Schoeler-Schlösschen ist gerettet!
Stiftung Denkmalschutz Berlin saniert Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert und richtet darin Bibliothek, Bildhauermuseum
und Café ein



Christina Rau freut sich, dass im Schoeler-Schlösschen viele Bücher ihres Mannes aufgestellt werden.



In den kommenden Jahren saniert die Stiftung Denklmalschutz Berlin das Schoeler-Schlösschen an der Wilmersdorfer Dorfaue. (Fotos: Caspar)

Berlin. Das Schoeler-Schlösschen an der Wilhelmsaue im Berliner Bezirk Wilmersdorf wird in den kommenden Jahren vom Dach bis zum Keller saniert und in eine Bibliothek, ein Bildhauermuseum und ein Café umgewandelt. Die Arbeiten werden von der Stiftung Denkmalschutz Berlin ausgeführt, die auch die Kosten von zunächst 600 000 Euro übernimmt. Ein Freundeskreis wird Betreiber des neuen Kulturstandortes. Am 13. Januar 2006 schloss die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Monika Thiemen, mit der Stiftung einen über 20 Jahre laufenden Vertrag ab, der auch im Grundbuch vermerkt ist. Damit ist die Zeit des Bangens und Wartens für das aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende und danach immer wieder umgebaute Landhaus beendet. Zuletzt war es Kindertagesstätte, stand aber nach einem Küchenbrand leer und drohte zu verfallen.

„Wir freuen uns, dass die Stiftung Denkmalschutz die Initiative zur Sanierung und denkmalgerechten Wiederherstellung ergriffen hat. Alle Berlinerinnen und Berliner sind eingeladen, sich einen Eindruck von den nun beginnenden Sanierungsarbeiten zu verschaffen. Dazu wird es Besichtigungen und Workshops geben“, sagte Thiemen bei der kleinen Zeremonie. Sie freue sich, dass Altbundespräsident Johannes Rau einen Teil seiner noch in Wuppertal befindlichen Bibliothek im Schoeler-Schlösschen aufstellen will. Dazu sagte Christina Rau, die Gattin des Altbundespräsidenten, die Bücher seien in dem Gebäude hervorragend aufgehoben und sollten von Wißbegierigen in einem noch einzurichtenden Lesesaal rege benutzt werden. Das sei auch der Wunsch ihres Mannes, der als ehemaliger Buchhändler und Verleger ein inniges Verhältnis zu Büchern hat.

Ergänzend zu den mehrere tausend Bänden sollen im Haus und vielleicht auch im Garten Plastiken des Berliner Bildhauers Waldemar Grzimek aufgestellt werden, der 1984 starb. Zusätzlich wird in dem Landhaus ein Café eingerichtet, in dem sich Besucher und Leser erholen können.

Der Nutzungsvertrag zwischen dem Bezirksamt und der Denkmalstiftung sieht ausdrücklich die Rückführung des für einen Seidenfabrikanten aus der Zeit Friedrichs des Großen gebauten Landsitzes mit einem Garten darum auf den Zustand der Erbauungszeit vor. Dazu erklärte der Geschäftsführer der Stiftung Denkmalschutz, Helmut Engel, das genaue Aussehen des Hauses an der alten Wilmersdorfer Dorfaue, die Raumfolgen, Bemalungen und andere Details müssten im Laufe dieses Jahres durch gründliche Bauforschung in Verbindung mit Archivstudien geklärt werden. Von den Ergebnissen hänge die Art und Weise ab, wie das Haus „bespielt“ wird, aber auch wie lange die denkmalpflegerischen Arbeiten dauern und was sie am Ende kosten werden. Fest stehe schon jetzt, dass das barocke Mansarddach rekonstruiert wird. Mit dem Rückbau des nach einem berühmten Augenarzt an der Charité, Professor Schoele, benannten Anwesens auf den Zustand des 18. Jahrhunderts würden Wilmersdorf, aber auch ganz Berlin eines der seltenen Beispiele für bürgerliche Wohnkultur zurückgewinnen, von denen es nicht mehr viele in der Stadt gibt.

Helmut Caspar

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