Generale der Befreiungskriege
am falschen Ort -
Neue Gedenktafel im Prinzessinnengarten Unter den Linden schildert ursprüngliche Aufstellung von fünf Standbildern



Gerhard David von Scharnhorst (1755-1813) war einer der führenden Köpfe der politischen und militärischen Erneuerung Preußens vor 200 Jahren. Das von Christian Daniel Rauch geschaffene Marmordenkmal gehört zum Besten, was die Berliner Bildhauerkunst hervor gebracht hat. (Foto: Caspar)

In einer kleinen Feierstunde wurde gestern im vorderen Teil des Prinzessinnengartens an der Straße Unter den Linden eine Gedenktafel enthüllt. Sie befindet sich zwischen den Marmordenkmälern der Generale der Befreiungskriege, Bülow und Scharnhorst, und erinnert daran, dass die von dem Bildhauer Christian Daniel Rauch im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. geschaffenen und 1822 aufgestellten Skulpturen ursprünglich anderswo, nämlich beiderseits von Schinkels Neuer Wache schräg gegenüber, gestanden haben und nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach umgesetzt wurden beziehungsweise in Depots verschwunden waren. Auch den ebenfalls von Rauch zwischen 1826 und 1855 geschaffenen Bronzestandbildern der preußischen Militärs Blücher, Gneisenau und Yorck von Wartenburg wurden nach längerer Anwesenheit 1961 im hinteren Teil des Prinzessinnengartens neue, aber ungünstige Plätze zugewiesen.

Die von dem Bildhauer Reinhard Jacob gestaltete Gedenktafel schildert die ursprüngliche Aufstellung und erinnert an den recht ruppigen Umgang der DDR-Machthaber mit Meisterwerken der Berliner Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts. Die Aufstellung der preußischen Militärs ohne das Bülow-Denkmal erfolgte weniger aus Liebe zur Kunst, sondern weil man der im grauen Rock paradierenden Nationalen Volksarmee der DDR so etwas wie historische Legitimation verschaffen wollte. Immerhin gab es in der DDR einen Scharnhorst- und einen Blücherorden.

Klaus von Krosigk vom Berliner Landesdenkmalamt erinnerte daran, dass in den frühen 1990er Jahren bei der Umgestaltung der Neuen Wache zur Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf Drängen der Erben von Käthe Kollwitz die Aufstellung der inzwischen restaurierten Generale Scharnhorst und Bülow beiderseits des Wachgebäudes unterblieb. Angeblich würden sich die Militärs nicht mit der vergrößerten Nachbildung der in der Gedenkhalle aufgestellten Kollwitz-Plastik „Mutter mit totem Sohn“ vertragen, wurde damals in Übereinstimmung mit Bundeskanzler Helmut Kohl argumentiert. „Man darf hoffen, dass die Schönheit der Marmorfiguren die Berliner Öffentlichkeit und die Politik soweit berühren, dass vielleicht in einigen Jahren eine Rückführung der Scharnhorst- und Bülowfigur an ihren ursprünglichen und von Schinkel und Rauch konzipierten Standort möglich wird“, sagte von Krosigk. 2015 erlösche das Urheberrecht am künstlerischen Nachlass von Käthe Kollwitz. Zumindest dann, aber besser noch davor sollte über die Umsetzung von Scharnhorst und Bülow und damit auch die Rückkehr der anderen Generalsfiguren an den vorderen Rand des Prinzessinnengartens diskutiert werden. Klaus von Krosigk zufolge erhalten die Marmorgeneräle, die gegenwärtig von Graffitispuren befreit werden und deshalb eingehaust sind, demnächst ein Schutzgitter. Dergleichen habe sich beim Reiterdenkmal Friedrichs des Großen Unter den Linden gut bewährt. Alle 25 auf der Schlossbrücke, dem Lindenboulevard sowie auf dem Gendarmenmarkt, aber auch im Bereich der Universität und auf dem Wilhelmplatz aufgestellten Standbilder würden in den kommenden Jahren gereinigt und, wo notwendig, restauriert. Aktuell werde bei den Bronzestandbildern von Blücher, Yorck von Wartenburg und Gneisenau geprüft, wie umfangreich eine beabsichtigte Restaurierung ausfallen und was sie kosten wird.

Helmut Caspar

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