Heilige Elisabeth ganz aus Silber -
Neue Zehn-Euro-Münze erscheint 2007 zur Erinnerung an die mildtätige Landgräfin von Thüringen



Barbara G. Ruppel siegte im Wettbewerb um die neue Zehn-Euro-Münze „800. Geburtstag Elisabeth von Thüringen“.



Die Heilige Elisabeth auf einem Guldengroschen, den Landgraf Wilhelm II. von Hessen 1502 zur Erinnerung an die Landespatronin schlagen ließ. (Fotos: BMF/Caspar)

Zum 700. Geburtstag der aus ungarischem Königsgeschlecht stammenden Landgräfin Elisabeth von Thüringen, die 1231 starb und bereits 1236 heilig gesprochen wurde, gibt die Bundesrepublik Deutschland 2007 eine silberne Zehn-Euro-Münze heraus, die in der Staatlichen Münze Berlin, kenntlich am Buchstaben A, in hoher Auflage geprägt wird. Aus einem künstlerischen Wettbewerb ging Barbara G. Ruppel (Krailing) aus Siegerin hervor. Sie stellt die schon zu ihren Lebzeigen wegen ihres Engagements für Arme und Aussätzige verehrte Gemahlin des 1227 auf einem Kreuzzug verstorbenen Landgrafen Ludwig IV. stehend in einem Vierpass dar. Die Haltung der Landgräfin im langen, faltenreichen Gewand und leicht geneigtem Kopf ähnelt mittelalterlichen Frauenfiguren, wie man sie in vielen Kirchen findet.

Elisabeth hatte sich unter dem Einfluss des Kreuzzugspredigers und späteren Ketzerverfolgers Konrad von Marburg zur radikalen Nachfolge Christi und damit zur Buße, Selbsterniedrigung, Armut und Hinwendung zu den Armen verpflichtet. Nach dem Kreuzfahrertod ihres Mannes musste sie die Wartburg bei Eisenach verlassen, wurde von ihren Schwägern aber reichlich abgefunden. Dieses Geld und den Erlös vom Verkauf ihres Schmuckes nutzte die junge Witwe, die sich ganz von ihrer Familie und der Welt losgesagt hatte, um in Marburg ein Hospital zu errichten, wo sie als einfache Schwester bis zu ihrem frühen Tod mit nur 24 Jahren niedrigste Arbeiten verrichtet und Kranken und Sterbenden half.

Symbolisch für Elisabeths segensreiche Tätigkeit sind die auf der Bildseite der Silbermünze dargestellten Gebäude, unter denen man rechts die Marburger Elisabethkirche erkennt, sowie zwei Menschen, denen Nahrung und Trost gespendet wird. Dass es sich um eine hochadlige Frau handelt, wird durch die kleine Krone über dem Kopf der ganz der Arbeit an ihren Nächsten verpflichteten Frau angedeutet. Von der Jury wurde der gotisch anmutende Adler auf der Wertseite als sehr gut ausgearbeitet gelobt. Die Unzialschrift und der Vierpass auf beiden Seiten verbinde Bild- und Wertseite in hervorragender Weise miteinander, heißt es in der Stellungnahme.

Auch anderen Teilnehmern des Wettbewerbs für die neue Silbermünze gelangen eindrucksvolle Darstellungen. So schildert Doris Waschk-Balz (Hamburg, 2. Platz), wie die durch einen Nimbus als Heilige gekennzeichnete Elisabeth einer Kranken beisteht, während im Hintergrund die Elisabethkirche erscheint, in der die Frühverstorbene 1231 beigesetzt wurde. Bruno Karbacher (Bayrisch Gmain, 3. Preis) lehnt sich an Figurenfenster im Ostchor der Elisabethkirche an, das Elisabeth als Krankenpflegerin darstellt.

Die 1207 in Ungarn geborene Elisabeth und schon 1221 mit Ludwig IV. vermählte Landgräfin von Thüringen wurde am 1. Mai 1236 in Marburg in Anwesenheit Kaiser Friedrichs II. und weiterer Großer des Reiches sowie einer riesigen Menschenmenge heilig gesprochen. Ihren Leichnam hat man in einem kostbaren Schrein beigesetzt, der sich noch heute in der Marburger Elisabethkirche befindet. Elisabeths Kopf bewahrte man in einem besonderen Reliquiar auf, das allerdings 1631, mitten im Dreißigjährigen Krieg, von den Schweden geraubt wurde und sich in Stockholm befindet.

Noch zu Lebzeiten, viel mehr aber nach ihrem Tod wurde Elisabeth verehrt; Legenden bildeten sich um ihre Tätigkeit, und man hat ihre Vita genau beschrieben. Die Elisabethkirche in Marburg entwickelte sich zu einem Wallfahrtsort, und auch außerhalb des Römisch-deutschen Reiches wurden ihr gewidmete Kirchen errichtet. Die Verehrung der Heiligen Elisabeth, zu deren Grab Kaiser Karl IV. 1357 pilgerte, endete im frühen 16. Jahrhundert mit der Reformation, der sich die hessischen Landgrafen anschlossen. Damit verblasste aber nicht die Erinnerung an die Landesmutter und Schutzpatronin, deren Legende 1854/5 durch Moritz von Schwind auf Wandbildern in der Elisabethgalerie der Wartburg romantisch ausgemalt wurde. Erwähnt sei ein damals noch Guldengroschen genannter Taler, den 1502 Landgraf Wilhelm II. von Hessen mit der Darstellung der Heiligen schlagen ließ. Abgebildet ist die Landespatronin mit einem ihrer Attribute, dem Modell der zu Hessen gehörenden Marburger Elisabethkirche.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"