Max und Moritz auf der Münze -
Neues Zehn-Euro-Stück erinnert an den vor 175 Jahren geborenen Maler, Grafiker und Dichter Wilhelm Busch


Othmar Kukulas Entwurf einer neuen Wilhelm-Buch-Münze erhielt im künstlerischen Wettbewerb den ersten Preis. (Foto: BMF)

Wer kennt sie nicht, die Lausbuben Max und Moritz, die der Witwe Bolte die Hühner aus der Pfanne angeln, oder dem Lehrer Lämpel Schießpulver in die Pfeife tun mit explosiver Wirkung, so dass „Nase, Hand, Gesicht und Ohren / sind so schwarz als wie die Mohren“. Schöpfer dieser und vieler anderer Bildergeschichten war der Maler und Grafiker Wilhelm Busch, der am 15. April 1832 in Wiesendahl bei Hannover geboren wurde und am 9. Januar 1904 in Mechtshausen bei Seesen starb. Ihm zu Ehren bringt 2007 die Bundesrepublik Deutschland eine neue Zehn-Euro-Münze heraus. Die Gestaltung des zum 175. Geburtstag des vielseitigen Künstlers geprägten Silberstücks war Gegenstand eines Wettbewerbs, aus dem Othmar Kukula (Neuhausen) als Sieger hervor ging. Auf der Bildseite ist Busch nach einem Selbstporträt mit langem Bart und breitkrempigem Hut dargestellt, die obligatorische Zigarre im Mund. Links und rechts hat Kukula den Kopf der „frommen Helene“, der Busch in einer populären Bildergeschichte mit tragischem Ausgang gewidmet hat, sowie die bösen Buben Max und Moritz dargestellt, die vor nichts und niemanden Respekt haben und daher am Ende ihrer sieben Streiche zu Schrot verarbeitet und von Gänsen aufgefressen werden.

Fast alle Einsendungen zu dem vom Berliner Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung veranstalteten künstlerischen Wettbewerbs bilden in verschiedenen Versionen Buschs Selbstporträt ab und gruppieren darum einige seiner Figuren. Beim Anblick der Münze muss man sich hinzudenken, dass Busch ein Mann mit mehreren Begabungen war. Er arbeitete sowohl als Maler und Grafiker als auch als Schriftsteller und Lyriker. Es gehört allerdings zu seiner Lebenstragik, dass er als Maler nicht so zum Zuge kam, wie er es sich erträumte. In autobiographischen Zeilen notierte er, dass er unter anderem in München an der Kunstakademie studiert hat, wo allerdings sein „flämisches Schifflein, das wohl auch schlecht gesteuert war, nicht recht zum Schwimmen“ kam, womit Busch seine Art, wie die alten Holländer zu malen, gemeint war. Um so angenehmer sei es im Künstlerverein gewesen, „ wo man sang und trank und sich nebenbei karikierend zu necken pflegte. Auch ich war solchen persönlichen Späßen nicht abgeneigt“.

Aus dem berühmten Maler Wilhelm Busch, um dessen Werke sich die großen Galerien reißen, wurde nichts, auch wenn von ihm an die tausend Gemälde überliefert sind. Dafür aber errang Busch als Zeichner und Erfinder tragikomischer Comics Weltruhm. Neben dem 1844 gezeichneten „Struwwelpeter“ des Frankfurter Nervenarztes Heinrich Hoffmann erlangten die 1865 von Busch geschaffenen Lausbubengeschichten von Max und Moritz unzählige Auflagen in vielen Sprachen.

Dass Wilhelm Busch ein kritischer Beobachter und Kommentator seiner Zeit und der Schwächen seiner oft in spießbürgerlicher Selbstgenügsamkeit verharrenden Mitmenschen war, sollte beim Spaß an Max und Moritz und den anderen Bildergeschchten nicht übersehen werden. Nur Fachleute wissen, dass Wilhelm Busch unter dem Einfluss von Heinrich Heine ein umfangreiches dichterisches Werk hinterlassen hat. Leider stehen seine Gedichtbände und autobiographischen Schriften wie auch seine Gemälde im Schatten jener Lausbubengeschichte, die nun zu numismatischen Ehren gelangt, oder auch anderer Titel wie Plisch und Plum (1882), Hans Huckebein (1867), Fipps der Affe (1879), Balduin Bählmann (1883) oder Maler Klecksel (1884). Der 175. Geburtstag des Künstlers wird ein guter Anlass sein, sich genauer mit Wilhelm Busch und seinem Werk zu befassen und ihn aus der Ecke des bloßen Verfassers lustiger Bilder und Verse zu holen. Der größte Teil des künstlerischen Nachlasses von Wilhelm Busch wird in einem eigenen, der Karikatur und kritischen Grafik gewidmeten Museum in Hannover aufbewahrt.

Helmut Caspar

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