Was wird aus Schadows Münzerfries? -
Staatliche Münze Berlin möchte kostbare Bildhauerarbeit der Öffentlichkeit zugänglich machen


Im Vorgarten der Staatlichen Münze Berlin werden neuerdings tonnenschwere Prägemaschinen aus dem frühen 20. Jahrhundert gezeigt. (Foto: Caspar)

Beim Anblick von Johann Gottfried Schadows Quadriga auf dem Brandenburger Tor wird kaum jemand wissen, dass ein vom gleichen Meister geschaffenes Bildwerk in den Katakomben des Berliner Kreuzbergdenkmals ein unwürdiges Dasein fristet. Unlängst wurde am Rande einer Ausstellungseröffnung zum Thema "Münztechnik" (siehe mt Heft 12/2006, S. 22) in der Staatlichen Münze Berlin bekannt, dass der Betrieb im Rahmen seiner Verlagerung von der Mitte der Hauptstadt in den Bezirk Reinickendorf beabsichtigt hatte, die kostbare Bildhauerarbeit aus der Zeit um 1800 unter ihre Fittiche zu nehmen und öffentlich auszustellen.

Der klassizistische Bilderfries, für dessen öffentliche Präsentation sich kaum jemand in der Hauptstadt kümmert, zeigt Darstellungen aus dem Münzwesen und der Metallverarbeitung und schmückte ursprünglich die so genannte Neue Münze auf dem Friedrichswerder, nicht weit vom Berliner Stadtschloss entfernt. Das aus mehreren Sandsteinplatten bestehende, etwa 90 Zentimeter hohe und 36 Meter lange Relief, das auch auf verschiedenen Medaillen dargestellt ist, "schmort" seit vielen Jahren kaum zugänglich in den Katakomben, auf denen sich das 1821 eingeweihte Kreuzbergdenkmal im Kreuzberger Viktoriapark erhebt. Die im Jahr 1800 eröffnete klassizistische Prägeanstalt am Werderschen Markt, die anfangs das auch preußische Bau- und das Bergdepartement beherbergte, wurde 1886 abgerissen. Zuvor hatte man den Gilly-Schadow-Fries ausgebaut und in die Fassade des Neubaus der Königlichen Münze an der Unterwasserstraße ebenfalls in Schlossnähe eingefügt. "Der Zustand des von Staub bedeckten, kaum beleuchteten Bildwerks unterhalb des Kreuzbergdenkmals ist beklagenswert", findet Münzstättendirektor Andreas Schikora. Er will auch nach dem Umzug der Münze Verbündete suchen, um die ins Abseits gedrängte, lediglich dann und wann Besuchern des riesigen Gewölbes unter dem Kreuzbergdenkmal bei trübem Licht vorgeführten Platten wieder ans Tageslicht zu holen, sie reinigen zu lassen und öffentlich auszustellen. Laut Schikora muss allerdings zunächst die wirtschaftliche Seite dieses Projekts geklärt werden.

Eine Kopie des Gilly-Schadow-Frieses ist an der Fassade der Münzanstalt am Molkenmarkt im Bezirk Mitte angebracht, Beschreibungen dieses Bildwerks und dazu gehörende Medaillenabbildungen finden sich im Katalog der bis Sommer 2007 laufenden Ausstellung in der Staatlichen Münze Berlin „Münztechnik auf Münzen und Medaillen“. Zu ihr passt die Präsentation von zwei mächtigen Prägemaschinen, die die Geldfabrik in ihrem Vorgarten an der Ollenhauerstraße 97 in Berlin-Wilmersdorf aufgestellt hat. Die Maschinen, die bis zum Umzug der Staatlichen Münze nach Reinickendorf in einem Keller verstaubten, wurden ihrer technikgeschichtlichen Bedeutung gemäß restauriert und vor Witterungseinflüssen konserviert. Mit ihrer Aufstellung will die Staatliche Münze auch im Außenbereich auf ihr Museum aufmerksam machen und die Palette der dort gezeigten Exponate bereichern. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Betriebsbesichtigungen sind nach Voranmeldung unter der Telefonnummer 030/231 40 639 möglich.

Helmut Caspar

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