Lübecker Altstadt ganz aus Gold -
2007 ehrt neue Hundert-Euro-Münze Stück Weltkulturerbestadt im Norden



Bodo Broschats Entwurf für das neue Goldstück mit Lübecker Gebäude erhielt den ersten Preis. (Foto: BMF)



Auf dem Lübecker Taler von 1627 ist Johannes der Täufer mit dem Lamm Gottes abgebildet. (Foto: Caspar)

Im Rahmen ihrer Serie von Goldmünzen mit Bildern aus Altstädten, die wegen ihres besonders wertvollen Bestandes an historischen Bauwerken auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes stehen, bringt die Bundesrepublik Deutschland 2007 ein Hundert-Euro-Stück mit Lübecker Gebäudeansichten heraus. Aus einem künstlerischen Wettbewerb ging der Berliner Münz- und Medaillendesigner Bodo Broschat als Sieger hervor. Ihm sei es in hervorragender Weise gelungen, auf der Bildseite das Thema UNESCO-Welterbe-Hansestadt Lübeck in seiner Ganzheit gestalterisch umzusetzen, stellte die Jury fest. „Die Darstellung zeigt sowohl die Stadtsilhouette mit den charakteristischen sieben Türmen als auch die feingliedrige städtebauliche Struktur der Bürgerhäuser“. Das sonst solitär, also vereinzelt stehend, bekannte Holstentor sei gut in das Gesamtensemble eingebunden. In der Bildkomposition sei das Verhältnis von Stadtdarstellung und Schrift mit seiner klaren Trennung ausgewogen, und auf der Wertseite sei der Adler beeindruckend herausgearbeitet. Über die klare und eindeutige Positionierung der Schrift entstehe eine sehr gute Korrespondenz zwischen Bild- und Wertseite.

Andere Münzentwürfe präsentieren ebenfalls originell aufgefasste Gebäudeansichten in Verbindung mit einem mittelalterlichen Siegel mit einer Hansekogge darauf. Es gibt aber auch eine Vogelschau auf die Lübecker Altstadt, die es allerdings nicht auf das numismatische Siegerpodest geschafft hat. Allerdings ist noch nicht klar, ob der erste Preis realisiert wird, denn es kam in der Geschichte der bundesdeutschen Münzen vor, dass zweit- oder drittplatzierte Modelle am Ende zu Hartgeld gemacht wurden.

Die neue Lübecker Goldmünze tritt an die Seite eines in unseren Geldbörsen klappernden Zwei-Euro-Stücks mit der Jahreszahl 2006, das in riesiger Auflage in allen fünf deutschen Münzstätten geprägt wurde und, von dem Berliner Münzdesigner Heinz Hoyer gestaltet, das Lübecker Holstentor präsentiert. So tritt der kuriose Fall ein, das binnen eines Jahres zwei unterschiedliche deutsche Geldstücke ein und derselben Stadt, nämlich Lübeck, gewidmet sind und zudem auch noch das gleiche Motiv, nämlich das Holstentor, präsentieren, im Fall der Goldmünze allerdings in Verbindung mit weiteren hochkarätigen Bauwerken der alten Hansestadt.

Lübeck kann auf eine ins hohe Mittelalter zurückreichende Münzgeschichte blicken. Hier wurden schon Goldmünzen nach Florentiner Vorbild geprägt, als sich anderenorts im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation die Münzwirtschaft erst zu entwickeln begann. Bis ins 18. Jahrhundert hat man in der ehrwürdigen Hansestadt, die im Dezember 1987 auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde und aus mehr als eintausend historischen Gebäuden von hoher kunst- und kulturhistorischer Bedeutung besteht und im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, eine umfangreiche Münzprägung betrieben, die sich in zahllosen Gold- und Silberstücken manifestiert. Bei Sammlern beliebt sind die über eine lange Zeit fast unverändert hergestellten Taler, auf denen Johannes der Täufer als Schutzpatron mit dem Lamm Gottes über dem zweigeteilten Stadtwappen abgebildet ist. Dass Lübeck den Status einer Freien Reichsstadt besaß und nur dem Kaiser verantwortlich und untertan war, wird auf diesen Münzen durch die Abbildung des doppelköpfigen Reichsadlers sowie den Namen und Titel des jeweiligen Reichsoberhaupts manifestiert. Nach der Reichseinigung von 1871 konnte die Hansestadt Lübeck neben ihren Schwestern Hamburg und Bremen ihren Sonderstatus dadurch bekunden, dass sie Reichsmünzen mit ihrem traditionsträchtigen Symbol, dem doppelköpfigen Adler mit dem Schild auf der Brust, prägen ließ. Dies geschah allerdings in relativ kleinen Auflagen zwischen sechs- und fünfundzwanzigtausend Exemplaren, was ihren nicht ganz kleinen Preis erklärt.

Helmut Caspar

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