Von Giftstoffen und Glaskröselputz befreit -
Schloss Schönhausen im Bezirk Pankow wird bis 2009 von Dach bis Keller saniert


Das Schloss Schönhausen im Bezirk Pankow wird umfassend saniert und steht ab 2009 den Besuchern offen.


Die Innenräume bieten sich weitgehend in der Fassung des 18. Jahrhunderts dar.


Der Festsaal und andere Schlossräume wurden von den gleichen Künstlern gestaltet, die auch in Sanssouci und an anderen Orten für Friedrich den Großen tätig waren. (Fotos: Caspar)

Experten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg haben in den vergangenen Monaten das ehemalige königliche Schloss Schönhausen im Bezirk Pankow von Dach bis Keller untersucht und können jetzt mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten beginnen. Die Prüfungen waren notwendig, um Umfang und Zielrichtung der Maßnahmen ermessen zu können, die 2009 abgeschlossen werden sollen. Bei der Übernahme des Schlosses aus der Verfügung des Landes Berlin zeigte sich im vergangenen Jahr, dass vor allem der aus dem 18. Jahrhundert stammende Dachstuhl sowie Teile des Deckengebälks in DDR-Zeiten durch Imprägnierung mit Holzschutzmitteln kontaminiert wurden. Das Insektengift sei weder den Besuchern noch dem Führungspersonal zuzumuten, sagt der mit der Sanierung beauftragte Architekt Ayhan Ayrilmaz. Während das Innere weitgehend authentisch erhalten ist, müsse die Fassade von ihrem grauen Glaskröselputz aus DDR-Zeiten befreit werden und erhalte die Fassung des 18. Jahrhunderts zurück. „Der Zustand des nach Gründung der DDR als Amtssitz des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck und danach als Regierungsgästehaus genutzten Rokoko-Gebäudes ist gut. Wir werden die kontaminierten Partien ausbauen oder wenigstens so abschirmen, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht“.

Ohne Zweifel sei das weitgehend noch im Originalzustand befindliche Gebäude ein Glanzlicht preußischer Schlossbaukunst, sagt Stiftungschef Hartmut Dorgerloh. Die Sanierungsarbeiten würden auf rund 8,6 Millionen Euro geschätzt. Er freue sich, dass 2005 der großen Familie der preußischen Königsschlösser ein neues, allerdings schon über 300 Jahre altes „Kind“ hinzugefügt werden konnte. Mit der Übertragung der repräsentativen Liegenschaft im Norden Berlins sei eine von der Stiftung immer als schmerzlich empfundene Lücke geschlossen worden. Schönhausen werde als Museumsschloss sicher ein interessanter neuer Anziehungspunkt werden.

Dorgerloh weist darauf hin, dass sich das Schloss im 18. Jahrhundert aus einem eher bescheidenen Herrenhaus der Grafen von Dohna in eine prächtige Residenz der Königin Elisabeth Christine entwickelt hat, die hier, von ihrem Gemahl Friedrich II. getrennt, mit ihrem Hofstaat gelebt hat. Die Baugeschichte des Hauses soll später, wenn es für die Öffentlichkeit zugänglich ist, in einer Ausstellung dokumentiert werden. „Wir blicken dabei nicht nur auf das 18. Jahrhundert zurück, sondern wollen auch die neueren Zeitschichten, etwa die Nutzung des Hauses nach 1936 als Depot der NS-Reichskunstkammer und in der DDR-Zeit als Sitz des Staatspräsidenten Wilhelm Pieck sichtbar machen. So können unsere Besucher Appartements hoher Staatsgäste kennenlernen, die hier auf Einladung der DDR-Regierung logiert haben“, kündigte Dorgerloh an.

Auf einem jüngst vor dem Schloss Schönhausen enthüllten Bauschild ist unter anderem die Berliner Cornelsen Kulturstiftung als Sponsor vermerkt. In den vergangenen Jahren hatte die Verlegerin Ruth Cornelsen bereits mehrere Bau- und Restaurierungsvorhaben der Preußischen Schlösserstiftung mit namhaften Beträgen unterstützt. Für Schönhausen stellt sie die Summe von einer Million Euro zur Verfügung. „Ein solches Denkmal muss erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Schloss Schönhausen ist nicht nur ein Schmuckstück für Berlin, sondern ein Denkmal von kulturhistorischer Bedeutung“, sagt die Geschäftsführerin der Cornelsen Verlagsholding. „Nur unter der Ägide der Schlösserstiftung sei eine Instandsetzung und Restaurierung möglich, die der Bedeutung des Denkmals gerecht wird und die sachgerechte Nutzung sichert.

Kleine Schlosschronik

1662 fällt die Lehnsherrschaft Niederschönhausen an die Grafen von Dohna, Bau eines „Petit palais“ nach holländischem Muster und Anlage eines Barockgartens.

1691 kauft der brandenburgische Kurfürst Friedrich III., ab 1701 König Friedrich I. in Preußen, den Besitz und lässt das Schloss barock umbauen.

1704 erhält der Architekt Eosander von Göthe den Auftrag, das Schloss in eine repräsentative Dreiflügelanlage umzugestalten.

1740 schenkt Friedrich II., der Große, den Besitz seiner Gemahlin Elisabeth Christine, die hier bis zu ihrem Tod 1797 wohnt.

1763/4 wird das im Siebenjährigen Krieg geplünderte und verwüstete Schloss von Johann Boumann d. Ä. umgebaut und erweitert.

1828-1831 verwandelt Peter Joseph Lenné den Rokoko-Garten in einen englischen Landschaftspark. Da das Schloss nur noch gelegentlich von Mitgliedern des Königshauses genutzt wird, ist es langsam dem Verfall preisgegeben.

1920 geht der Besitz an den preußischen Staat über.

1935/36 wird das Gebäude von der Preußischen Schlösserverwaltung nach dem Zustand von 1764 rekonstruiert und von der NS-Reichskammer der bildenden Künstler als Depot für so genannte entartete Kunst genutzt.

1949 wird das Schloss Amtssitz des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck und erhält später im Park ergänzende Bauten.

1965 Umgestaltung des Schlosses in ein Regierungsgästehaus

1983 wird die Fassade mit einem grauen Glaskröselputz überzogen.

1990 tagt im Schloss und angrenzenden Gebäuden der Runde Tisch der DDR. Bei den hier veranstalteten Zwei-plus-Vier-Gesprächen wird der Weg zur deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober geebnet.

2005 überträgt das Land Berlin das Anwesen an die Preußische Schlösserstiftung.

2006 Beginn umfassender Sanierungsarbeiten.

Helmut Caspar

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