Mit Clio und Moneta -
Münztechnik-Medaillen in der Staatlichen Münze Berlin ausgestellt



Aus der späten römischen Republik stammt der Denar des Titus Carisius mit dem Kopf der Juno Moneta und Werkzeugen zur manuellen Münzprägung.



Der Berliner Bär betätigt sich auf einer Medaille zur Siebenhundertfünfzigjahrfeier der Stadt 1987 als Münzarbeiter. (Fotos: Caspar)

Die Staatliche Münze Berlin zeigt vom 16. November 2006 bis zum 30. März 2007 in einer neuen Ausstellung etwa 200 Münzen und Medaillen mit münztechnischen Darstellungen. Die Exponate stammen aus der Sammlung von Richard Peterhänsel in Plauen, der sich seit vielen Jahren mit diesem Thematik befaßt und eine Auswahl zuvor in der Alten Münze in Stolberg (Harz) präsentiert hat. Die Berliner Ausstellung beginnt bei Denaren der späten römischen Republik und endet mit modernen Arbeiten, auf denen die traditionelle Hammerprägung sowie verschiedene in der Neuzeit für die Fertigung von Geldstücken und Medaillen verwendete Geräte und Maschinen abgebildet sind.

Prunkstücke sind Medaillen aus der Barockzeit mit verspielten Allegorien auf die hohe Kunst der Münz- und Medaillenprägung, verbunden mit frommen und ermunternden Inschriften, die den Fleiß derer feiern, welche in diesem Gewerbe mit über 2600jähriger Geschichte tätig sind. Anlässe zur Herausgabe solcher Medaillen, auf denen bisweilen die antiken Göttinnen Clio (zuständig für die Geschichtsschreibung) und Moneta (für die Münzprägung) erscheinen, waren und sind Jubiläen von Münzstätten sowie der Besuch hochgestellter Personen in Geldfabriken, aber auch numismatische Kongresse und die Ehrung prominenter Münzforscher. Beliebt waren und sind auf den Münztechnik-Medaillen Bilder von Arbeitern bei der Hammerprägung am Amboss sowie die Darstellung von Spindelpressen, die im 17. Jahrhundert die Prägeanstalten eroberten und bis in das 19. Jahrhundert hinein die wichtigsten Apparate zur Herstellung hochwertiger Münzen wie Taler und Dukaten sowie von Medaillen mit hohem Relief waren. Spindelpressen, auch Balanciers oder Anwurf genannt, sind auch heute in der metallverarbeitenden Industrie und bei der Schmuckfertigung anzutreffen, und auch in der Berliner Münze kann man als Besucher solche Geräte zu besonderen Anlässen betätigen und sich dort mit Unterstützung durch eine Fachkraft eine Erinnerungsmedaille selber prägen.

Für die Dokumentation technischer Vorgänge und Gerätschaften einschließlich von Münzen und Medaillen ist wie die Alte Münze in Stolberg auch das in einer ehemaligen Glasfabrik untergebrachte Museum der Berliner Münze bestens geeignet. Die Prägeanstalt, deren Ursprünge in das späte 13. Jahrhundert zurück gehen, stellt ein Fünftel der deutschen Hartgeldproduktion her, kenntlich an dem ihr 1750 vom preußischen König Friedrich II., dem Großen, verordneten Münzbuchstaben A. Die Berliner Münze zog Anfang 2006 aus ihrem alten Gebäude am Molkenmarkt in der Mitte der Hauptstadt an die Peripherie, wo sie im Gegensatz zu ihrem bisherigen Standort weitaus bessere Arbeitsbedingungen vorfindet. Dieser Umzug setzte die Geldfabrik auch in den Stand, in der gläsernen Eingangspyramide an der Ollenhauerstraße im Bezirk Reinickendorf auf drei Etagen und in weiteren Räumen ein Münzmuseum einzurichten. Hier werden neben der Dauerausstellung zur Geschichte der Berliner Münze auch Sonderausstellungen gezeigt. Die erste widmete sich dem Thema „Geldkunst und Kunstgeld“ und schilderte den Werdegang der seit 1952 geprägten bundesdeutschen Gedenkmünzen sowie der DDR-Gedenkmünzen, die ab 1966 herausgebracht wurden. In einer zweiten Ausstellung wurden anläßlich der Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2006 Münzen und Medaillen mit Fußball-Motiven gezeigt. Dieser Schau schließt sich nun die Dokumentation von Münzen und Medaillen mit münztechnischen Darstellungen an. Die neue Ausstellung wird begleitet durch einen illustrierten Katalog, in dem alle Stücke beschrieben und abgebildet sowie historisch eingeordnet sind. Das Besucherzentrum der Staatlichen Münze, in dem anhand von Münzen, Medaillen und Modellen sowie Stempeln, Gravierwerkzeugen, historischen Prägemaschinen und Illustrationen über die Geschichte dieser 1280 erstmals urkundlich erwähnten Geldfabrik berichtet wird, ist Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr geöffnet; Betriebsführungen können unter der Telefonnummer 030/23140638 in der Staatlichen Münze, Ollenhauerstraße 97, 13403 Berlin-Reinickendorf gebucht werden.

Helmut Caspar

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