Schätze jenseits der Oder -
Freundeskreis stellt zwei bedeutende Schlösser
in der Neumark vor



Auf Kirche und Schloss Tamsel (Dabroszyn) macht eine neue Publikation eines engagierten Freundeskeises neugierig. (Foto: Volkmar Billeb)

Im Land Brandenburg gibt es mindestens 350 Schlösser, Burgen und Herrenhäuser. Viele sind gut in Schuss, und ihre Besitzer können sich über mangelnde Aufmerksamkeit nicht beklagen. Einige Bauten samt umgebenden Parks hingegen stehen vor dem Ruin. Fehlendes Geld und oft auch mangelndes Interesse sind Gründe, warum wertvolles Kulturerbe verkommt.

Um die intakten Anlagen und mehr noch die Pflegefälle kümmert sich der in der Deutschen Gesellschaft e. V. angesiedelte Freundeskreis Schlösser und Gärten in der Mark. Durch Benefizkonzerte, den Verkauf von Publikationen über ehemalige Adelssitze und andere Aktivitäten nimmt die 1990 gegründete Interessengemeinschaft mit über 300 Mitgliedern einiges Geld ein – und gibt es sofort wieder für die Rettung gefährdeter Bauwerke und weitere Veröffentlichungen aus. Rund 80 dieser durchweg schwarz-weiß und daher auch sehr edel illustrierten Schlösserhefte liegen bereits vor. Die neuesten Ausgaben sind in deutscher und polnischer Sprache erschienen. Sie richten den Blick auf bauliche Schätze in der Neumark. Das ist jene jene ehemals zu Brandenburg-Preußen gehörende Region östlich der Oder, die seit dem Potsdamer Abkommen von 1945 polnisch ist, ihre deutschen Wurzeln aber nicht verleugnet.

Vorsitzende des Freundeskreises ist die Kunsthistorikerin Sibylle Badstübner-Gröger. Sie stellte unlängst (8.3.06) in Berlin die von Markus Jager verfassten Hefte über Schloss und Kirche in Tamsel (Dabroszyn) beziehungsweise von Dirk Schumann über das Johanniterschloss Sonnenburg (Slonsk) vor. Beide historisch und künstlerisch bedeutsame Bauten befinden sich in der Umgebung der ehemaligen Festungsstadt Küstrin (Kostrzyn), die Ende des Zweiten Weltkriegs in Schutt und Asche fiel. Der eng auch mit der Hohenzollernschen Herrschergeschichte verbundene Musenhof zu Tamsel, der vieles mit dem Schloss in Rheinsberg gemeinsam hat, wurde ausführlich von Theodor Fontane in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beschrieben. Haus und Park haben die Kämpfe der letzten Kriegswochen überlebt. Umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen werden mit dem Ziel durchgeführt, das Schloss unter anderem für gemeinsame deutsch-polnische Veranstaltungen der Euroregion zu nutzen.

Markus Jagers sachkundige Darlegungen machen Lust, sich den historischen Ort jenseits der Oder anzuschauen. Das gilt auch für Sonnenburg, dessen ehemals prächtig ausgestaltetes Johanniterschloss leider nur als Ruine erhalten ist, während die benachbarte Kirche restauriert ist und besichtigt werden kann. „Beide Publikationen ergänzen die derzeit im Potsdamer Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte laufende Ausstellung über die wechselvolle Historie der Neumark. Weitere zweisprachige Publikationen dieser Art mit vielen unbekannten Bilddokumenten sind geplant. Sie finden bei unseren polnischen Partnern großes Interesse und machen uns Mut, über unser eigentliches Tätigkeitsfeld, die Mark Brandenburg, hinaus zu blicken“, kommentiert die Leiterin des Freundeskreises das ehrgeizige Vorhaben.

Viele der seit den frühen neunziger Jahren erschienenen Broschüren über die märkische Schlösserlandschaft gibt es bereits in zweiter oder dritter aktualisierter Auflage. Verfasst von Architektur- und Kunsthistorikern, aber auch von Denkmalpflegern und Heimatforschern, bilden sie eine wichtige Grundlagen für Sanierungs- und Erschließungsmaßnahmen. Der Bogen reicht von Neuhausen, Meyenburg und Boitzenburg, Neuhardenberg, Radensleben, Schwedt, Prötzel und Steinhöfel über Nennhausen, Belzig, Wiesenburg, Rabenstein bis nach Martinskirchen, Altdöbern und Großkmelen im Süden des Landes Brandenburg.

Die Hefte kosten je nach Art vier bis sechs Euro und können in der Geschäftsstelle des Freundeskreises im Jean-Monnet-Haus, Bundesallee 22, 100717 Berlin, Tel. 030/88412255 bestellt werden. Außerdem werden sie in Heimatmuseen, Kirchen, ausgewählten Buchhandlungen und im Potsdamer Kutschstall, dem Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte, angeboten. Weitere Informationen über Aktivitäten des Freundeskreises Schlösser und Gärten der Mark im Internet unter der Adresse www.deutsche-gesellschaft-ev.de (Stichwort Kulturelles Erbe).

Helmut Caspar

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