„Goldfinger“ stand nicht mehr sicher -
Berliner Bauarbeiterfigur wird in der Bildgießerei Seiler wieder fit gemacht



Der Bauarbeiter, auch Goldfinger genannt, musste abgebaut werden und wird in Schöneiche bei Berlin repariert. (Foto: Caspar)

In der DDR wurden Bauarbeiter förmlich auf Händen getragen. Wer etwas werden wollte, ging am besten zum Bau, hieß es. Da nimmt es nicht Wunder, dass überall im östlichen Teil Berlins überlebensgroße Bauarbeiter oder auch Aufbauhelfer aufgestellt wurden. Eine 1968 von Gerhard Thieme geschaffene Bronzefigur beispielsweise schaute bis vor wenigen Tagen vom Bürgersteig vor dem ehemaligen VEB Kombinat Ingenieur-Hochbau Berlin in der Karl-Liebknecht-Straße 31 (Mitte) hinüber zum Alexanderplatz. Jetzt wird der Mann mit Helm, offener Jacke und Gummistiefeln, der prüfend durch Daumen und Zeigefinger der ausgestreckten rechten Hand blinzelt, als wolle er die Höhe eines Gebäudes ausmessen, in der Kunstgießerei Seiler in Schöneiche (Oder-Spree) repariert, in einem Traditionsbetrieb, der zuletzt die von Vandalen beschädigte Bronzefigur des Hauptmanns von Köpenick sowie Skulpturen vom Treptower Ehrenmal restauriert hat.

Das zu ebener Erde aufgestellte Monument war nicht mehr standsicher, weil die seinerzeit verwendeten Schrauben, mit denen es an einer doppelten Bodenplatte befestigt war, verrostet sind. „Man hat damals keine Schrauben und Muttern aus Edelstahl verwendet, sondern ganz gewöhnliches Eisen, und das ist mit den Jahren brüchig geworden“, sagt Metallrestaurator Jürgen Seiler. Mit der Denkmalpflege müsse jetzt geklärt werden, ob neben einer Reinigung des Monuments von Straßendreck auch eine fachgerechte Metallkonservierung einschließlich eines Wachsüberzugs vorgenommen wird, der einen guten Schutz vor Graffiti-Schmierereien darstellt. Fraglich sei auch, was mit der linken Hand des Bauarbeiters geschieht, deren Finger vom vielen Anfassen wie helles Gold glänzen, was der Figur den Spitznamen „Goldfinger“ eintrug. Er würde diesen „abgegriffenen“ Farbton so lassen, denn er sei nun einmal historisch. Aber es sei Sache der Denkmalpflege, ob eine dunkle Tönung vorgenommen wird oder nicht. Technisch sei das kein Problem.

Das Bezirksamt Mitte von Berlin rechnet mit Kosten von rund 8000 Euro, doch könnten es auch etwas mehr werden, sagt Werner Bahr vom zuständigen Gebäude- und Dienstleistungsmanagement. Wann der Bauarbeiter, ein interessantes Zeugnis der Denkmalskunst der DDR, wieder aufgestellt wird, sei noch nicht klar, aber in ein paar Wochen werde er wieder durch Daumen und Zeigefinger hinüber zum Alex blicken, und zwar standsicher.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"