Denkmalsockel als Abschussrampe -
Humboldt-Universität konnte Marmordenkmäler vor ihrer Tür wegen der Straßenbauarbeiten nicht einhausen



Von Silvesterknallern verdreckt ist Unter den Linden der Marmorsockel des Denkmals Wilhelm von Humboldts. (Foto: Caspar)

Die Humboldt-Universität bereitet sich auf ihr 200jähriges Gründungjubiläum vor. Das wird zwar erst in vier Jahren gefeiert, doch schon jetzt kann man in einer Ausstellung im Foyer des Hauptgebäudes Unter den Linden die Umstände kennenlernen, die 1810 zur Gründung der damaligen Friedrich-Wilhelms-Universität führten. Unglücklicherweise wurde die Alma mater in diesem Herbst daran gehindert, die Denkmäler ihrer Gründerväter und Namensgeber Wilhelm und Alexander von Humboldt durch Holzhäuschen vor den Unbilden winterlichen Wetters zu schützen. "Der Verzicht auf den Frostschutz ist Resultat unglücklicher Umstände. Weil die Straße vor der Universität wegen der Erneuerungsarbeiten aufgerissen wurde, konnten wir die Figuren diesmal nicht einhausen. Normalerweise erfolgt die Maßnahme Anfang November, doch da war leider alles schon vorbei", ärgert sich Universitäts-Kustodin Angelika Keune. "Hätte man uns rechtzeitig informiert, dann hätten wir die Figuren vor dem üblichen Termin eingehaust, und dann wäre den Figuren mancher Straßendreck, Regen, Eis und Schnee erspart geblieben."

Seit über 20 Jahren trage die Holzverkleidung zur Lebensverlängerung der 1883 enthüllten Figuren bei, weil Schmelzwasser in den Marmor nicht eindringen kann und es bei Frost auch nicht zur Aufsprengung des empfindlichen Materials kommt, ergänzt die Kunsthistorikerin. "Durch die Einhausung wäre verhindert worden, dass der Sockel, auf dem Wilhelm von Humboldt thront, als Abschussrampe für Silvesterknaller missbraucht wurde. Die braunen und roten Ablagerungen sollen beseitigt werden, sobald der Frost vorüber ist. Dann sollen auch einige Ausbesserungen an den Figuren vorgenommen werden, etwa die Ergänzung eines abgehackten Fingers bei Wilhelm von Humboldt. Eigentlich hätten die Restaurierungsarbeiten unter den Einhausungen erfolgen sollen, doch da der Straßenbau der Universität einen Strich durch die Planung gemacht hat, müssen die marmornen Namensgeber im Vorgarten auf Pflegemaßnahmen noch ein paar Wochen warten.

Helmut Caspar

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