Klassiker für Kunstfreunde und Architekturhistoriker -
Neuer „Dehio Berlin“ listet tausende historische Bauten und Denkmäler auf



Die ehemalige Tierarzneischule auf dem Charité-Gelände im Bezirk Mitte, auch Trichinentempel genannt, wartet auf die Sanierung. Mit der Restaurierung einer Probeachse an der vorderen Ecke wurde ein Anfang gemacht. (Foto: Caspar)

Das Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler ist ein beliebter und unerläßlicher Wegbegleiter für alle, die sich für historische Bauten, Denkmäler und andere Kunstwerke im öffentlichen Raum interessieren oder mit ihnen beruflich zu tun haben. Erstmals veröffentlicht vor genau einhundert Jahren von dem bedeutenden Kunsthistoriker Georg Dehio (1850-1932) und auch nach ihm benannt, beschreibt und bewertet dieser Klassiker unter den kunstgeschichtlichen Nachschlagewerken in präzisen, aber knappen Texten eine Fülle historischer Zeugnisse - Kirchen, Klöster und Rathäuser, Burgen, Schlösser, Wohnhäuser, technische Anlagen, Gärten und vieles mehr.

In nunmehr dritter Auflage liegt seit kurzem der „Dehio Berlin“ vor. Schon 1994 und 2000 war das von namhaften Experten verfasste Buch herausgebracht worden, und jedesmal schwoll sein Umfang an. Dies auch deshalb, weil bisher unbeachtete Objekte wie Bauten aus der Kaiserzeit oder solche aus den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts in das Buch aufgenommen wurden und damit sozusagen den „Dehio-Adel“ erhielten. So erreicht die dritte Auflage beachtliche 746 Seiten, bleibt aber, da sie auf dünnem Papier gedruckt ist, weiterhin handlich und passt sogar in jede Manteltasche.

Das Handbuch berücksichtigt, dass die Zahl der Berliner Bezirke vor ein paar Jahren reduziert wurde. Die Aufgliederung erleichtert die Suche nach Bauten und ortsfesten Kunstwerken, von denen man schon immer wissen wollte, wer sie zu welchem Zweck geschaffen hat und ob sie sich noch im Originalzustand befinden. Illustriert wird das Buch durch zahlreiche Pläne und Grundrisse. Es besitzt außerdem ein kleines Fachwörterlexikon und wird durch ein Künstler- und ein Objektverzeichnis erschlossen.

Vorgestellt wurde das Handbuch in einem besonderen Klassiker der Berliner Bau- und Wissenschaftsgeschichte, dem so genannten Trichinentempel auf dem Charité-Gelände. Erbaut im späten 18. Jahrhundert von Carl Gotthard Langhans, dem Schöpfer des Brandenburger Tores, diente der tempelartige Bau mit runder Kuppel der Ausbildung von Tierärzten. Da diese mit allerhand Ungeziefer und Bakterien zu tun hatten, bürgerte sich im Volksmund der Spitzname Trichinentempel ein. Seit Jahren mühen sich die Humboldt-Universität und die Freie Universität um den Erhalt des Vorlesungsgebäudes, dessen kreisrunder Hauptraum wie ein Amphitheater mit steil ansteigenden Sitzreihen gestaltet und weitgehend im Originalzustand erhalten ist. Einer der Sponsoren ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die allein in Berlin über einhundert Objekte fördert. Bei der immensen Aufgabe sind die Möglichkeiten dieser vor allem aus Mitteln der Glücksspirale und aus unzähligen Spenden kulturbewusster Bürger finanzierten Stiftung leider nur begrenzt. Weshalb auch bei der Vorstellung des neuen Dehio-Bandes auch der Aufruf an die Leserschaft und die Öffentlichkeit erging, die weitere Gefährdung des Hauses etwa durch eindringendes Regenwasser nicht zuzulassen. Dass es nicht aus den Augen des Denkmalschutzes geraten ist, zeigt frische Farbe an einer Fassadenachse. So hell soll einmal das ganze Haus, eine Inkunabel klassizistischen Bauens, aussehen. Das neue „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Berlin“ erschien im Deutschen Kunstverlag München und Berlin und kostet 45 Euro (ISBN 3-422-03111-1).

Helmut Caspar

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