Bundespräsident an der Spindelpresse -
Horst Köhler erhielt in der Staatlichen Münze Berlin eine Medaille mit seinem Bildnis


Eine gute Figur machte der Bundespräsident, als er an einer alten Spindelpresse eine Medaille mit der Ansicht der Berliner Münze prägte. (Foto: Caspar)

In der Barockzeit und im 19. Jahrhundert war es Brauch, dass Fürstlichkeiten und andere Respektspersonen eigene oder fremde Münzstätten besuchten, um zu sehen, ob dort alles mit rechten Dingen zugeht. Diese Sorge mussten Bundespräsident Horst Köhler und seine Frau Eva-Luise nicht haben, als sie am 12. dezember 2006 der Staatlichen Münze Berlin einen Besuch abstatteten. Denn in dem Traditionsbetrieb werden sowohl die fertig geprägten als auch die missratenen Geldstücke genauestens registriert und abgerechtet. Nichts geht hier verloren, versicherte Münzstättendirektor Andreas Schikora seinem Gast. Die Visite im Rahmen eines Besuchs im Berliner Bezirk Reinickendorf war die erste, die je ein Bundespräsident in einer deutschen Münzstätte gemacht hat. Begleitet von der Bezirksbürgermeisterin Marlis Wanjura, zeigte Köhler sichtliches Interesse an den komplizierten Produktionsabläufen in den einzelnen Prägesälen, wo bei leichtem Scheppern ein ununterbrochener Geldstrom in die Blechkästen fließt. Der Präsident erfuhr von einigen der rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass es sich in der ehemaligen Glasfabrik in Reinickendorf, die vor einem Jahr in eine Münzstätte umgebaut wurde, besser arbeitet als in dem ungemütlichen Altbau am Molkenmarkt in Berlin-Mitte, wo es unnötig lange Wege gab und auch nicht so geräuscharm gearbeitet wurde wie in den schallschluckenden, hell erleuchteten Prägesälen am neuen Standort. Neu für Köhler dürfte gewesen sein, dass sich die Berliner Münze Ende der 1990er Jahre maschinell „aufgerüstet“ hat, als die Prägung der Euro- und Centstücke vorbereitet wurde. Und mit Respekt nahm er zur Kenntnis, dass die Staatliche Münze Berlin einer der wenigen Landesbetriebe ist, die ohne Zuschüsse auskommen, vielmehr noch einiges dem Finanzsenator zurück geben können.

Horst Köhler ließ sich die Funktionsweise der Prägemaschinen erklären, die in einer Schicht bis zu vier Millionen Euro- und Centmünzen ausspucken. Und er erfuhr, dass ein gewöhnlicher Stempel nach 60 000 bis 300 000 „Hüben“ ausgewechselt werden muss, weil sich die Gravur abgenutzt hat. Diese Stempel werden unbrauchbar gemacht und eingeschmolzen.

Zu Beginn seines Besuchs betätigte sich Köhler, vom Leiter des Werkzeugbaus Olaf Trepke kurz eingewiesen, als „Münzmeister“ an einer alten Spindelpresse und erhielt als Andenken die mit kühnem Schwung selbst geprägte Medaille mit der Ansicht der Berliner Münze an der Ollenhauerstraße in Reinickendorf. Sichtlich gerührt nahm der Bundespräsident zum Abschied eine Silbermedaille mit seinem Konterfei in Empfang. Auf der nächsten internationalen Münzenmesse World Wide Money Fair in Berlin Anfang Februar 2007 soll ein zweites Exemplar für gemeinnützige Zwecke versteigert werden. Auf die Frage, ob er denn Münzensammler sei, antwortete der Gast, eigentlich nicht, er hebe solche Geldstücke aber gern auf. Künftig werde er sich die Münzen in seiner Geldbörse genauer anschauen, dann nun habe er gelernt, wie unser Hartgeld und auch Medaillen entstehen und welche Arbeitsleistung hinter ihnen steckt.

Helmut Caspar

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