls mit Münzbesatz ein Ensemble, das bis zum Ende der Monarchie 1918 zusammen mit dem berühmten Silberbuffet im Rittersaal des Berliner Schlosses aufgestellt war. Während die neu erworbene „Kleine Hohenzollernkanne“ und eine „Kurfürstenkanne“ in Oranienburg gezeigt werden, kann das dritte Stück, die mit 734 Talern und Medaillen besetzte so genannte Große Hohenzollernkanne, im Schloss Königs Wusterhausen besichtigt werden, eben dort, wo der Soldatenkönig seine adligen Kumpanen feucht-fröhlich zu bewirten pflegte.

Helmut Caspar

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