Warteschlangen in der Museumsnacht vor der Berliner Münze



Münzdirektor Andreas Schikora und Münzdesigner Heinz Hoyer stellen die neuesten Erzeugnisse der Berliner Prägeanstalt, das silberne Zehn-Euro-Stück zur Achthundertjahrfeier Dresdens, und den aus dem gleichen Anlass gefertigten Numisbrief vor.



Wer hat schon Gelegenheit, selber eine Medaille zu prägen. In der Langen Nacht der Museen war die alte Spindelpresse dicht umlagert. Wer wollte, konnte sich hier als Münzmeister betätigen.



Helmut Caspar liest aus seinem neuesten Buch über die Geschichte der Berliner Münze. (Fotos: Caspar)

Mit einem solchen Besucheransturm hatte niemand von der Staatlichen Münze Berlin in der Langen Nacht der Museen gerechnet, weder mit Warteschlagen an der Kasse noch mit so vielen Leuten, die endlich einmal sehen wollten, wie unser Hartgeld geprägt wird. Die 300 Erinnerungsmedaillen an das nunmehr 20. Kulturspektakel, an dem sich der Traditionsbetrieb an der Ollenhauerstraße am 26. August 2006 zum erstenmal beteiligt hatte, und die jedem Besucher überreicht wurden, waren so schnell vergriffen, dass Münzdirektor Andreas Schikora zwischendurch noch weitere nachprägen lassen musste. Großes Interesse fand ein in der Geldfabrik für die PIN AG hergestellter Numisbrief, also die Kombination von Münze und Postwertzeichen auf einem Karton, der die Stadtansicht von Dresden mit dem Eingangsgebäude der Berliner Münze kombiniert und mit abgestempelten Postwertzeichen versehen ist. In diesen ist das mit dem Berliner Münzbuchstaben A versehene Zehn-Euro-Stück zur Achthundertjahrfeier Dresdens eingelassen. Münzdesigner Heinz Hoyer, der diese Silbermünze gestaltet hat, schilderte, was ihn bewog, die berühmte Silhouette von „Elbflorenz“ im Fluss spiegeln zu lassen, und zwar mit den 1945 beim Bombenangriff zerstörten Gebäuden.

Zum randvoll gepackten Programm der Langen Nacht in der Staatlichen Münze gehörte die Präsentation des neuen und am Museumsshop sowie im Buchhandel erhältlichen Buches „Vom Taler zum Euro – Die Berliner, ihr Geld und ihre Münze“ (Verlag Berlin Story, 240 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 14,85 Euro) durch den Autor Helmut Caspar sowie ein Lichtbildervortrag, in dem die Kunsthistorikerin Ingrid Hägele die im Betriebsarchiv der Staatlichen Münze Berlin aufbewahrten Schätze – Geldstücke, Medaillen, Modelle, Stempel – vorstellte. Nach der Aufarbeitung dieses wertvollen Bestandes zum Teil noch aus dem 18. Jahrhundert stammenden Erzeugnissen des 1280 erstmals erwähnten Betriebs ist die Herausgabe eines wissenschaftlichen Katalogs mit allen notwendigen Angaben zu jedem Exponat geplant. Die schönsten und interessantesten Stücke können im Münzmuseum betrachtet werden, das sich als jüngste Einrichtung würdig in die Berliner Museumslandschaft eingereiht hat und von den Berlinern begeistert angenommen wurde.

Helmut Caspar

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